Donnersbergkreis Zur Sache: Von Gemischtwaren über Weinkellerei bis zur ersten Mode-Adresse

Friedrich Bollenbach aus Feil (heute Feilbingert) ist der erste Kunde, der in dem dicken Auftragsbuch aus dem Jahr 1912 bei Wolf vermerkt ist: Er kaufte unter anderem 2,50 Meter Blousonstoff zu 1,90 Mark den Meter, dazu sechs Meter Futter und 3,5 Meter Litzen. Otto Wolf I., Gründer des heutigen Modehauses Wolf in Obermoschel, hat den Auftrag in gestochen scharfer Schrift mit schwarzer Tinte eingetragen. Am 23. Februar 1844 in Bisterschied geboren, hält es Otto Wolf in bitterarmer Zeit nicht in der Nordpfalz, es zieht ihn in den Südwesten. Von Lörrach im Schwarzwald aus bereist er als Textilhändler den gesamten Schwarzwald, besucht mit seinem Musterkoffer einen festen Kundenstamm, stellt neueste Stoffe vor und notiert gewissenhaft die Aufträge seiner Kunden. Mit 27 Jahren kommt er wieder in die Nordpfalz, wird sesshaft und beweist mit geliehenem Geld der Familie Gründermut: Am 18. November 1911 erwirbt er das auch heute noch von Mode Wolf genutzte Anwesen von Emil Stern, Kaufmann in Kreuznach. Der Kaufpreis für das 1828 erbaute Haus beträgt 17.000 Mark. Ein Jahr später heiratet Otto Wolf I. seine Frau Emma und legt somit den zweiten Grundstein zur 106-jährigen Erfolgsgeschichte. Er handelt damals allerdings noch nicht mit „Mode“. Vielmehr gründet er ein Gemischtwaren- und Reisendengeschäft, in dem es bis nach dem zweiten Weltkrieg unter anderem Stoffe gibt, aber auch Petroleum oder Zucker. Erhalten sind neben dem anfangs erwähnten Auftragsbuch die historischen Stoff-Musterbücher. Neben einer Kaffeerösterei von 1933 bis 1939 gehört bis in die 1970er Jahre auch eine Weinkellerei zum Unternehmen, denn damals haben etliche Obermoscheler noch kleine Wingerte. Im Herbst werden die Trauben in die Weinkellerei gebracht, zu Wein verarbeitet und fassweise verkauft. Teilweise werden die Traubenerlöse auch gutgeschrieben für den Kauf von Kleidung, ein sozusagen bargeldloser Tauschhandel. Mit großer Disziplin werden auch die schweren Kriegsjahre überstanden. Meta und Karl Wolf beginnen 1948 sozusagen wieder bei Null, und mit der Zeit wandelt sich das Unternehmen zum reinen Modehaus. Der Handel mit Gemischtwaren wird nach und nach aufgegeben. 1974 erfolgt dann die Trennung von Weingut und Textilhaus. Heute präsentiert sich das Modehaus Wolf nach zahlreichen Um- und Anbauten unter Gisela und Otto Wolf attraktiver denn je. Auf einer Verkaufsfläche von rund 600 Quadratmetern wird auf drei Etagen hochwertige Mode namhafter Hersteller präsentiert. Voller Stolz verweist das Modehaus Wolf auf ein Einzugsgebiet von Kunden aus einem Umkreis von 80 Gemeinden zwischen Bad Kreuznach und Kaiserslautern.

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