Rhein-Pfalz Kreis „Gekocht wird immer für 20“

«Ludwigshafen.»Sechs Männer leben im Oggersheimer Kloster. Sie tragen Kutten, sind aber keine Mönche. Sie beten und essen gemeinsam, doch hat jeder unterschiedliche Aufgaben. Einer kocht, der nächste ist Pfarrer und Wojciech Kordas promovierter Moraltheologe. Der 53-jährige Pater führt uns durch Klosterräume und überrascht mit seinem Hobby.

Das Kloster der Minoriten ist ein schmuckloses Gebäude neben der Wallfahrtskirche. Auch im Inneren herrscht karge Bescheidenheit. Pater Wojciech, glattrasiert, mit Brille, bittet ins Besprechungszimmer. Es ist still. Schließlich wohnen nur sechs Personen hier. „Wir nutzen nicht alle Räume, denn wir zahlen dem Bistum Miete“, sagt Wojciech. Der Pater trägt eine schwarze Kutte und um die Taille einen hellen Strick, wie bei den Franziskaner-Minoriten üblich. Die Kapuze seines Habits ist nicht so groß wie bei den anderen Ordensleuten der Franziskaner: den Braunen Franziskanern und den Kapuzinern. Wojciech hat keinen Ordensnamen. „Der ist im Franziskanerorden nicht mehr gebräuchlich. Wir behalten unsere Taufnamen. Wojciech entspricht dem deutschen Adalbert“, erläutert der Sohn eines Kaufmanns und einer Kindergärtnerin, der 1965 im Kreis Breslau (Polen) geboren wurde. Der Theologe zeigt die Klosterkapelle: ein schlichter Raum mit modernen Reliefs. Ebenfalls schmucklos, aus hellem Holz ist der Beichtstuhl am Eingang. Den können Menschen unter der Woche ohne Anmeldung nutzen. „Es genügt, die Beichtglocke zu drücken“, dann komme ein Beichtvater und nehme die Beichte ab. „Jeden Tag“, sagt Wojciech, „machen viele Menschen“ davon Gebrauch. Das Essen ist fertig. Der Gast wird zu Tisch gebeten. Vom Essen bleibt viel übrig. „Alexander kocht immer für 20 Personen“, scherzt Klosterleiter Pater Darek. Doch es ist kein Scherz. Denn an der Klosterpforte steht ein Tisch mit zwei Stühlen. „Hier können Bedürftige ungestört essen“, sagt Bruder Alexander. Er wisse halt nicht, ob und wie viele Menschen vorbeikommen. Deshalb soll genug für alle da sein. Wojciech Kordas spricht – außer seiner Muttersprache Polnisch – noch fünf Sprachen: Deutsch, Italienisch, Englisch, Russisch, Französisch. Darauf angesprochen, wehrt er bescheiden ab: „Nur Brocken von einigen.“ Die Information stammt von einem protestantischen Kollegen. Dass er im Kloster nicht nur betet und die Mahlzeiten einnimmt, sagt Wojciech jedoch selbst. Er arbeite in der innerstädtischen Pfarrei als Kooperator, „sozusagen als rechte Hand“ vom Dekan, vor allem in der Seelsorge. Weil er kein großes Aufheben um die eigene Person macht, lässt sich seine Biografie nur skizzieren: Philosophiestudium in Krakau, Abschluss des Theologiestudiums in Fribourg (Schweiz) als Lizenziat in Moraltheologie, 2001 die Promotion. Kordas belegt Sprachkurse in Russland und den USA, 2011 einen Italienisch-Kurs in Assisi. Hier führt er Touristen durch die Basilika San Franceso und dient, wie er sagt, als Wallfahrtsseelsorger. In dem vorwiegend von Moslems bewohnten Usbekistan in Zentralasien lebt Wojciech acht Jahre lang. In der Apostolischen Administratur ist er Ansprechpartner für den interreligiösen Dialog. Von dieser Zeit, „als wir eine Ordenskirche bauten und ich dort Pfarrer war“, schwärmt Wojciech Kordas – allerdings verhalten, wie es seine Art ist. Heute ist sein Zeitplan durcheinandergeraten. Die Unterhaltung hat doch länger gedauert. Auf die Routinefrage nach einem Hobby überrascht er: Er mag Jazz und besuche Konzerte. Auch spiele er Tenor-Saxofon, sagt er lächelnd. Und an der Städtischen Musikschule „verbessere ich meine Technik“.

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