Rhein-Pfalz Kreis Den Einzelhandel konzentrieren

Wenn man als Kommune einen Flächennutzungsplan im Hinblick auf Gewerbe ändern oder mittels Bebauungsplan einen neuen großen Supermarkt ansiedeln will, ist es immer gut, ein Einzelhandelskonzept in der Schublade zu haben. Denn so ein Gutachten erleichtert die Verhandlungen mit den Regional- und Landesplanern ungemein. Für die Gemeinde Bobenheim-Roxheim hat die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) jetzt so ein Konzept zur Sicherung und Weiterentwicklung der wohnortnahen Versorgung angefertigt, der Gemeinderat hat es einstimmig angenommen. Die wichtigste Aussage der Forscher: Weiterer großflächiger Einzelhandel sollte auf das Gebiet unterhalb des Südrings konzentrieren werden, wo bereits Globus, Aldi und der Modepark Röther ansässig sind. Im Fachmarktzentrum an der Wormser Landstraße bei Penny sollten Erweiterungen möglich sein, und im Gemeindezentrum auf dem Kurpfalzplatz sollte man sich keine Hoffnungen auf bedeutsame Läden mit vielfältigem Warenangebot machen. Dafür sind die einzelnen Flächen zu klein. Aber Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe sind dort gut aufgehoben. Nichts Neues, könnte man sagen. Aber das Team von GMA hat als Grundlage für seine Bewertungen ein paar interessante Fakten zusammengetragen, die der Rede wert sind. Bobenheim-Roxheim hat wie Heßheim und Lambsheim den Status eines Grundzentrums und ist umzingelt von den Mittelzentren Frankenthal, Worms, Grünstadt und Lampertheim. Im Grundzentrum ist großflächiger Einzelhandel (ab 800 Quadratmeter Verkaufsfläche) bis zu einer Größe von 2000 Quadratmetern zulässig, sofern ein paar Gebote beachtet werden, zum Beispiel, dass Versorgungsbereiche benachbarter zentraler Orte nicht beeinträchtigt werden. Das Bobenheim-Roxheimer Marktgebiet beschränkt sich weitestgehend auf die Gemeinde. Ausnahmen sind Geschäfte wie der Globus-Markt, der auch Kunden von außerhalb anzieht. Auch einige andere Läden profitieren von ihrer Lage an der Landesstraße 523. Die Kaufkraft in Bobenheim-Roxheim bezogen auf den Einzelhandel beträgt 58,9 Millionen Euro, was nach Ansicht der Marktforscher gar nicht so wenig ist. In den nächsten zehn Jahren erwarten sie aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen einen Kaufkraftzuwachs von 3,7 Millionen Euro. Aber: In dem Zeitraum wird wohl auch der Online-Handel, also das Bestellen von Waren im Internet, zunehmen. Mehr Kaufkraft muss deshalb nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich weitere Handelsbetriebe in Bobenheim-Roxheim niederlassen wollen. Dort gibt es im Moment 50 Einzelhändler – bei der Hälfte davon geht es um Nahrungs- und Genussmittel –, die auf insgesamt 18.700 Quadratmetern Verkaufsfläche einen Umsatz von 74,4 Millionen Euro machen. Das heißt: Es gibt durchaus „Kaufkraftzuschüsse aus dem Umland“, wie die Fachleute sagen; nicht nur Bobenheim-Roxheimer besuchen die Geschäfte im Ort. Was die Sortimente betrifft, können sich die Bobenheim-Roxheimer nicht beklagen. Durch den großen Vollsortimenter Globus und wegen der Nähe zu den genannten Mittelzentren gibt es eigentlich nichts, was sie sich nicht auf relativ kurzen Wegen besorgen können. „Einen Drogeriemarkt könnte es noch geben“, sagt Markus Wagner von GMA auf die Frage nach Lücken im Angebot. Was ebenfalls noch funktionieren könnte, seien Geschäfte des Lebensmittelhandwerks, zum Beispiel Bäcker und Metzger. Die Zeiten von kleinen Lebensmittelläden mitten in Bobenheim-Roxheim sind nach Einschätzung von Markus Wagner vorbei. Für die Gemeinde dient das vorliegende Konzept als eine Art Richtschnur für künftige Bauleitplanungen. Kann sich der örtliche Gewerbeverein dem anschließen? „Ja“, sagt Vorsitzender Thomas Lätzsch, wenngleich er im Namen des Vereins den Bau von Sozialwohnungen im Südring kritisch sieht. „Gewerbe dort anzusiedeln wäre sinnvoller“, sagt Lätzsch und verweist auf die entsprechende Kernaussage der Gutachter. „Ob es der neue Dönerladen oder Bäcker Görtz ist: Man sieht doch, dass um den Kreisel herum das Einzelhandelszentrum von Bobenheim-Roxheim ist.“ Für den Vereinsvorsitzenden ist das, was im GMA-Konzept steht, nichts Neues. Er meint außerdem: „Der klassische inhabergeführte Einzelhandel, wie er eigentlich unserem Verein vorschwebt, stirbt aus.“ Dafür sorge allein schon der Onlinehandel.