Frankenthal 008 – gezupft, nicht gestrichen

Marc W. Pointner mag den leichten Singsang, wenn sich seine Finger auf dem Hals der Bassgitarre dem Ton nähern.
Marc W. Pointner mag den leichten Singsang, wenn sich seine Finger auf dem Hals der Bassgitarre dem Ton nähern.

Wenn man Marc Wigand Pointner heute Abend seinen Gitarrenkoffer ins Gleis 4 schleppen sieht, dürfte man kaum versucht sein, an eine mafiöse Tarnvorrichtung zu denken. Die akustische Bassgitarre von 008 ist so wuchtig, dass man in ihrem Transportbehälter nicht nur eine Maschinenpistole, sondern gleich eine ganze Panzerabwehrrakete verstecken könnte. Seine Nummer bekam der Frankenthaler Chirurg und Musiker 2011: als achter Mitbegründer der IG Jazz.

Pointner ist oft in seiner Heimatstadt als Musiker zu hören. Bei den Gödes Jazz Mags stand er von Anfang an auf der Bühne, er gründelt den Groove bei den monatlichen Jam Sessions der IG Jazz und schlüpft in verschiedene Rollen bei den Shows „Jazz für Kinder“ von Christian Schatka. Heute tritt er im Duo mit dem Schifferstadter Gitarristen Gereon Hoffmann im Gleis 4 auf. Die Ausnahme nennen sich die beiden. Je nach Auftrittsgelegenheit holen sie noch weitere Musiker dazu, um mit Gesang, Saxofon oder als ganze Combo zu spielen. Pointner kam nicht zum Bass wie die meisten seiner Kollegen, die beim Knobeln unter konkurrierenden Gitarristen einer Band den Kürzeren zogen. Gitarre spielt der heute 51-Jährige zwar auch. Doch mit 14 habe er sich zum Geburtstag ganz gezielt E-Bass und Verstärker gewünscht. Damit durfte er in der Kellerband seines älteren Bruders mitmischen, erzählt Pointner im Gespräch. „Wir haben die Stones oder AC/DC nachgespielt.“ Während seines Studiums an der Uni Mannheim lernte Pointner den amerikanischen Sänger Karl Frierson kennen, der sich später mit den Elektro-Loungejazzern DePhazz einen Namen machte und auf Vermittlung von Pointner auch schon mit einer eigenen Soulband in der Frankenthaler Erkenbertruine zu Gast war. Mit Frierson trat der Frankenthaler Bassist in dessen Funkband auf – etwa im Heidelberger Club Hildes Hellebächel. Den E-Bass hat Pointner längst zur Seite gelegt. Heute spielt er nur noch seine akustische Bassgitarre: ohne Bünde, das sei ihm lieber. Er mag den leichten Singsang, wenn sich der Finger auf dem Gitarrenhals dem Ton nähert. Und der Klang sei dem eines Kontrabasses durchaus ebenbürtig – freilich kann den ein Musiker nicht nur zupfen, sondern auch streichen. Ausgiebigen Instrumentalunterricht hat Pointner nie genossen. Ein paar Stunden habe er bei dem in Studernheim ansässigen Bassisten Johannes Schädlich genommen. Gerne würde er wieder Zeit für so was haben, sagt Pointner – schon allein für den frischen Input. Auch musiktheoretisch sei er nicht beschlagen. „Ich weiß, was ich spielen darf und was nicht.“ Pointner spielt aus dem Bauch heraus. Und das anscheinend vor allem rhythmisch so gut, dass viele mit ihm musizieren wollten, erzählt er stolz von erhaltenen Komplimenten. Mit der E-Gitarre verschwand auch der Rock aus dem Repertoire. „Im Jazz hat der Bassist einen höheren Stellenwert. In Rockbands ist man nur der Depp im Hintergrund. Wenn man seine Standards beherrscht, macht Jazz es auch viel einfacher, mit anderen spontan zusammenzuspielen. So lernt man viele Leute kennen. Und es ist viel weniger stressig, als wenn ich mir von der CD heraushören müsste, was eine Rock- oder Popband spielt im Original.“ Im Gepäck haben Pointner und Hoffmann heute denn auch Klassiker aus dem Great American Songbook: Swing, Latin und Bebop. Termin Heute, 20 Uhr, beim Kulturclub im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4, Johann-Klein-Straße 22. Der Eintritt ist frei.

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