Rhein-Pfalz Kreis Auf den Bär gekommen

Auch Großfuß (links) und Greta machen es sich in Emma Drabolds Bärenstube gemütlich.
Auch Großfuß (links) und Greta machen es sich in Emma Drabolds Bärenstube gemütlich.

«Bad Dürkheim.» Als Emma Drabold vor vielen Jahren einen Kurs in einem ehemaligen Dürkheimer Bastelgeschäft belegte, hatte sie nur einen einzigen Teddybären anfertigen wollen. Heute macht sie 200 im Jahr. Einen großen Teil davon verkauft sie – auch wenn sie „ihre“ Teddys nur sehr ungern ziehen lässt.

Es ist ein kleiner Raum, in dem Emma Drabold die meiste Zeit ihres Lebens verbracht haben dürfte. Ein Fernseher steht darin, der selten eingeschaltet ist, ein Radio, das meistens läuft, ein Schrank mit Bastelmaterialien und Süßigkeiten, eine kleine Ecke für den Computer, ein Regal mit Ordnern. Vor allem aber stehen darin ein Tisch und ein Stuhl. Auf dem sitzt die 76-Jährige fast jeden Tag mehrere Stunden. Hier lässt sie mit Mohairstoff, Nadel, Faden, Knopfaugen und Füllwatte wunderschöne Teddybären entstehen. Manchmal fällt ihr Blick aus dem Fenster, dann schaut sie über die Dächer der Stadt hinweg. Und manchmal muss sie aufstehen, um etwa das Mittagessen für sich und ihren Mann Herbert zu kochen oder die Waschmaschine auszuräumen. Eine Nähmaschine sucht man im Zimmer vergeblich. „Sonst könnte ich sie doch nicht ,handgemacht’ nennen“, sagt sie. Emma Drabold hat ihre Prinzipien. Denn sie macht die Bären nicht für Kunden, sie macht sie für sich. Manchmal merkt sie schon beim Machen, dass dieses Exemplar das Haus nicht verlassen darf. Dann kommt er zu seinen Hunderten Artgenossen, die in einem weiteren Zimmer der Wohnung zu Hause sind. Ein anderes Prinzip: Wer ihr unsympathisch ist, bekommt keinen Bär für noch so viel Geld. Vielleicht der Grund, dass die Bärenmacherin nicht reich geworden ist. An einem kleinen Bären für 50 Euro, arbeitet sie zehn Stunden und muss noch das teure Material einkaufen. „Ich mache das, weil es mir Spaß macht“, sagt die Bärenliebhaberin, deren komplette Wohnung ausgestattet ist mit Bären-Utensilien. Auf den Bär gekommen ist Emma Drabold Anfang der 1990er-Jahre. In Lambsheim hatte sie einen Kurs belegt, in dem sie eine Porzellanpuppe anfertigte. „Und jetzt mache ich noch einen Bär“, dachte sie sich und meldete sich zu einem zweiten Kurs an. „Es war der Anfang der Sucht“, sagt sie heute. „Es kam noch einer und noch einer und noch einer.“ Sie begann, auf Hobbykünstler- und Weihnachtsmärkten auszustellen. Einmal monatlich trifft sie sich mit Gleichgesinnten im Ludwigshafener Bären-Club. „Ich komme nicht mehr davon los“, sagt Drabold. „Ich liebe es. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht nähe.“ Und wenn ihr mal die Finger weh tun, „dann stricke ich“. Und zwar Kleider für die Bären.

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