Rhein-Pfalz Kreis Alltagssprache in der NS-Zeit

Unter dem Titel „Sprachliche Sozialgeschichte 1933 bis 1945“ untersucht ein von Heidrun Kämper geleitetes Team des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim den alltäglichen Sprachgebrauch in der NS-Zeit. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt.

Gut untersucht seien Rhetorik und Wortschatz der Funktionsträger des NS-Staats, teilt das Institut mit. Hitlers und Goebbels Reden gelten ebenfalls als gut durchleuchtet. Wenig ist bisher aber offenbar über die Alltagssprache in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bekannt, berichten die Wissenschaftler. Ihre Gesamtdarstellung soll berücksichtigen, dass die Kommunikationsgemeinschaft der Jahre 1933 bis 1945 aus Gruppen mit unterschiedlichen Erfahrungs- und Wahrnehmungshorizonten bestand. Unterschieden werden diejenigen, die Teil der sogenannten Volksgemeinschaft waren, von Ausgeschlossenen wie Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, Sozialisten und Kommunisten. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Inwieweit ist es den Nazis gelungen, ihre Denkmuster und Sprachformeln in die breiten Schichten der Gesellschaft zu tragen? Haben diejenigen, deren Haltung in großer Zustimmung zum Nationalsozialismus bestanden hat, das auch sprachlich wiedergegeben, was der NS-Apparat vorgegeben hat? Und wie haben diejenigen, die dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstanden, ohne dem Widerstand anzugehören, ihre Opposition ausgedrückt? Grundlage des Projekts ist eine digitale Datenbank, die unter anderem Reden, Briefe, Tagebücher, Predigten und Flugblätter enthält. „Mit diesem Projekt wird eine sprachgeschichtliche Forschungslücke geschlossen“, sagt Kämper. Es gibt eine Kooperation mit der Uni Paderborn, wo „Widerstandskulturen zwischen 1933 und 1945“ untersucht werden.

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