Frankenthal Frankenthal: THW probt für den Ernstfall

Ein Szenarium: ein Unfall mit eingeklemmtem Fahrer. Wenn die Rettungsschere in den Kotflügel kneift, öffnet sich ein Spalt, durc
Ein Szenarium: ein Unfall mit eingeklemmtem Fahrer. Wenn die Rettungsschere in den Kotflügel kneift, öffnet sich ein Spalt, durch den die Tür geöffnet und das Opfer gerettet werden kann.

17 Szenarien hatte das THW Frankenthal mit rund 50 Helfern am Wochenende bei einer 24-Stunden-Übung zu bewältigen.

Auf dem THW-Gelände in der Mahlastraße herrscht am Samstag reger Betrieb. Einsatzkräfte kommen und gehen, Fahrzeuge rangieren und immer wieder knattern Meldungen über die Funkgeräte. Seit Januar hat ein vierköpfiges Planungsteam des THW Frankenthal eine 24-Stunden-Übung vorbereitet und dabei enormen Aufwand betrieben. In möglichst realitätsnaher Umgebung sollen die Fachgruppen Wassergefahren, Wasserschaden/Pumpen und Bergung Einsätze absolvieren. Die Beteiligten wissen nicht, was auf sie zukommt. Sie sollen wie in der Praxis die Lage analysieren und reagieren. Um logistische Probleme bei den teils parallel laufenden Übungen zu vermeiden, erhält nur Einsatzleiter Maximilian Rupp Informationen über das technische Gerät und die Fahrzeuge, die ihm jeweils zur Verfügung stehen. Für den simulierten Verkehrsunfall muss zum Beispiel der hydraulische Rettungssatz mit Schere und Spreizer verfügbar sein. Matthias Schalk von der Frankenthaler Feuerwehr erläutert der THW-Bergungsgruppe das Vorgehen beim Retten einer eingeklemmten Person aus ihrem Fahrzeug. Als Erstes werden Unterbaukeile unter das Auto geschoben, damit es nicht wegrollt. Dann können die Helfer durch die Heckklappe einsteigen. Im Innenraum schützt ein Helfer den Eingeklemmten mit einer Decke vor Scherben, wenn die Seitenscheiben mit sogenannte Federkörnern zerstört werden. Kollegen fegen die Glasscherben unters Auto. Dann heißt es: Batterie abklemmen, damit die Airbags nicht auslösen. Zur Sicherheit werden mit Schraubenziehern noch die Plastikverkleidungen im Innenraum herausgelöst, damit kein Airbag übersehen wird. Und schon schlägt die Glas- und Rettungssäge in der Windschutzscheibe ein. Teils in Handarbeit, teils mit dem elektrischen Fuchsschwanz sägen die THWler die Scheibe heraus. Die Übung hat zwar einen ernsten Hintergrund, doch jetzt können die Helfer sie auch mit Humor nehmen. Das Fazit am Ende: Geisteswissenschaftler sägen anders. Die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen ist da von ihrer Übung am Schöpfwerk Bobenheim-Roxheim zurückgekehrt und verfolgt mit Interesse, wie die Kollegen mit dem Spreizer den Kotflügel des Unfallautos zusammendrücken. Dabei entsteht ein Spalt an der Tür: der Ansatzpunkt, um sie zu öffnen und das Opfer zu befreien. Noch bevor der Bergungstrupp mit der Rettungsschere ans Autodach geht, fährt der THW-Ladekran mit Blaulicht vom Hof. Sein Übungsszenario: Ein im Wasser treibender Gefahrgutbehälter wurde im Ludwigshafener Luitpoldhafen gesichtet und soll geborgen werden. Eventuell muss der Gefahrstoff noch umgepumpt werden. Doch die Bergung gelingt mit Hilfe einer Palettengabel problemlos. „Geplant war das so nicht“, gibt der stellvertretende Ortsbeauftragte Felix Kunz zu, der im Planungsteam bei der Übung eigentlich das Umpumpen im Sinn hatte. Man lasse jedoch alle Einsätze so laufen, wie sie sich ergeben. Der Vorbereitungsaufwand einer solchen 24-Stunden-Übung wird klar, wenn man sich vor Augen hält, dass allein für diesen etwa einstündigen Einsatz im Luitpoldhafen Absprachen mit dem THW Ludwigshafen, der zuständigen Hafenbehörde und der Wasserschutzpolizei getroffen werden mussten. Auch der Dauereinsatz ist enorm kräftezehrend, zumal bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, die das passive Lernen einschränken. Die Fachgruppe Wassergefahren ahnt bei ihrer Rückfahrt nach Frankenthal nicht, dass in der Nacht auf Sonntag noch ein Großeinsatz auf dem Programm steht. 22 bis 4 Uhr: Voll-Alarmierung wegen einer Gasexplosion mit vermissten Personen im ökumenischen Gemeindezentrum Pilgerpfad.

Fazit mit Humor: Geisteswissenschaftler sägen anders.
Fazit mit Humor: Geisteswissenschaftler sägen anders.
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