Frankenthal Double mit samtiger Stimme

Kam als Soldat nach Mannheim: Eric Conley.
Kam als Soldat nach Mannheim: Eric Conley.

In Mannheim kennt ihn kaum jemand, obwohl er schon eine halbe Ewigkeit dort lebt. Dafür ist er in Belgien, Japan und Russland ein kleiner Star. Eric Conley ist Musiker und so was wie ein Double des großen Barry White. Mit seiner Band hat er schon vor 60.000 Menschen gespielt.

Ein sonorer Bariton lacht glucksend in der Ecke einer Mannheimer Gaststätte. Offenes Hemd, Goldkette, dicke Ringe an den Fingern – so sitzt der 55-jährige Afroamerikaner Eric Conley gut gelaunt und außer von Belegschaft und Stammgästen unbehelligt in seinem „Wohnzimmer“. Ja, doch, so könnte man die Gaststätte „Novus“ im Mannheimer Quadrat M 4 bezeichnen. In Belgien, Japan oder Russland wäre das undenkbar. Hier tritt der Musiker vor 5000, manchmal bis zu 60.000 Menschen auf. Als Frontmann der „Barry White Experience“ ist er ein Star. „60.000 Leute“ – die Augen von Eric Conley strahlen, wenn er von seinem bislang größten Auftritt erzählt. Und auch, wenn die Besucher nicht nur seinetwegen kamen – es handelte sich um ein Open-Air-Festival in Belgien – „das war eine tolle Erfahrung.“ Immerhin war sein Orchester der Hauptact. Unklar bleibt dabei allerdings, wie viele der Zuschauer etwas mit dem Namen des US-Amerikaners anfangen können, oder ob man sich damit zufriedengibt, dass er dem 2003 verstorbenen Barry White musikalisch so nah kommt wie weltweit sonst kaum ein anderer Sänger. „Soweit ich weiß, sind weltweit vier Orchester mit der Musik des ,Maestro’ unterwegs. Aber die anderen drei sind nicht gut“, sagt Conley. Und dann lacht er wieder. „Musik mache ich eigentlich schon immer“, erzählt der in Arlington im amerikanischen Bundesstaat Georgia aufgewachsene Sänger. So gehörte er zu Gospel-Ensembles, war in der Musikszene Atlantas unterwegs und tourte mit dem Grammy-Gewinner Peabo Bryson durch die USA. Die Army brachte den jungen Mann 1983 nach Mannheim, wo er in verschiedenen Kasernen stationiert war. Auch hier hat er gesungen. „Aber das war nur für mich selbst. Professionell mache ich in Deutschland seit 1989 Musik.“ So gehörte er zum Sänger-Reservoir der lokalen Partybands, war mit seiner tiefen-samtigen Stimme viel als Studiomusiker gebucht. Im Studio, wurde auch zum ersten Mal die Parallele zum Schmuse-Soulsänger Barry White offenkundig. Mit dem Tod des Ausnahmekünstlers 2003 reifte dann die Idee einer eigenen Produktion. Über die lokale Studioszene habe er schließlich einen ehemaligen Musiker von Barry Whites kennengelernt, der Kontakte zur Witwe Glodean White knüpfen half. Letztlich gab sie grünes Licht für das Tribute-Ensemble. „Es haben einfach nicht so viele Leute die Stimme für seine Songs“, sagt Conley über den großen Soulsänger, der unter anderem als „Walross der Liebe“ bezeichnet wurde und über den ein Kritiker schrieb: „Wenn sich Milchschokolade jemals in Musik verwandelt, dann würde sie klingen wie Barry White.“ Eric Conley lacht, wenn er solche Vergleiche hört. Er freut sich, dass er schon in der kleinen Köln-Arena vor rund 6000 Zuschauern aufgetreten ist. Aber es wurmt ihn doch ein wenig, dass in seiner Wahlheimat, wo er seit über 30 Jahren lebt und verheiratet ist, musikalisch nicht landen kann. „Ich gebe im Jahr 30, 40 Konzerte. Ich bin in Russland, Indien und China aufgetreten, stand in den USA mit dem St.-Louis-Orchestra auf der Bühne, und aktuell arbeiten wir gerade an einer kleinen Tournee durch Israel. Aber ich lebe hier in Mannheim. Nur mit Auftritten klappt es hier leider nicht.“ Ein lokales Problem. „In München war ich schließlich auch schon im Zirkus-Krone-Bau.“ Das bedauert er auf der einen Seite. Er hat aber mittlerweile durch seine großen Konzerte genügend Selbstvertrauen getankt: „Entweder ich komme hier in den Rosengarten oder in die SAP-Arena. Darunter mache ich es sowieso nicht mehr.“ Und er kann es ohnehin gelassen sehen. Immerhin bleibt er damit in seiner Stammkneipe an seinem Stammplatz ganz in der Ecke fast völlig unbehelligt, trinkt sein kleines Weizenbier, lacht und scherzt mit dem Barkeeper. Das könnte sich höchstens ändern, wenn er denn tatsächlich einmal seine eigene Musik veröffentlicht. „Aber dafür ist jetzt einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt“, meint der 55-Jährige. Und bis es so weit ist, schlüpft er eben vor 4000, 5000 und manchmal 60.000 Menschen in die Haut seines musikalischen Vorbilds.

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