Frankenthal Ein Netzwerk für die Pflege

„Schön und vielfältig“: So beschreibt Jasmin Schlosser, stellvertretende Pflegedirektorin der Stadtklinik, die Arbeit am Patient
»Schön und vielfältig«: So beschreibt Jasmin Schlosser, stellvertretende Pflegedirektorin der Stadtklinik, die Arbeit am Patienten.

„Wir wollen den Jugendlichen nahebringen, wie schön und vielfältig dieser Beruf ist“, betont Jasmin Schlosser. Die stellvertretende Pflegedirektorin der Stadtklinik sieht den Blick hinter die Kulissen als besonders hilfreich dabei an, das in ihren Augen viel zu negative Image der Arbeit in Kranken- und Altenpflege aufzupolieren. Für Ralf Kraut, kaufmännischer Direktor der Klinik, liegt der Fokus der Debatte um die Personalprobleme in Krankenhäusern und Pflegeheimen inzwischen viel zu sehr „auf dem Monetären“. Die Berufe müssten in der Gesellschaft wieder den Stellenwert bekommen, den sie verdienten. Sich dafür einsetzen zu wollen, das haben alle Partner zum Ziel, die gestern in der Berufsbildenden Schule (BBS) Andreas Albert die Kooperationsvereinbarung unterschrieben haben. Die grundsätzliche Idee hinter dem vom Land geförderten Konzept: Jugendliche aus dem ersten Jahr Berufsfachschule verbringen Projekttage und auch ein längeres Praktikum in den beteiligten Einrichtungen, erhalten Eindrücke aus dem Berufsalltag in der Pflege und damit Orientierung bei ihrer eigenen Berufswahl. Ein zentraler Aspekt dabei: das sogenannte Peer-Learning. Die Schüler kommen mit etwas älteren Jugendlichen in Kontakt, die bereits eine Pflege-Ausbildung absolvieren. Von diesem Kontakt zwischen Jungen und Mädchen ähnlichen Alters erhoffen sich die Beteiligten einen direkten Austausch über theoretische und praktische Lerninhalte. Dass Schüler direkt vom Praktikum in eine Ausbildung wechseln, so beschreibt Cornelia Largé-Neu, Lehrerin für Fachpraxis, den Idealfall. Mit Praxisnähe überzeuge man unter Umständen auch Leute vom Pflegeberuf, die daran bisher gar nicht gedacht hatten. Eine Chance sehen Largé-Neu und BBS-Leiter Thomas Kramer für Kinder aus Migrantenfamilien, wo die Pflege von Angehörigen noch sehr viel selbstverständlicher und verbreiteter sei. Angelegt ist das Projekt „Care4Future – SchülerInnen für die Pflege begeistern“ zunächst auf ein Schuljahr. Die Hoffnung der Partner aber ist, dass es langfristig Früchte trägt und sich noch weitere Akteure dem Netzwerk anschließen. „Der Personalmangel trifft ja alle Einrichtungen hier in Frankenthal gleichermaßen“, sagt Alexander Wilker, Organisationsberater der Contec GmbH, die im Auftrag des Landes die Gründung der lokalen Partnerschaften übernommen hat. Es werde im Laufe des Schuljahrs auch einen weiteren Versuch geben, die weiterführenden Schulen ins Boot zu holen. Um die Wirkung der Initiative abschätzen zu können, ist Wilker zufolge eine Evaluation am Ende des Schuljahrs vorgesehen und eine weitere in größerem zeitlichen Abstand. Diese werde dann zeigen, wie viele der Jugendlichen den Weg in den Pflegeberuf gefunden hätten. Ursprünglich hätte Frankenthal Teil eines größeren Netzwerks im Raum Ludwigshafen sein sollen. Dann war aber die Nachfrage doch so groß, dass aus einem Netzwerk drei werden konnten: eins in Ludwigshafen, eins in Haßloch/Böhl-Iggelheim und eins in Frankenthal. Letzteres hat insofern Modellcharakter, als landesweit zum ersten Mal eine Berufsbildende Schule daran teilnimmt. Bürgermeister Andreas Schwarz (SPD) zeigte sich vom Konzept und dessen Effekt schon jetzt überzeugt: „Möglicherweise hilft so ein Projekt mehr als jede Gesetzesinitiative des Bundes zur Stärkung der Pflege.“ Einwurf

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