Frankenthal Finnischer Bärentanz

Gitarrist Peter Kroll-Ploeger /rechts) feierte sein 40. Bühnenjahr mit einem menschlichen Feuerwerk: dem Finnen Petteri Sariola.
Gitarrist Peter Kroll-Ploeger /rechts) feierte sein 40. Bühnenjahr mit einem menschlichen Feuerwerk: dem Finnen Petteri Sariola.

Der Fingerstyle-Gitarrist Peter Kroll-Ploeger war schon öfter mit interessanten Gästen zu Besuch im Gleis 4 in Frankenthal. Dieses Mal brachte er den jungen finnischen Musiker Petteri Sariola mit. „Actionreiches Spiel“ war angekündigt. Was das bedeutet, wurde ziemlich schnell klar: Der Finne ist ein menschliches Feuerwerk – einfach spektakulär zu sehen und zu hören.

Natürlich wäre es auch schön geworden, wenn Kroll-Ploeger alleine gekommen wäre, sein 40. Jahr auf der Bühne zu feiern – schließlich ist er ja ein guter Gitarrist und Unterhalter. Aber mit seinem finnischen Kollegen gab es noch ein großes Extra, das die Zuhörer sehr begeisterte. Schön zu bemerken war, wie die beiden stellvertretend für zwei Generationen und Spielweisen stehen. Kroll-Ploeger ist dem Fingerstyle der alten Schule verpflichtet: Werner Lämmerhirt war in Deutschland wohl der Erste, der Mitte der 1970er als Begleiter von Hannes Wader und später als Solist den aus den USA stammenden Stil populär gemacht hat. Kroll-Ploeger erzählt, dass er von Lämmerhirt ganz wesentlich beeinflusst wurde und spielt ihm zu Ehren ein Stück nach dessen Manier. Dabei wird mit dem Daumen der Anschlagshand ein Wechselbass gespielt, die Finger zupfen eine Kombination aus Melodie und Begleittönen, die meist aus Akkordgriffen stammen. Freilich kann man das beliebig erschweren. Wie das geht, zeigte und erklärte der Gitarrist aus dem Ruhrpott anhand eines Klassikers von John Loudermilk, das alle Fingerstyle Stars – von Chet Atkins bis Tommy Emmanuel – mal gespielt haben. „That was nice“, meinte dazu Sariola und zeigte, was er so mit einer akustischen Gitarre anstellt. Seine Vorbilder sind Gitarristen wie Michael Hedges, Don Ross und Andy McKee. Die zupfen nicht nur an den Saiten, wie es Musiker seit Jahrhunderten getan haben. Sie klopfen auf dem Korpus Rhythmen mit, spielen mit zwei Händen auf dem Griffbrett, verwenden ganz eigene Stimmungen und haben eine Menge Tricks und Effekte entwickelt, die aus Saiten und Korpus alle möglichen Klänge herausholen. Damit hat sich Sariola offensichtlich intensiv befasst. Mit beiden Händen wuselt er über seine Gitarre und klingt ganz alleine wie eine ganze Band. Und nein, er verwendet keinen Looper, der eine Spur aufzeichnet und dann zusätzlich abspielt. Mit dem Daumen seiner Rechten klopft er eine Bassdrum auf der Korpusdecke, die Snare imitiert er mit einem Schlag auf die Saiten. Und irgendwie fuddelt er noch flirrende Flageoletts dazwischen, vom parallelen Bass- und Melodiespiel mal ganz zu schweigen. Dazu bewegt sich Sariola, als würde er mit einem Bären raufen und dabei ein Feuer auf der Bühne austreten. Das ist schon sehr spektakulär anzuschauen. Aber die Stücke haben auch musikalischen Gehalt. Sariola kann auch sehr stimmungsvoll klingen. So zum Beispiel erzeugt sein Stück „How to Catch a Ghost“ eine unheimliche Atmosphäre vor allem durch eine Mischung dunkler und mehrdeutiger Akkorde. Während die alte Schule akustische Gitarren möglichst pur klingen lässt, hat Sariola keine Scheu vor Effektgeräten. Hall und Echo verwendet er häufig, aber auch angezerrte elektrische Sounds, etwa wenn er ein Solo über eine Begleitung von Kroll-Ploeger spielt. Ebenso wie sein deutscher Kollege singt der Finne auch. Einige Stücke bringen die beiden zusammen und singen zweistimmig. Sariola ist Jahrgang 1984. Mit sieben Jahren entdeckte er die Gitarre. Er spielte bald in mehreren Bands, von denen keine aber langfristig Bestand hatte. Also versuchte er, ganz allein wie eine Band zu klingen. Seine Heimat Finnland hat er schnell erobert, jetzt läuft seine internationale Karriere an. Da hilft natürlich, dass er beim berühmten CandyRat Records Label einen Vertrag hat, das auf Modern Acoustic Guitar spezialisiert ist. Er hat schon eine Menge Preise gewonnen. Aber auch elektrisch ist er unterwegs und spielt mit der noch wenig bekannten Band Deadsirius3000 Alternative und Indie Rock.

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