Frankenthal Frankenthal: Verständigungsprobleme im Krankenhaus

Patienten – hier eine Szene aus der Kardiologie – werde die Behandlung in manchen Fällen nicht ausreichend erklärt, kritisiert H
Patienten – hier eine Szene aus der Kardiologie – werde die Behandlung in manchen Fällen nicht ausreichend erklärt, kritisiert Heidi Junker.

Patientenfürsprecherin tritt zurück

Dass es bei der Verständigung hapere, dass es Kommunikationsprobleme gebe – dafür nannte Heidi Junker vor dem Krankenhausausschuss Beispiele. So sei ein Arzt, der Schwierigkeiten mit dem Deutschen habe, schon vor zwei Jahren aufgefordert worden, eine Schulung zu absolvieren. Dem sei er aber bisher nicht gefolgt, kritisierte die Patientenfürsprecherin. Die Beschwerde, dass ärztliches Personal „nicht zu verstehen sei“, habe sie mehrfach gehört. Es gehe auch nicht, eine Patientin deshalb, weil sie Pfälzisch spreche, „unwirsch abzufertigen“. Von Alten- und Pflegeheimen komme mit Blick auf die Stadtklinik die Beschwerde, dass „Arztbriefe oft unleserlich“ seien, sagte Junker. Zudem gebe es, wohl auch stressbedingt, allgemeine Kommunikationsprobleme, widersprüchliche Aussagen und Anweisungen. So liege ihr eine Beschwerde darüber vor, dass einem Patienten zwei Tage lang „falsche Medikamente“ gegeben worden seien; von Klinikseite sei das aber „vehement bestritten“ worden. Als weitere Kritikpunkte nannte Junker unter anderem den deutlichen Renovierungsbedarf in den Krankenzimmern, das „Dauerthema kaltes Essen“ und auch „kaltes Brot“, Wartezeiten von zum Teil mehreren Tagen bei speziellen Untersuchungen wie etwa Röntgen oder MRT (Magnetresonanzromographie) und das Problemfeld „Sauberkeit und Hygiene“: So wünschten Patienten in bestimmten Fällen eine gründlichere Zimmerreinigung. „2017 hörte ich öfter, dass Patienten unzufrieden sind und nicht mehr in die Stadtklinik wollen“, sagte Junker. 81 Beschwerden habe sie bearbeitetet, 45 waren es 2016. Gemessen an der Gesamtzahl der Patienten sei das „kein hoher Prozentsatz“. Dennoch beunruhige sie der deutliche Anstieg sehr. Und es falle auf, dass seit Jahren immer wieder dieselben Problemfelder angesprochen würden, ohne dass sich etwas wesentlich verbessere: Kommunikation, Sauberkeit, hohe Belastung des Personals. Reaktionen der Stadtklinik-Verantwortlichen erfahre sie teilweise „nur aus der Zeitung“. Da könne sie sich „nicht ernst genommen fühlen“, sagte Junker – ihr Amt stelle sie daher „ab sofort zur Verfügung“. Man habe mit knappen Ressourcen zu kämpfen, räumte daraufhin Bürgermeister Andreas Schwarz (SPD) als Krankenhausdezernent ein. Dennoch dürften bestimmte Fehler nicht passieren. Da Junkers Bericht nicht vollständig vorgelegen habe, werde man zu einigen Kritikpunkten erst später Stellung nehmen können. Ralf Kraut, kaufmännischer Direktor der Stadtklinik, griff das Stichwort Sauberkeit auf: Für Kritik von Patienten habe er Verständnis. Gleichzeitig werde der Frankenthaler Stadtklinik aber vom Landesrechnungshof vorgehalten, die Kosten für die Gebäudereinigung seien zu hoch – und als „positives“ Beispiel werde eine andere Einrichtung genannt, wo Stationen rechnerisch nur 4,6-mal pro Woche geputzt würden. Kraut: „Das regt mich auf.“ Auf die enorm hohe Belastung der Mitarbeiter und den Fachkräftemangel verwies Pflegedirektor Oliver Hannappel. Das führe unter anderem dazu, dass er gezwungen sei, heute auch Kräfte einzustellen, „die ich vor zehn Jahren nicht eingestellt hätte“. Beim kritischen Thema Medikamentengabe wolle man die Fehlerquote mittelfristig dadurch senken, dass man diese Aufgabe vom Pflegepersonal an die Klinikapotheke verschiebe. „Ich bedaure sehr, dass Sie ihre Arbeit niederlegen“, sagte Ausschussmitglied Gerhard Bruder (Grüne/Offene Liste) zu Heidi Junker. Die Patientenfürsprecherin habe ihr Amt „extrem engagiert“ wahrgenommen. Der Grünen-Sprecher, selbst Mediziner, hob die zentrale Bedeutung guter Kommunikation beim Gesundungsprozess hervor: Patienten müssten wissen und verstehen, „was mit ihnen passiert“. Und dass ein Arzt sich dem angeordneten Sprachkurs verweigere – „das geht nicht“, urteilte Bruder. Auch Dieter Schiffmann (SPD) dankte Junker für ihre Arbeit, widersprach aber ihrem Vorwurf, dabei gehe es letztlich um eine „Alibi-Veranstaltung“. Die Stadtklinik Frankenthal sei eines der wenigen Häuser, die sich auch öffentlich solcher Kritik stellten. Mit Blick zu den Klinik-Verantwortlichen sagte Schiffmann, er rechne damit, dass es in der nächsten Sitzung eine ausführliche Stellungnahme zum Bericht geben werde. „Ich weiß nicht genau, was Sie von uns als Ausschuss erwarten“, sagte Michael Baumann (CDU) mit Blick zu Junker. Um sich ein Urteil zu erlauben, müsse man das ganze Bild kennen, nicht nur die Darstellung einer Seite. „Es ist ein richtiger Schritt, dass Sie das Amt niederlegen“, sagte Baumann; nach seiner Einschätzung gehe es hier wohl eher um ein Problem des Umgangs miteinander. Matthias Münch, ärztlicher Direktor der Klinik, nahm erst am Ende der Sitzung kurz Stellung, als Junker den Saal bereits verlassen hatte. Als Psychiater halte er sich bewusst zurück, wenn beim Gegenüber ein hohes Maß an Emotionalität im Spiel sei. „Mit allen Chefärzten zusammen“ werde man einen Bericht zu den angesprochenen Fragen erstellen. Bei etwa 10.000 Patienten pro Jahr seien 81 Beschwerden eine überschaubare Menge.

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