Bad Dürkheim Der richtige Kick

Im Kickboxen ist Emilia Tischer schon ein kleiner Superstar.
Im Kickboxen ist Emilia Tischer schon ein kleiner Superstar.

Eine eigene Kampfschule eröffnen – das ist der große Traum von Emilia Tischer, wenn sie groß ist. Die Zwölfjährige möchte Kindern und Erwachsenen zeigen, was sie kann und den Spaß, den sie hat, weitergeben. Den Spaß an ihrem Sport, dem Kickboxen. Seit sieben Jahren ist die Freinsheimerin beim Kickboxen. Zunächst in Weisenheim am Berg, seit vier Monaten trainiert sie beim DJK SC Schwarz-Weiß in Frankenthal. Früher hat Emilia mal Fußball gespielt und Leichtathletik ausprobiert, aber „das hat mir keinen Spaß gemacht“. Dann stieß ihre Mutter auf eine Anzeige für Karate. Das sei zwar „cool“ gewesen, aber „der Kick hat gefehlt“. So fing die Schülerin mit Kickboxen an und hatte endlich ihren Sport gefunden. Die Titelsammlerin Auch die Erfolge sprechen für sich. Mutter Kerstin und Vater Christian müssen richtig nachdenken, bevor sie auf sechs Weltmeister-, fünf Vizeweltmeistertitel und zahllose Pokale kommen, die ihre Tochter bereits gewonnen hat. Da sie in unterschiedlichen Verbänden kämpft, hat Emilia oft die Chance, Turniere und Meisterschaften zu besuchen. Dreimal die Woche geht Emilia ins Training: zweimal Kickboxen, einmal Taekwondo. Das hat sie seit einem dreiviertel Jahr noch dazugenommen. Trotzdem gehe die Schule vor, betont ihre Mutter. Auch Emilia weiß das und ist deswegen nachmittags oft fleißig am Lernen. Ihre Lieblingsfächer sind Mathe und, wie sollte es anders sein, Sport. Ihre Klassenkameraden hätten schon Respekt vor ihr, gibt sie schmunzelnd zu, aber keine Angst. Wenn am Wochenende kein Turnier ist, geht Emilia gerne raus, trifft Freunde, hört Musik oder turnt. Ohne Sport geht es eben nicht. „Emilia ist hart im Nehmen“, sagt Richard Hauke, einer ihrer drei Trainer. „Sie weiß, was sie will und ist sehr zielorientiert.“ Für das Alter sei sie wirklich schon eine sehr gute Kämpferin, sagt er weiter. Eine kleine Schwäche verrät er dann aber doch: Das linke Bein ist beim Kampf noch etwas schwächer als das rechte. Das kann Emilia noch üben. In der kleinen Halle von Schwarz-Weiß Frankenthal gibt es zwei Kampfflächen. Zunächst machen sich Emilia, Trainer Hauke und die anderen Teilnehmer jedoch erst mal warm, lockern die Muskulatur auf, um Verletzungen vorzubeugen. Dann ziehen sich alle ihre „Kampfmontur“ an: Schienbeinschützer, Tiefschutz, Mundschutz, einen Helm. Es wird barfuß gekämpft, aber auch die Füße bekommen einen Schutz, eine Art Schuh ohne Sohle. Emilia hat gleich zwei Paar Boxhandschuhe. Ein normales für den Leichtkontakt und ein offenes, wo man noch die Handinnenfläche sieht, für das Pointfighting . Zu Beginn des Kampfes verbeugt sich Emilia in Richtung ihrer Gegnerin, anschließen zum Kampfrichter. Auf ein Kommando geht es los. Beim Pointfighting kommt es mehr auf die Taktik an. Nach jedem Punkt wird der Kampf kurz angehalten und gewertet. Emilia tänzelt hin und her, verlagert das Gewicht spielerisch vom linken auf das rechte Bein. Konzentriert schaut sie auf die Bewegungen ihrer Gegnerin, täuscht kurz an. Dann greift sie mit einer schnellen Formation an, aber ihr Kick wird geblockt. Schnell zieht sie sich zurück, um nicht getroffen zu werden. Genau das mag Emilia so sehr an ihrem Sport: „Man muss sich vorher Gedanken machen. Beim Kämpfen kann man nicht wild drauf losrennen, da muss man schon einen Plan haben“, sagt die Zwölfjährige. Beim nächsten Angriff gelingt ihr ein Treffer auf den Oberkörper. Wer zum Schluss mehr Treffer hat, gewinnt. Im Training werden die Punkte nicht gezählt, hier kommt es nur auf die Übung an. Beim Leichtkontakt geht es schneller zur Sache. Schläge und Tritte werden ständig ausgetauscht, hier wird der Kampf nicht unterbrochen. Erst am Ende werten die Kampfrichter, wer den Sieg davongetragen hat. Stolze Eltern Emilias Eltern unterstützen ihre Tochter, wo sie nur können, fahren sie zum Training, zu Wettkämpfen und Kaderlehrgängen durch ganz Europa, waren auch schon bei einer Weltmeisterschaft in England dabei. Da es fast unmöglich sei, Sponsoren für Kickboxen zu finden, müssen sie auch einiges an Geld für Ausrüstung, Startgebühren und Übernachtungen investieren. Sie sind sehr stolz auf die Leistungen von Emilia und schon richtige Experten im Kickboxen. Vater Christian hat mit Emilia auch einen Kampfrichterlehrgang gemacht, ist jetzt als Kampfrichter bei Turnieren mit dabei. Mutter Kerstin war auch bei dem Lehrgang, aber nur, um mehr über Kickboxen zu lernen. Im Oktober findet die nächste Weltmeisterschaft statt. Dann fahren die drei nach Nordhorn nahe der holländischen Grenze und hoffen, dass Emilia ihrer Titelsammlung noch ein paar hinzufügen kann. Ihr Vater ist auf jeden Fall zuversichtlich: „Bei konstanten Leistungen wie bisher kann sie ihren Weg durch alle Gewichtsklassen gehen. Hauptsache, sie hat Spaß dabei.“

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