Rhein-Pfalz Kreis Camper erzeugen Strom selbst

Warmes Wasser bekommen die Camping- und Rallyefreunde Nachtweide im Sommer bereits ohne Fremdenergie. Künftig soll zudem mehr al
Warmes Wasser bekommen die Camping- und Rallyefreunde Nachtweide im Sommer bereits ohne Fremdenergie. Künftig soll zudem mehr als die Hälfte des Strombedarfs durch Sonnenenergie gedeckt werden.

Die Camping- und Rallyefreunde Nachtweide haben auf dem Dach ihres Clubheims in Lambsheim eine Fotovoltaikanlage mit Batteriespeicher installiert. Seit 9. Juli ist sie in Betrieb. Mindestens 60 Prozent des Stroms, der auf dem Vereinsgelände am Nachtweideweiher verbraucht wird, wollen die Camper auf diese Weise selbst erzeugen und somit langfristig kräftig Geld sparen.

32 Plätze für Dauercamper gibt es auf dem umzäunten Platz, hinzu kommt eine große Wiese für Gastcamper. Wer am Wochenende oder in den Ferien Entspannung und Erholung sucht, will in seinem Wohnwagen oder Wohnmobil nicht auf Elektrogeräte wie Kühlschrank, Fernseher und Computer verzichten. Auch die Außenbeleuchtung auf dem mehr als 5000 Quadratmeter großen Gelände und das Clubhaus mit seiner Küche benötigen viel Strom. „Wir verbrauchen auf dem gesamten Campingplatz jedes Jahr rund 12.000 bis 13.000 Kilowattstunden Strom“, berichtet Jacek Drozdz, stellvertretender Vorsitzender der Camping- und Rallyefreunde Nachtweide. Zusammen mit Jürgen Hinkel, der 1983 zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählte, hat sich Drozdz für den Aufbau der Fotovoltaikanlage stark gemacht. „Wir wollen Stromkosten einsparen und auch etwas für die Umwelt tun“, sagt Drozdz. Bei der Jahreshauptversammlung im Frühjahr haben die Mitglieder dem Projekt zugestimmt. Danach ging für die beiden passionierten Camper die Arbeit erst so richtig los. Anträge mussten gestellt, Absprachen mit den Stadtwerken Grünstadt als lokalem Stromversorger getroffen werden. Ende Juni war es dann so weit: Eine Fachfirma installierte auf der Südseite des Clubheimdachs 37 Fotovoltaikmodule. Am 9. Juli ging die Anlage in Betrieb. Ihre Gesamtleistung beträgt 9,99 Kilowatt Peak (kWp). Unter optimalen Voraussetzungen können die Camper damit laut Herstellerangaben bis zu 71 Prozent des jährlich verbrauchten Stroms selbst erzeugen. „60 Prozent sollen auf jeden Fall möglich sein“, sagt Jürgen Hinkel. Rund 27.000 Euro brutto hat die Anlage gekostet. Finanziert wird sie über einen Kredit der KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Für die Batteriespeicher gibt es in diesem Jahr noch einen zehnprozentigen Kostenzuschuss. Wenn alles gut läuft, soll sich die Investition über die eingesparten Stromkosten in zehn Jahren amortisieren. Der aktuelle Bilderbuchsommer weckt Hoffnungen. „Vielleicht schaffen wir das sogar in acht Jahren“, meint Hinkel. Die Platzmieten jedenfalls möchte der Verein nicht anheben. Schon vor sieben, acht Jahren hatten Drozdz und Hinkel über eine Fotovoltaikanlage nachgedacht. Zwar gab es seinerzeit eine höhere Einspeisevergütung, doch die Module selbst waren teurer als heute. Außerdem gab es damals noch keine Speichermöglichkeit für den selbst erzeugten Strom. Das ist dank der Batterien, die sich platzsparend im Schaltschrank der Anlage verstecken, heute anders. „Dadurch müssen wir den von der Sonne erzeugten Strom nicht direkt verbrauchen, sondern können ihn dann nutzen, wenn er benötigt wird“, erklärt Jacek Drozdz. Der überschüssige Strom werde ins allgemeine Netz eingespeist. Mit den erneuerbaren Energien haben die Camper bereits gute Erfahrungen gemacht. Vor einigen Jahren haben sie eine Solarthermieanlage zur Warmwasseraufbereitung in Betrieb genommen, die auch die Heizung unterstützt. „Im Sommer bekommen wir warmes Wasser, ohne dafür Fremdenergie einsetzen zu müssen“, erläutert Drozdz. Der Verein, der aktuell 118 Mitglieder hat, besteht seit 1983. Nahezu alles auf der Anlage am Nachtweideweiher sei in Eigenregie entstanden, auch das Clubhaus und die Toiletten am Grillplatz, erzählt Jürgen Hinkel. Mit Motorsport haben die Camping- und Rallyefreunde indes nichts am Hut. Der zweite Teil des Vereinsnamens weise auf die Reiseaktivitäten der Clubmitglieder in früheren Jahren hin, erläutert Hinkel. „Wir sind viel zu Campertreffen gefahren und haben Clubs in ganz Deutschland besucht.“ Die Dauercamper auf dem Vereinsgelände kommen überwiegend aus der Region, vor allem aus Frankenthal, Ludwigshafen und Bad Dürkheim. „Die Warteliste für die Plätze ist lang“, betont Hinkel. Unter den Gastcampern seien viele Stammgäste. Insbesondere vor dem alle zwei Jahre stattfindenden Triathlon s Rhein-Cup sei die Gästewiese schon viele Monate im Voraus ausgebucht. Denn die Lage des Campingplatzes ist für die Sportler ideal. Gestartet wird der Schwimm-, Rad- und Laufwettkampf nebenan im Nachtweideweiher.

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