Frankenthal Frankenthal: Firma Huissel will größer werden

Huissel-Mitarbeiter Christopher Peter an einem neuen Werkzeug für die Teilefertigung. Wichtigster Abnehmer für solche Produkte s
Huissel-Mitarbeiter Christopher Peter an einem neuen Werkzeug für die Teilefertigung. Wichtigster Abnehmer für solche Produkte sind Kfz-Hersteller und deren Zulieferer.

Werkzeugbauer und Teilezulieferer macht gute Geschäfte - Ausbaupläne für Werk im Industriegebiet Nord

Wer in einem neuen Opel Astra Platz nimmt, bekommt es – indirekt – auch mit Technik aus Frankenthal zu tun. „Das Werkzeug für die Herstellung der Sitzschale haben wir geliefert“, sagt Gerald Schug (56), geschäftsführender Gesellschafter der Huissel GmbH, im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „BMW, Daimler, Opel und deren Zulieferer, die Karosserieteile herstellen“, gehören nach seinen Worten zu den wichtigsten Kunden. Im Werk Frankenthal mit seinen 60 Beschäftigten konzentriert man sich auf den Werkzeugbau und auf die Lohnfertigung von Teilen in kleinen Stückzahlen. Am zweiten Standort in Enkenbach-Alsenborn liegt der Schwerpunkt auf der Umformtechnik. Hier werden Metallteile in größeren Serien bearbeitet. Vom westpfälzischen Werk aus „bedienen wir vor allem die Nutzfahrzeug- und Agrarindustrie“, sagt Schug - „Daimler, John Deere, MAN“. Zu den wichtigen Abnehmern gehörten zudem Maschinenbauer wie KSB und Howden Turbo in Frankenthal. Insgesamt sei „das Kundenspektrum relativ breit“, sagt der Diplomingenieur, der in Mannheim Maschinenbau studiert hat. An beiden Standorten zusammen beschäftige Huissel etwa 160 Leute. Auf „Gotthilf Huissel, Schlosser“ aus Mannheim geht der Firmenname zurück. Das zeigt ein Auszug aus dem Adressbuch von 1906, der im Frankenthaler Besprechungszimmer hängt. Heute liegen je 50 Prozent des Stammkapitals bei Gerald Schug, der die Geschäfte in Frankenthal steuert, und bei seinem Geschäftsführer-Kollegen Peter Busalt in Enkenbach-Alsenborn. Die Werkzeugbauer in der Vorderpfalz können in diesen Tagen ein kleines Jubiläum feiern: Vor zehn Jahren, im Januar 2008, nahm der früher in Viernheim ansässige Betrieb die Arbeit im neuen Haus in der Frankenthaler Adam-Opel-Straße auf, berichten Gerald Schug und seine Frau Stephanie. Die Maschinenbauerin arbeitet als Prokuristin im Unternehmen und kümmert sich unter anderem um Projektmanagement. Rückblickend sei man „sehr froh darüber“, sich für Frankenthal entschieden zu haben, stellt Gerald Schug fest. Den qualifizierten Mitarbeiterstamm und die langjährige Erfahrung sieht der 56-Jährige als entscheidende Stärken des Unternehmens. „Ein guter Werkzeugmacher braucht mindestens zehn Jahre, bis er drin ist“, schätzt Schug. In Deutschland habe man es mit überwiegend mittelständischer Konkurrenz zu tun; „etwa 30 bis 50 Unternehmen in unserer Größenordnung gibt es“. Aber die großen Konzerne kauften natürlich weltweit ein. „Und der Markt ist knallhart.“ „Hohe Prozessqualität“ sei daher gefordert, um konkurrenzfähig zu bleiben. Klassische Handwerkstugenden müssen mit modernster Technik verbunden werden. Standard ist, dass Mitarbeiter unterschiedliche Maschinen bedienen und die Bearbeitung zum Teil vollautomatisch computergesteuert läuft. Informationen bekommen die Mitarbeiter über Bildschirme; „Zeichnungen auf Papier gibt’s bei uns nicht mehr.“ Mit den Huissel-Werkzeugen werden Blechteile hergestellt, die in Karosserien verbaut werden oder Anbauteile sind. „Das größte, das wir zusammengebaut haben, wog über 30 Tonnen“, erklärt Schug. Etwa sechs bis sieben Jahre werde ein solches individuell gefertigtes Werkzeug von Kunden genutzt – „das entspricht dem Produktzyklus des Fahrzeugs“. Zeitlich arbeite man mit „etwa zwei Jahren Vorlauf zum Markt“. Das Geschäft sei daher auch Vertrauenssache, „und die IT-Sicherheit ist sehr wichtig“. Angesichts dieser hohen Anforderungen „sind die Mitarbeiter unser wichtigstes Gut“, betont Schug. Bereitschaft, sich ständig weiterzubilden, werde erwartet. Auch mit Blick auf angestrebte weitere Einstellungen müsse das Unternehmen „seine Leute gut bezahlen“. Das Geschäftsjahr 2017 lief für die Huissel GmbH außerordentlich gut: Der Umsatz erhöhte sich gegenüber 2016 von 16,3 auf „ungefähr 20 Millionen Euro“, so Schug. Mit dem Ertrag sei man „sehr zufrieden“, sagt der Geschäftsführer, ohne das genau zu beziffern. Nur eines fügt er mit Blick auf die Marge hinzu: „Wir reden hier nicht von zwei Prozent.“ Auch 2018 sei die Entwicklung bisher sehr ermutigend: Für etwa zwei Drittel des Auftragsvolumens, das man bearbeiten könne, habe man bereits Abnehmer. Angesichts dieser anhaltend starken Nachfrage würde man die Belegschaft gerne schneller aufstocken, als der Arbeitsmarkt das zurzeit hergibt, sagt Stephanie Schug. Vor allem „am Standort Enkenbach fehlen uns jede Menge Leute“. Auf dem 12.500 Quadratmeter großen Areal in Frankenthal ist noch ausreichend Platz für eine Erweiterung – und die peilt Huissel auch an. „Dafür gibt es bereits Planungen“, sagt Gerald Schug. Um die Zukunft des Unternehmens zu sichern, engagiert sich Huissel auch als Ausbilder. Sechs Lehrlinge gebe es zurzeit, sagt Stephanie Schug. Geschult werden Feinwerkmechaniker und Zerspanungsmechaniker. Zudem bietet Huissel zusammen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg die Möglichkeit, ein Duales Studium zum „Bachelor of Engineering Maschinenbau“ zu absolvieren. Geschäftsführer Schug schaut zuversichtlich in die Zukunft. Die aktuell gute Konjunktur wird sich nach seiner Einschätzung wohl noch „die nächsten ein bis zwei Jahre“ fortsetzen. Angesichts neuer Herausforderungen in der Fahrzeugbranche wie der Umstellung auf Elektroantrieb ist ihm nicht bange: „Für uns wird’s immer einen Markt geben.“ WIRTSCHAFT

Gerald Schug
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