Frankenthal „Für ein Spiel zaubern“

Genießt es, dass am Freitagabend kein großer Wert auf die Defensive gelegt wird: Matthias Witthaus.
Genießt es, dass am Freitagabend kein großer Wert auf die Defensive gelegt wird: Matthias Witthaus.

Matthias Witthaus gehört seit einigen Jahren zum Stammpersonal beim Spiel „Hockey gegen Krebs“, das am Freitag wieder in der Halle Am Kanal in Frankenthal stattfindet. Im Interview spricht der zweimalige Olympiasieger über das Treffen mit alten Weggefährten, den Moment, wenn einen doch der sportliche Ehrgeiz packt, und den Genuss eines Spiels losgelöst von taktischen Zwängen.

Herr Witthaus, laut Organisator Axel Schröder gehören Sie bei „Hockey gegen Krebs“ zu den treffsichersten Schützen. Wie kommt’s?

Puuh, das weiß ich gar nicht. Philip Sunkel trifft ja auch immer ganz gut. Das ist aber gar nicht das Entscheidende. Es geht um den guten Zweck und dass viele Spenden eingehen. Und wenn ich diesmal mit null Toren heimfahre und der Erlös höher ist als im vergangenen Jahr, dann ist das auch gut. Was macht für Sie den Reiz der Veranstaltung aus? Der gute Zweck, ganz klar. Deshalb nehmen wir alle auch die etwas weiteren Anfahrten in Kauf, ich zum Beispiel komme aus Hamburg. Das Spiel ist mittlerweile zu einem netten Kultevent geworden. Man trifft viele Wegbegleiter. Es stehen viele Leute auf dem Platz, denen man im Laufe der Karriere immer wieder begegnet ist. Und es macht Spaß, für ein Spiel zu zaubern. Zum wievielten Mal sind Sie dabei? Oh, ich glaube zum vierten oder fünften Mal. Auf wen freuen Sie sich am meisten? Auf die alten Kumpels aus der Nationalmannschaft wie Tibor Weißenborn und Christian Mayerhöfer. Mit Christian bin ich gemeinsam Weltmeister geworden. Warum engagieren Sie sich bei „Hockey gegen Krebs“? Ich war bei den ersten Spielen nicht dabei. Da war ich noch in der Nationalmannschaft aktiv, und da gab es immer terminliche Überschneidungen. Als es dann gepasst hat, habe ich es auch als Ehre empfunden, dabei sein zu dürfen. Wenn man Gutes tun kann, macht man das gerne. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Spiel bei Hockey gegen Krebs? Ja. Natürlich geht’s bei dem Spiel nicht ums Gewinnen oder Verlieren. Aber das Team „Champions“, in dem ich spiele, will natürlich den Nimbus der Unbesiegbarkeit so lange wie möglich verteidigen. Am Anfang sind alle noch locker, aber dann kommt irgendwann der Ehrgeiz durch. Hockey losgelöst von taktischen Zwängen – als Trainer dürfen Sie da nicht so genau hinschauen, oder? Nö, überhaupt nicht. Als Trainer lege ich ja gezwungenermaßen viel Wert auf die Defensive. Und bei dem Spiel ist das überhaupt nicht der Fall. Das genieße ich sehr. Von diesen Spielen hatte ich in meiner Karriere nicht so viele. (lacht) Im vergangenen Jahr fand das Spiel zum ersten Mal in Frankenthal statt. Wie war die Atmosphäre? Also, es war überall schön. Aber in Frankenthal waren die meisten Zuschauer. Axel Schröder hat bei der Organisation auch einen unheimlichen Aufwand betrieben. Sie kommen gerne in die Pfalz? Ja. Ich habe vier Jahre lang beim Mannheimer HC gespielt. Meine Frau und ich sind dann immer in die Pfalz gefahren, haben guten Wein getrunken und die Seele baumeln lassen. Und Sie nehmen wieder Wein mit an die Elbe? Das muss ich nicht. Wein aus der Pfalz ist mittlerweile so bekannt, dass man ihn auch in Hamburg kaufen kann. Und die Party nach dem Spiel lassen Sie sich auch nicht entgehen, oder? Ne, nie. Ich kenne ja meine Pappenheimer. Im Anschluss wird immer noch ein Bierchen getrunken und gefachsimpelt. Noch ein kleiner Schlenker zum aktuellen sportlichen Geschehen. Sie haben mit Lauritz Fuchs und Paul Zettler zwei ehemalige Frankenthaler bei Polo Hamburg in der Mannschaft. Wie machen sich die beiden? Total gut. Beide sind noch sehr jung. Da ist es auch nicht einfach, das erste Mal so weit von zu Hause weg. Das ist ein großer Schritt. Aber die beiden haben das gut gemacht, gerade Paul fühlt sich wohl. Lauritz hat sich am Anfang etwas schwer getan. Beide spielen bei unseren Planungen für die Zukunft eine große Rolle. Zur Person Matthias Witthaus wurde am 11. Oktober 1982 in Oberhausen geboren. Der Stürmer ist Rekordnationalspieler der deutschen Hockey-Nationalmannschaft (356 Länderspiele auf dem Feld und in der Halle). Seine Karriere begann er beim HTC Uhlenhorst Mülheim. In Deutschland war er für den Crefelder HTC, den Mannheimer HC und den Hamburger Polo Club aktiv. In Spanien spielte Witthaus für Atletico Terrassa und Real Club de Polo de Barcelona. Zu seinen zahlreichen Erfolgen mit der Nationalmannschaft gehören unter anderem zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 2008 und 2012. Aktuell ist er Trainer der ersten Herrenmannschaft des Hamburger Polo Clubs. | Interview: Christian TreptowDOPPELTERZEILENUMBRUCH

x