Frankenthal Anwalt der Instrumente

Kirchengemeinden und Organisten aus der ganzen Pfalz können sich an Andreas Schmidt wenden.
Kirchengemeinden und Organisten aus der ganzen Pfalz können sich an Andreas Schmidt wenden.

Für über 400 Orgeln in der Pfalz ist der Orgelbeauftragte der Evangelischen Landeskirche zuständig. Bereits seit einiger Zeit wird Andreas Schmidt von seinem Vorgänger Gero Kaleschke in das Ehrenamt eingearbeitet. Auf die Frage, wie viele Orgeln in seinem Tätigkeitsbereich er bereits kenne, antwortet Schmidt, der aus Altrip stammt: „Zu wenige bis jetzt, 50 oder 60 vielleicht.“

Mehr als 400 Orgeln gilt es regelmäßig zu pflegen, zu warten, bei Bedarf zu reparieren oder auch zu restaurieren und im Einzelfall sogar zu ersetzen. Kirchengemeinden und Organisten können sich vertrauensvoll an den Orgelbeauftragten wenden. Freilich: Er hat lediglich beratende Funktion, und das auch nur im Hinblick auf alle baulichen und technischen Belange. Der Orgelbeauftragte arbeitet eng mit Kirchengemeinde, Baubehörde, Architekt, Statiker und Organist zusammen. Er ist selbst Praktiker und muss moderierend die unterschiedlichen Interessen als Anwalt der Instrumente bündeln. Bei Entscheidungen im Bereich der künstlerischen Bewertung ist der Landeskirchenmusikdirektor die alleinige Instanz. Für das Duo Kaleschke und Schmidt bleibt genug Arbeit. Andreas Schmidt nennt Beispiele: Werden in der Kirche Gegebenheiten des Raumes verändert, beispielsweise Bodenbeläge erneuert, ein neues Heizsystem installiert, so hat das Auswirkungen auf den Klang der Orgel. „Der Raum ist Teil des Instruments“, sagt Schmidt. Auch spielten die Sicherung der Elektrik und der Brandschutz eine immer größere Rolle. Die Pfalz besitzt eine reiche Orgel-Tradition. Vor allem in der Barockzeit erlebte der Orgelbau in der Region eine Blütephase – dafür stehen Namen wie Stumm, Geib, Hartung, Senn, Walcker, Seuffert. Gerade der bemerkenswerte Bestand an historischen Orgeln müsse beobachtet werden. Wobei Schimmelbildung und veränderte Klimabedingungen die meisten Probleme verursachten. Verschleiß mache sich nach Jahren der Nutzung zum Beispiel bei den pneumatischen Trakturen oder in die Jahre gekommenen Schleifladen bemerkbar. Schmidt, Jahrgang 1981, hat schon während seiner Schulzeit am Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen Orgel und Cello gelernt, seine Ausbildung zum C-Kirchenmusiker dann am kirchenmusikalischen Seminar in Landau abgelegt. Seit 2007 ist er Mitglied der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz. Für den Orgeldienst und den Kirchenchor in Zeiskam ist er seit 2001 zuständig. Und er hat bei der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) eine zertifizierte Ausbildung absolviert. Auf das Amt des Orgelbeauftragten bereitet er sich schon seit Längerem vor. Dass ihn sein Vorgänger, der in Neustadt als Organist bekannte Gero Kaleschke, schon seit rund fünf Jahren in seine Arbeit einbindet, empfindet der promovierte Astrophysiker als sehr komfortabel. Erfahrungen hat Schmidt, der mit Frau und Tochter in Landau wohnt, auch als Tontechniker. Das kommt seiner Mitsprache beim Orgelbau durchaus zugute. Denn da wird verstärkt mit Spielhilfen gearbeitet, bis hin zu vorprogrammierten Registrierungsplänen für die Großwerke der Orgelliteratur. Gero Kaleschke kennt viele Pfälzer Orgeln fast so gut wie sein eigenes Wohnzimmer. Ganz aufhören will er nach mehr als 30 Jahren noch nicht. Aber da, wo es im Orgelbau zusehends um elektronische und digitale Thematiken geht, überlässt der Speyerer dem jungen Spezialisten gerne die Federführung. Der liebt das Ehrenamt, das lediglich mit einer Aufwandsentschädigung dotiert ist. „Man muss schon brennen dafür“, sagt er. Und das tut er offensichtlich.

x