Frankenthal Freie Fahrt nach Altenkirchen

Ein wachsames Auge auf die Steuerungstechnik haben (von links) Andreas Hornung und Konrad Kost von den Modelleisenbahnfreunden.
Ein wachsames Auge auf die Steuerungstechnik haben (von links) Andreas Hornung und Konrad Kost von den Modelleisenbahnfreunden. Rechts im Bild: die Besucher Volker Au (rechts) und Matteo Kraus aus Roxheim .

Auf über 900 Metern Gleisen fuhren am Samstag rund 30 Züge durch das Vereinsheim der Modelleisenbahnfreunde Frankenthal. Bei der langen Nacht der Modelleisenbahn konnten Besucher die Anlage des Vereins kennenlernen und sich über das Hobby austauschen.

Mit rund zwei Kilometern pro Stunde fährt ein ICE durch den Bahnhof Bonn, weiter durch malerische Dörfer, unterirdische Gleiswendel und durch Tunnel und Brücken in den Bahnhof Altenkirchen. Das ist selbstverständlich keine echte Strecke, sondern die Tour durch die Anlage der Modelleisenbahnfreunde Frankenthal. Zahlreiche interessierte Besucher sind am Samstagabend da, vor allem Kinder jeden Alters. Sie alle lieben die fahrenden Modelle und schauen ihnen ganz fasziniert nach, wenn sie an ihnen vorbeifahren. Auch Besucher der älteren Generation hat es nach Mörsch verschlagen. Viele von ihnen kennen die Modelleisenbahn noch aus ihrer Kindheit und beschäftigen sich in ihrer Freizeit damit. Auch zwei ehemalige und einen noch aktiven Lokführer hat es gereizt, sich die Ausstellung in Mörsch anzuschauen. Als Mitglied der Kurpfalzrunde, einer losen Vereinigung von Modelleisenbahn-Vereinen, nimmt der Verein erstmals an der langen Nacht der Modelleisenbahn teil, an der zahlreiche weitere Vereine im Saarland, der Pfalz und Baden-Württemberg gleichzeitig ihre Pforten öffnen. Sie wollen Besuchern ihre „Fantasieanlagen“ zeigen und zum Staunen, Informieren und Fachsimpeln einladen. In dem rund 170 Quadratmeter großen Raum des Vereins haben sich die Mitglieder eine Anlage mit 950 Metern Gleisen und 350 Weichen gebaut. Dazu zählen mehrere Bahnhöfe, eine U-Bahn-Linie, eine Omnibusstrecke sowie eine Straßenbahnlinie. Jedes Detail der sogenannten H0-Anlage, von den Zügen über Bäume und kleine Menschen bis hin zu den Häusern, ist im Maßstab von 1:87 nachgebildet. Auch die Geschwindigkeit hält sich an reale Begebenheiten. Wenn ein Zug über eine Weiche oder in einen Bahnhof fahre, müsse er langsamer machen, erzählte Vorstandsvorsitzender Rainer Willem. Diese Liebe zum Detail hat ihren Preis. Die Anlage des Frankenthaler Vereins hat nach eigenen Angaben rund 90.000 Euro gekostet, dazu kommen noch circa 20.000 Euro für die Fahrzeuge. Um die Anlage immer weiter ausbauen zu können, veranstaltet der Verein viermal im Jahr eine Modelleisenbahn-Börse. „So eine Anlage wird nie fertig“, meint Willem, Die lange Nacht der Modelleisenbahn solle vor allem Impulse für die Jugendarbeit bringen. Drei Jugendliche sind gerade dabei, eine N-Anlage, das heißt, eine Anlage im Maßstab 1:160 mit einer Gleisspurweite von neun Millimetern, aufzubauen. Im Sommer 2016 hatten sie mit der Planung begonnen, bis zu den Frankenthaler Modelleisenbahntagen am 8. und 9. Dezember sollen auf der Strecke Züge fahren. Dafür sind Matti, Konrad und Nils kräftig am Arbeiten und verbringen soviel Zeit wie möglich bei ihrer Anlage. Der 14-jährige Matti aus Lambsheim war „schon immer bahninteressiert“, für ihn hatte die Mitgliedschaft im Verein 2012 mit einer Ausstellung des Modelleisenbahnfreunde im Erkenbert-Museum angefangen. Auch zu Hause hat er nun eine eigene Anlage im Bau. Die zwölfjährigen Frankenthaler Nils und Konrad haben die Faszination von ihren Vätern geerbt. Beide sind seit drei beziehungsweise zwei Jahren im Verein. Bei der langen Nacht der Modelleisenbahn zeigen sie den Kindern, wie sie eine manuell betriebene Anlage steuern. Die Veranstalter, allen voran Rainer Willem, zeigen sich äußerst zufrieden mit der Resonanz, denn mit so viel Andrang hatte der Verein nicht gerechnet.

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