Frankenthal „Da wird Geschichte plötzlich sehr real“

Unterricht im 19. Jahrhundert ist eins der Themen in der Ausstellung. Einige Schüler haben dazu ein museumspädagogisches Konzept
Unterricht im 19. Jahrhundert ist eins der Themen in der Ausstellung. Einige Schüler haben dazu ein museumspädagogisches Konzept für jüngere Kinder entwickelt. Vorne von links: Maren Faller, Elisa Tisch und Samuel Bentz. Hinten von links: Carsten Weber, Lehrer Lars Beißwenger, Michelle Bader und Helen Hahn.

Mit dem Projekt, an dem 25 Schüler aus den Jahrgangsstufen zwölf und 13 beteiligt waren, habe man Neuland betreten, sagt Lars Beißwenger, der den Grundkurs Geschichte bilingual in der Jahrgangsstufe 12 unterrichtet. Lehrplanthemen wie die Französische Revolution habe man aus regionaler Sicht beleuchtet. „Es war interessant zu sehen, was in Frankenthal zu dieser Zeit los war“, sagt Annika Palm, Zwölftklässlerin im Geschichts-Leistungskurs (LK). Für ihr Ausstellungsprojekt teilten die Schüler sich in Gruppen auf. Untersucht wurden unter anderem historische und politische Hintergründe in der Pfalz und in Frankenthal, die Geschichte des Karolinen-Gymnasiums bis heute und die Biografie der Namenspatin, Königin Karoline. „Mir war nicht bewusst, dass unsere Schule eine so lange Geschichte hat“, sagt Elisa Tisch (LK 12). Bei ihrer Forschungsarbeit im Schularchiv stießen die Schüler unter anderem auf historische Pokale. Besonders beeindruckte sie ein Schreiben aus der Zeit des Nationalsozialismus, in dem jüdischen Schülern mitgeteilt wurde, dass sie die Schule verlassen müssen. „Da wird Geschichte plötzlich sehr real“, sagt Abiturientin Helen Hahn. Die Idee zu dem Projekt unter der Leitung von Vera Hollfelder und Anna-Luisa Lutz vom Erkenbert-Museum, an dem neben Beißwenger die Lehrerinnen Anneli Langhans-Glatt und Gabriele Gosch beteiligt sind, entstand im Sommer 2017. Zum Jahresende habe das Konzept gestanden, die Arbeit an der Ausstellungsplanung begann im Januar. Museumsleiterin Hollfelder vermittelte den Schülern zunächst Grundlagen der Museumsarbeit. Im Unterricht wurden die Inhalte dann vertieft. „Das ist eine ganz neue Herangehensweise, die auch für uns spannend ist“, sagt Anneli Langhans-Glatt über das Jubiläums-Projekt. Neben den historischen Fakten lernten die Schüler auch, wie viel Arbeit hinter einer Ausstellung steckt und beschäftigten sich auch mit dem Thema Öffentlichkeitsarbeit. „Und am Ende entsteht etwas Großes, das wir gemacht haben.“ Das mache schon stolz. Alle Schüler hätten viel Freizeit investiert, loben die KG-Lehrer. Durch die eigenständige Planung hätten sie viel über Projektarbeit gelernt. „Wie arbeite ich ein Thema auf? Wie werbe ich für eine Veranstaltung? Das sind Fragen, die in jedem, Beruf wichtig sind“, betont Lehrer Beißwenger. Auch Samuel Koch aus der zwölften Klasse ist überzeugt, dass sich ein Verweis auf die selbst konzipierte Ausstellung sicher gut im Lebenslauf macht. „Die Schüler haben ganz anders zusammengearbeitet als im normalen Unterricht“, hat Gabriele Gosch beobachtet. Durch die intensive Arbeit sei die Gruppe eng zusammengewachsen. Zu der Ausstellung soll eine umfangreiche Broschüre erscheinen. Um die Erkenntnisse aus ihrer Forschung weiterzutragen, hat eine Schülergruppe außerdem museumspädagogische Workshops für Grundschüler konzipiert. Die Teilnehmer erfahren in einer historischen Unterrichtsstunde, wie Schule im 19. Jahrhundert aussah. Auf dem Stundenplan stehen Singen, Deutsch und Mathematik. Die Grundschüler lernen unter anderem die alte deutsche Schrift. „Die Lehrer waren damals sehr streng“, sagt Michelle Bader (LK 13). So muss die Museumspädogik-Gruppe beispielsweise darauf verzichten, brave Schüler mit Gummibärchen zu belohnen. „Damals gab es vielleicht einen Haferkeks – oder wahrscheinlich einfach keine Belohnung“, mutmaßt Helen Hahn. Termin Ausstellung „200 Jahre Patenkind der Königin Karoline“ von 24. Oktober bis 31. Dezember im Erkenbert-Museum.

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