Frankenthal „Alles muss ich erst ergründen“

Am liebsten ist Friedlinde Hüther der Mensch als Thema.
Am liebsten ist Friedlinde Hüther der Mensch als Thema.

Ton, Bronze, Pastell, Acryl, Tempera, Emaille – Arbeiten in diesen Techniken zeigt Friedlinde Hüther bei ihrer fünften Ausstellung. Vier Tage lang, von Sonntag bis Mittwoch, lädt die Frankenthalerin in ihren Garten im Heßheimer Viertel ein, mit ihr gemeinsam auf fünf Jahre „Kunst im Zelt“ und 20 Jahre Kunstschaffen zurückzublicken.

Zu Hause fühlt sich Friedlinde Hüther in noch weit mehr Techniken. Schon als Kind hat sie begeistert gezeichnet, später fotografiert, Pullover entworfen, Seide bemalt. Parallel zu ihrem Beruf als Förderschullehrerin für gehörlose Kinder hat sie ihre künstlerische Ader ausgelebt und weiterentwickelt. Das Jubiläum entdeckte sie zufällig, als ihr vor einigen Wochen ein Foto in die Hände fiel, auf dem stand: „Jetzt richte ich mir ein Atelier ein.“ Das war vor 20 Jahren. Mittlerweile ist ihr Arbeitsraum stetig gewachsen. Mittlerweile fungiert das ganze Haus als Galerie. Ihre Jahresausstellung im Zelt ist diesmal chronologisch geordnet. Sie beginnt 1998 bei der Tonplastik „Wer gewinnt?“ – eine freie, abstrakte Arbeit aus rotem Ton mit dunkelbrauner Lasur. „Zwei, die irgendwie in Beziehung stehen“, habe sie sich damals als Thema gegeben. Standen sich hier zwei abwartend, vorsichtig gegenüber, gestaltet sie 18 Jahre später ein Paar, das sich innig umarmt. So verschieden das Ergebnis, so verschieden war auch die Herangehensweise. Beim ersten Stück habe sie sich dem Lauf der Dinge hingegeben und sich „während des Arbeitsprozesses inspirieren lassen“. Beim zweiten hat sie geplant und auf die Idee hingearbeitet, „zwei gleichberechtigte Menschen auf Augenhöhe“ darzustellen. Wenn Hüther mit neuen Techniken experimentiert, eignet sie sich diese erst einmal an. „Alles muss ich erst lernen, ergründen“, sagt sie. Zuletzt hat sie sich der blaue Emaille aus Limoges gewidmet. Zwei schwierig zu arbeitende Landschaften mit Bäumen und Spiegelungen verpackt sie gerade für eine Ausstellung in Frankreich. Jetzt, da sie die Technik beherrscht, ist sie zufrieden. Jetzt will sie der Emaillemalerei den Vorzug geben. „Landschaft ist nicht mein Fall“, erklärt Hüther, „wenn schon, dann abstrakt, vielleicht ein Detail, aber nie reine Landschaft“. Am liebsten ist ihr der Mensch: als Kopf und Akt, in Malerei und Plastik, mehr oder weniger abstrakt, mit markantem Minenspiel, den Betrachter in Augenschein nehmend. „Das Ganze ist ein ständiger Entwicklungsprozess“, sagt Hüther. Typisch für sie sei ihr Ideenreichtum. Mitunter müsse sie sich zwingen, an einer Sache erst mal dranzubleiben. Aber aufgeschoben, ist nicht aufgehoben. Überhaupt habe jedes Bild seine eigene Geschichte, manche Elemente wie die Sonne ziehen durch alle Techniken und Themen. „Die Sonne gibt uns Leben, lässt uns sehen“, erklärt Hüther. Sie ist ein positiver Mensch, und in ihren Arbeiten finden sich auch keine negativen Bildinhalte. Dafür habe sie sich bewusst entschieden, sagt sie. 2018 entstand die Serie aus drei „Denkbildern“ – das sei jetzt genug, meint Hüther. In ihnen vermag der Betrachter viel zu entdecken, auch Botschaften vom Wachsen des Menschen, von Chaos und Ordnung, von Zufall und Plan. Gerne, sagt Hüther, biete sie Führungen durch ihre Ausstellung an, „damit die Besucher mehr davon haben“. Man könne ein Werk einfach nur schön finden, aber man kann eine neue, tiefere Sicht durch die Erklärung bekommen. Ihre Reihe „Kunst im Zelt“ will Hüther 2019 fortsetzen. „Es wird etwas ganz anderes, ein neues Projekt sein, an dem ich arbeite“, kündigt sie an. Termin „Kunst im Zelt“, Friedlinde Hüther, Richard-Wagner-Ring 8d: Montag, Dienstag und Mittwoch (16. bis 20. Juni) von 16 bis 18 Uhr. Zur Eröffnung am Sonntag, 17. Juni, 11 Uhr, spielt das Jazztrio Just Friends mit Katrin Scharbach (Gesang), Jürgen Ries (Piano) und Heidi Kramer (Percussion).

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