Rhein-Pfalz Kreis Gegen den Landarztmangel

Viele niedergelassene Ärzte auf dem Land, vor allem Allgemeinmediziner, haben Probleme, Kollegen für ihre Praxen oder Nachfolger zu finden. Ein Beitrag zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in der Fläche soll ein Weiterbildungsverbund leisten, der am Donnerstag zwischen dem Kreiskrankenhaus Grünstadt und acht Allgemeinmedizinern geschlossen wurde.

„Junge Ärzte scheuen oft die Selbstständigkeit mit 80-Stunden-Wochen und ziehen eher in die Stadt“, erläuterte Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU). Die qualitativ gute und nahe hausärztliche Versorgung der Bevölkerung müsse aber erhalten bleiben. Im Landkreis Bad Dürkheim gibt es 122 Hausärzte. 70 (57 Prozent) von ihnen sind 55 Jahre und älter, darunter 28 (23 Prozent) jenseits des 65. Geburtstags. Kreisweit haben sechs Dörfer keine Hausarztpraxis, darunter Altleiningen, Battenberg und Neuleiningen. In Grünstadt gibt es zehn Allgemeinmediziner. Dem Kreiskrankenhaus, das für das Modellprojekt ,Sektorenübergreifendes Gesundheitszentrum’ ausgewählt wurde, sei es nun mit Unterstützung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) gelungen, acht Hausarztpraxen aus Stadt und Umland für den Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Grünstadt-Leiningerland zu gewinnen, berichtete Ihlenfeld. „Damit wird die Ausbildung einfacher und attraktiver“, sagte Sandra Goldzinski von der KV. Bislang müssten junge Ärzte – aktuell seien es 300 in Rheinland-Pfalz – die erforderlichen Abschnitte ihrer Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin selber organisieren, sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich. Jetzt könne eine lückenlose Komplettlösung ohne wiederkehrende Bewerbungen angeboten werden, was Planungssicherheit biete. Die Praxen können damit potenzielle Nachfolger finden und erhalten für die Aufnahme eines Arztes in Weiterbildung eine monatliche Förderung von bis zu 4800 Euro. Das Krankenhaus bekommt maximal 1360 Euro pro Monat. KV-Mitarbeiterin Nadja Moreno sprach von einem „Nachbesetzungsbedarf von 58 Prozent“ in den nächsten drei bis fünf Jahren. Dabei müssten für zwei ausscheidende Ärzte drei neue gefunden werden, weil der Trend zur Teilzeitarbeit gehe. Nur noch 49 Prozent aller Praxen in Rheinland-Pfalz würden von einem einzelnen Arzt geführt, „und inzwischen sind 22 Prozent nicht mehr selbstständige, sondern angestellte Mediziner“, berichtete sie. Alexander Reidick (Grünstadt) sagte: „Wir alten Hausärzte sind noch Idealisten.“ Offenbar müssen aber noch manche Stolpersteine weggeräumt werden. Die Medizinerin Sonja Lehnert erzählte: „Wir hatten eine Weiterbildungsassistentin nach ihrer Prüfung einige Wochen weiterbeschäftigt, bis sie sich in Bad Dürkheim niederlassen konnte. Das war alles telefonisch mit der KV geklärt. Jetzt, zwei Jahre später, heißt es, wir hätten das nicht ordnungsgemäß angemeldet und unberechtigt Gewinn erzielt. Wir sollen 1200 Euro Strafe zahlen.“ Sie habe Widerspruch eingelegt. Der Verbund besteht aus dem Kreiskrankenhaus Grünstadt und den Ärzten Gabriele Behr, Karsten Bischoff, Jens Galan, Sonja Lehnert, Alexander Reidick (alle Grünstadt), Christine Blattner (Hettenleidelheim), Michael Gurr (Eisenberg), Volker Gaus (Freinsheim) und Ulrich Geibel (Lambsheim).

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