Frankenthal Drei Stunden Tiefenentspannung

Der deutsche Reggae-Musiker Mellow Mark machte auf seiner „Nomade“-Tour am Sonntagabend Station im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4. Die rund 20 Zuhörer erlebten bei dem Wohnzimmerkonzert drei Stunden Tiefenentspannung mit Songs und Soundeffekten.

Mehr Meer geht nicht. Zwar kamen die rauschenden Atlantikwellen und kreischenden Möwen vom Band, doch sonst war alles live. Mit Stand-up-Reggae, toller Bühnenpräsenz und variantenreichem Repertoire lieferte Mellow Mark die perfekte Tonspur für den beginnenden Sommer. Im Mittelpunkt des Abends standen die Songs seines achten Albums „Nomade“, das Einflüsse aus Reggae und Ska, Latin und Flamenco mit Hip-Hop und einer Prise Punk vermischt. „Mucke für den Frieden“ ist seine Botschaft. Sie hat dem Globalisierungskritiker bereits 2005 den German Reggae Award eingebracht. Einem größeren Publikum war Mellow Mark zuvor als Gewinner des Echo-Newcomer-Preises bekannt geworden. Der 1974 in Reutlingen als Mark Schlumberger geborene und heute bei Potsdam lebende Künstler versteht sich als europaweiter Raum- und Zeitreisender und ist stilistisch immer in Bewegung. Mal ist er „Unterwegs nach Miramar“ auf den Spuren von Hemingway und Che Guevara, mal lässt er im „Elefanten-Reggae“ Dickhäuter für den Frieden tanzen. Für seine Projekte holt sich Mellow Mark manchmal Kollegen wie Nena, Udo Lindenberg oder Thomas D. mit ins Boot. Entsprechend vielfältig sind seine Songs. Sie reichen von gefälligen Liebesliedern im Stil von „Baby, du bist süß wie Schokolade / fresh wie Limonade“ und „I Love Your Gypsie Eyes“ bis zum reggaetypischen politischen Statement („Revolution“). In seinen Songs prangert Mellow Mark immer wieder Ungerechtigkeiten und Missstände an, ohne dabei verbissen zu wirken. Mal sorgen fluffige Grooves für Entschleunigung, mal spielt sich der Künstler mit Leidenschaft durch dreisprachige auf Deutsch, Englisch und Spanisch getextete Flamenco-Stücke oder greift orientalische Harmonien auf wie in „Komm zurück zu mir, Layla“. Die Songs des neuen Albums „Nomade“ sprengen die Stilgrenzen und spiegeln die Metamorphosen eines Musikenthusiasten, der sich bei aller Wandlungsfähigkeit treu bleibt. Ältere Stücke wie „Butterfly“ wurden neu arrangiert oder mit neuem Titel versehen („Nomaden-Lifestyle“). Bekannten Songs wie Tracy Chapmans „Talkin’ bout a Revolution“ hat Mellow Mark „im Spirit von Nelson Mandela“ neu gecovert. Und dabei verströmen sie dennoch den süßen Geruch des Südens, der uns in Urlaubslaune versetzt. Hinhören, abtanzen und chillen – alles geht. Viel Spaß hatte das Publikum zwischendurch bei interaktiven Spielchen, als Background-Chor, beim Stichwortgeben typischer Reimvokabeln wie „Baby“ und „Easy“ und beim Skandieren des Karaoke-Hits „Was geht ab mit der Liebe“. Nach stattlichen drei Stunden Musik und einer abschließenden Spaß-Hymne auf das kurze Leben eines Pappkaffeebechers kehrte Nomade Mellow Mark zurück zum Meer.

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