Frankenthal „Frankenthals Geschichte passt ins Konzept“

Ein Teil der Handlung in Andrea Liebers Kinderbuch spielt in der Frankenthaler Buchhandlung „Der Goldene Schnitt“. Zu einer Lesu
Ein Teil der Handlung in Andrea Liebers Kinderbuch spielt in der Frankenthaler Buchhandlung »Der Goldene Schnitt«. Zu einer Lesung kamen am Freitag gut 20 Zuhörer dorthin.

Die Frankenthaler Buchhandlung „Der Goldene Schnitt“ war am Freitagnachmittag nicht nur Ort der Lesung von Andrea Liebers. Auch die Passage, die die Autorin aus dem unlängst erschienenen dritten Band ihrer abenteuerlichen Fantasygeschichte „Das Gold der Nibelungen“ ausgewählt hatte, spielt dort. Unter den Büchern zu spirituellen Themen findet sich nämlich ein uralter Abwehrzauber. Wir sprachen mit der Heidelbergerin über zeitgemäße Vermittlung von Sagen und den Frankenthaler Klostergründer Erkenbert.

Frau Liebers, in „Das Gold der Nibelungen“ verbinden Sie eine abenteuerliche Fantasyhandlung mit der Märchen- und Sagenwelt rund um das Nibelungenlied und dem Reich von Zwergen und Feen. Ist die Fantasyliteratur für Sie das geeignete Genre, Lesern einen zeitgemäßen Zugang zu Sagen und Märchen zu bieten?

Ich schreibe seit rund 25 Jahren Bücher für Kinder und Jugendliche. Damals schon fing ich an mit der Verwebung von Historie, Sagen und Realität, und genau diese Mischung kam gut an, vor allem da echte Geschichte dabei ist. Viele Leser, auch ganze Klassen in den Schulen, haben die erwähnten Orte richtig abgelaufen und hatten viel Spaß dabei. Der dritte Teil ihrer Nibelungengeschichte spielt neben Lorsch und Worms auch in Frankenthal. Sie selbst leben in Heidelberg. Woher kommt dieser neue regionalen Schwerpunkt? Heidelberg, Worms, Darmstadt, Mannheim und Karlsruhe habe ich schon abgeklappert. Nun wollte ich mich in die Pfalz vorwagen. Die Konzentration auf Frankenthal hängt auch damit zusammen, dass ich dort schon in mehreren Schulen mit meiner Schreibwerkstatt zu Gast war. Im vierten und letzten Teil der Geschichte soll Frankenthal noch stärker in den Fokus rücken. Wie und warum? Ja, im gerade in Arbeit befindlichen vierten Teil wird Frankenthal im Mittelpunkt stehen. Bei meinen Recherchen zur Geschichte der Stadt habe ich einige Aspekte entdeckt, an denen ich Gefallen fand und die bestens ins Konzept meiner Geschichte passen: alte Urweltfunde wie die Mammutzähne zum Beispiel, auch die Entstehungsgeschichte des Klosters sowie das damals dort befindliche Skriptorium, also eine Schreibwerkstatt des Mittelalters. Auch Erkenbert, den aus Worms stammenden sagenumwobenen Gründer des Frankenthaler Augustinerchorherrenklosters, beziehen Sie in die Handlung ein. Frankenthal feiert 2019 die exakt 900 Jahre zurückliegende Gründung des Klosters. Ist dieser Zusammenhang Absicht? Erkenberts Lebensgeschichte mit seinen Visionen und seiner Absage an materielles Leben, an Gier und Hass, passt hervorragend in meinen Erzählstrang hinein. Zudem sind beispielsweise am alten Klosterportal Fabelwesen in der Art von Drachen, die ja auch eine bedeutende Rolle in meiner Geschichte einnehmen, zu identifizieren, ebenso wie auch in einigen Initialen der im Frankenthaler Skriptorium entstandenen berühmten Wormser Bibel. Ein Bezug zum Jubiläum ist reiner Zufall, war vorher absolut nicht kalkuliert, kann aber jetzt dennoch als reizvolle Parallelität gewertet werden. Was möchten Sie den jungen Lesern ihrer drei beziehungsweise bald vier Bücher zum „Gold der Nibelungen“ für einen Ratschlag auf den Weg geben? Dass Gold und Besitz nicht alles ist, für das es sich zu leben lohnt. | Interview: Dieter König

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