Frankenthal Auf Streifzug mit der Zenza Bronica

„Maske“ ist der Titel dieser Aufnahme, die auf das japanische No-Theater anspielt, bei dem die Schauspieler maskiert sind.
»Maske« ist der Titel dieser Aufnahme, die auf das japanische No-Theater anspielt, bei dem die Schauspieler maskiert sind.

Sein Studium in Architektur und Städtebau hatte der damals 31-Jährige gerade an der Technischen Universität Berlin mit dem Diplom abgeschlossen, als er die Zusage für ein zweijähriges Stipendium in Japan bekam. Am Institut of Technology in Tokio besuchte der junge Pfälzer die Meisterklasse des Star-Architekten Kazuo Shinohara. Der Professor sei damals so etwas wie die graue Eminenz der Architektur der Moderne in Japan gewesen, erinnert sich Ritter. Der Theoretiker erregte mit Bauwerken wie dem „House in White“ (1966), dem „Haus Shibuya“ (1976) und dem „Haus in Yokohama“ (1979) internationale Aufmerksamkeit und prägte eine ganze Generation japanischer Architekten. Auch Ritter sagt: „Ich besuchte Shinohara als Meister, von dem ich etwas lernen kann.“ Kunst und Fotografie interessierten Josef Ritter neben der Architektur von Jugend an. Seine erste Kamera, die zweiäugige Mittelformat-Spiegelreflexkamera Rolleicord, kaufte sich der gebürtige Eisenberger, der vor dem Studium eine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen hatte, im Alter von 20 Jahren. Nach Studienreisen in Westeuropa und Südostasien schloss Ritter sich in Berlin der Werkstatt für Fotografie an. Von 1976 bis 1986 galt sie als die einflussreichste Fotoschule Deutschlands. Renommierte US-Fotografen wie Lewis Baltz, William Eggleston, Robert Cumming und George A. Tice stellten in der Werkstatt aus. „Das war eine Offenbarung für mich“, sagt Ritter im Gespräch. Seine eigenen Fotografien beschreibt der heute 69-Jährige als Suche nach der Wahrheit. Er arbeite mit einem Objektiv, das dem Augenwinkel entspreche, nichts sei manipuliert oder inszeniert an seinen Bildern. Als künstlerisches Vorbild nennt der Pfälzer den Japaner Hiroshi Sugimoto und dessen Serien-Fotografie. Ritter selbst verfolge einen dokumentarischen Ansatz, seine reduzierten Bilder haben eine surreale Anmutung. Die 33 Fotografien, die Ritter im Schloss Kleinniedesheim ausstellt, entstanden in Japan, auf Reisen und bei Streifzügen durch die Metropole Tokio. Eingefangen wurden die Szenen mit der Zenza Bronica, einer japanischen Mittelformatkamera als Hasselblad-Nachbau. Ritters Fotografien zeigen zufällig entdeckte Gegenstände, „Dinge, die es gibt“ – so die Übersetzung des Ausstellungs-Titels „Aru Mono“. Seine Arbeiten hat Josef Ritter für die Schau im Schloss in drei Serien aufgeteilt: Neben der Schwarz-Weiß-Reihe „Aru Mono“ zeigt er eine gemischte Serie mit dem Untertitel „Lob des Schattens“. In der dritten Reihe wird der theoretische Unterbau von Ritters Fotografie im Zen deutlich. Seit zwei Jahren schreibt der Pfälzer Kurzgedichte, die er in Anlehnung an Haiku, die japanische Gedichtform, Haiqu nennt und mit Fotografien in Verbindung setzt. Nach einer Hirnblutung vor 16 Jahren kann Ritter seinen Beruf als Architekt nicht mehr ausüben. Auf der Suche nach neuem Sinn ist er schließlich auf die Kunst zurückgekommen. Neben der Fotografie und dem Schreiben erstellt Ritter in seinen Räumen in Bad Bergzabern Klein-Plastiken und Objekte mit Mixed Media. Termin Die Ausstellung „Aru Mono“ ist ab 21. Oktober, 11 Uhr, auf Schloss Kleinniedesheim zu sehen. Ausgestellt werden die Fotografien bis 11. November samstags, 14 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

„Mu“ bedeutet auf japanischen Leere. Der Titel dieser Fotografie steht für die spirituelle Leere.
»Mu« bedeutet auf japanischen Leere. Der Titel dieser Fotografie steht für die spirituelle Leere.
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