Frankenthal „Bei uns kommt nichts von der Stange“

„Ruhe hier, das ist eine Probe!“ Doch das Chaos, das Schüler des PIH mit den Profis vom Pfalztheater fabrizieren – vorne Bratsch
»Ruhe hier, das ist eine Probe!« Doch das Chaos, das Schüler des PIH mit den Profis vom Pfalztheater fabrizieren – vorne Bratschist Johannes Pardall und Cellist Dieter Hehl –, ist Programm.

Morgen werden sie zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne stehen: Schüler des Frankenthaler Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) und Profis vom Pfalztheater Kaiserslautern. Das gemeinsame Konzert, für das derzeit geprobt wird, ist beim Sommerfest der Schule in der Mensa zu erleben. Und noch einmal nächste Woche auch im Pfalztheater.

Der erste Eindruck auf der Probe vermittelt allerdings keinesfalls den Eindruck, man habe es hier mit gesitteten Orchestermusikern zu tun. „Ruhe hier, das ist eine Probe!“, brüllt der Cellist. „Ja, wir proben aber auch!“ schallt es zurück, und schon tobt ein imposanter musikalischer Wettstreit, bei dem die filigranen Streichinstrumente innerhalb kürzester Zeit von Schellenkranz, Keyboard und Schlagzeug übertönt werden. Was sich zunächst anhört wie eine völlig aus dem Ruder gelaufene Probe, ist allerdings nichts weiter als eine präzise Regieanweisung von Musikpädagogin Tanja Herrmann und den beiden Sängerinnen Adrienn Cunka und Astrid Vosberg, die demnächst auch bei einem Konzert in Dirmstein zu erleben ist (siehe Kultur-Magazin). In der etwa 35-minütigen Aufführung im PIH morgen erwarte den Zuhörer keine klassische Konzertsituation, erklärt die studierte Musicaldarstellerin Cunka. Man präsentiere eher das Entstehen eines Konzerts und versuche dabei, Klassikstücke und Popsongs zu vereinen. Mit viel Liebe zum Detail bereiten die drei Mitglieder des Pfalztheaters die Schüler des PIH auf ihren großen Auftritt vor. Noch wird in der Aula geprobt, und auf den Boden geklebtes Tapeband markiert die Umrisse der Bühne. Auch gelbe Seile haben die Profis im Raum platziert, mit deren Hilfe die Kinder ihren Weg dorthin verinnerlichen sollen. Sie sind aufgeregt: die Schülerband, die Gesangsgruppe der dritten und vierten Klasse sowie die Instrumentalklasse aus der sechsten Jahrgangsstufe schwatzen wild durcheinander und beobachten dabei vier ihnen bisher unbekannte Ensemblemitglieder. „Ja, heute sind zum ersten Mal die Kollegen vom Orchester bei der Probe dabei“, sagt Vosberg und lacht. „Das muss erst mal in die Ablaufstruktur integriert werden.“ Die Musiker sind als Streicherquartett erschienen. Beim Konzert morgen sollen eine Violine, eine Bratsche, ein Cello und eine Flöte zum Einsatz kommen. Als die vier Profimusiker ihr erstes Stück anstimmen, geht einen Raunen durch den Proberaum: die deutsche Nationalhymne. Viele Kinder beginnen spontan mitzusingen. Die Melodie entstamme dem sogenannten Kaiserquartett und sei ursprünglich für den österreichischen Regenten komponiert worden, erklärt Vosberg den staunenden Schülern. Auf die Idee gekommen, dieses Kaiserquartett ins Programm aufzunehmen, ist Bratschist Johannes Pardall. „Ich habe gesehen, dass die Schüler das Lied „Auf uns“ von Andreas Bourani singen werden“, erzählt er. Und dann sei der Gedankengang von Bourani zur anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft und weiter zum Kaiserquartett nicht mehr aufzuhalten gewesen. Pardall, gebürtiger Frankenthaler, hat sich für das Projekt ganz besonders ins Zeug gelegt. Von den Pop- und Rocktiteln im Programm hat er sich im Internet Videos angeschaut und für den Orchesterbeitrag speziell eine eigene Partitur geschrieben. „Bei uns kommt nichts von der Stange“, sagt er lachend und macht sich auf den Weg zu seinem nächsten Bühneneinsatz. Die Leiterin des PIH-Schulchors, Barbara Dittmer, und die beiden Förderschullehrer Frank Landes und Christian Jung klären derweil mit ihren Schülern noch einmal die Reihenfolge der Lieder sowie die richtige Lautstärke beim Singen und Sprechen. So eine Ablaufprobe verlange den Kindern einiges ab, ist sich Profisängerin Vosberg bewusst. Die Positionen auf der Bühne müssten gefunden werden, und nicht immer erinnere sich jeder noch daran, was in den vorangegangen fünf Proben vereinbart wurde. „Aber sie machen das ganz toll, und es berührt mich jedes Mal ungemein, wenn ich sehe was die Kinder hier alles leisten“, so die aus Kaiserslautern stammende Sängerin und Schauspielerin. Termine Nach dem Aufführungstermin am Samstag, 16. Juni, um 12.45 Uhr in der Schulmensa des PIH wird das gemeinsame Konzert auch am Mittwoch, 20. Juni, um 16 Uhr auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters Kaiserslautern zu hören sein. Der Eintritt bei beiden Veranstaltungen ist frei.

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