Donnersbergkreis Zeugen von „Macht und Pracht“

Schlossgarten Kibo: Blick auf die Mauer an der Langen Bahn.
Schlossgarten Kibo: Blick auf die Mauer an der Langen Bahn.

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Seit 1993 gibt es ihn in Deutschland: Der Tag des offenen Denkmals wird auch dieses Jahr wieder bundesweit Zugang zu historischen Orten gewähren, die zum Teil sonst nicht begehbar sind. Am 10. September öffnen im Donnersbergkreis mehrere Denkmale ihre Pforten. Mit Museen, anderen Kulturstätten und angebotenen Aktionen summieren sich 27 Stationen, verteilt auf 15 Orte. Viele von ihnen sind mit dem Jahresmotto „Macht und Pracht“ verbunden.

Ursprünglich kommt die Idee aus Frankreich: Im Jahr 1984 veranstaltete der damalige Kulturminister Jack Lang die „Journées Portes ouvertes dans les monuments historiques“. Diese erfreuten sich so großer Beliebtheit, dass andere Länder ähnliche Veranstaltungen ins Leben riefen und 1991 der Europarat die „European Heritage Days“ gründete. Mittlerweile beteiligen sich 49 Länder, und allein in Deutschland sind am Sonntag 7500 Stätten geöffnet. Von den 27 Anlaufstellen zum Denkmalstag im Donnersbergkreis sind vier in Stetten an der Hauptstraße zu finden. Etwa der ehemalige katholische Pfarrhof aus dem 19. Jahrhundert, der heute von Robert Boudier und Elmar Koeller als Weingut genutzt wird. Letzterer führt Interessierte durch drei der vier Stationen im Ort. Das ehemalige Schloss, das sonst nicht besucht werden kann, öffnet von 11 bis 16 Uhr, Führungen gibt es hier nur auf Anfrage. Will man von Stetten aus durch den Donnersbergkreis weiterziehen, so empfiehlt sich ein Besuch im ältesten Sakralgebäude, das die Nordpfalz zu bieten hat: Die katholische Pfarrkirche St. Peter in Bubenheim wurde um etwa 1060 erbaut. Um 15 Uhr gibt es hier eine Führung. Bis 18 Uhr kann die Kirche besucht werden. Im benachbarten Rüssingen führt Ortsbürgermeister Steffen Antweiler ab 11 Uhr durch die ähnlich alte protestantische Kirche, die sonst nicht geöffnet ist. Zur Führung gehört auch die umliegende Denkmalzone an der Hauptstraße mit vielen Häusern des 18. und 19. Jahrhunderts. Göllheim bietet in diesem Jahr zwei historische Attraktionen: Um 11 Uhr werden Interessierte von der Königkreuzstraße aus durch die geschichtlichen Stätten Göllheims geführt, die Leitung übernimmt Doris Bugiel, die Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins. Ab 14.30 Uhr ist zudem das Uhl’sche Haus geöffnet, in dem zum Tag des offenen Denkmals eine Ausstellung zum Motto „Macht und Pracht“ am Beispiel der Schlacht auf dem Hasenbühl 1298 besichtigt werden kann. Auch sonst dient das 1898 für den Bürgermeister und Gutsbesitzer Wilhelm Uhl erbaute Haus historischen Zwecken, seit 1980 beherbergt es das Göllheimer Heimatmuseum. In Eisenberg laden drei Programmpunkte zum Besichtigen ein. Um 10 Uhr führt ein Gästeführer durch die Burgruine Stauf, deren Bau bereits etwa 1000 Jahre zurückliegt. Der Landschaftspark Gienanth wird am Sonntag geöffnet, bei Bedarf wird dort stündlich hindurchgeführt. Der wohl interessanteste historische Ort ist in Eisenberg der römische Vicus, dessen erste Häuser bereits im ersten Jahrhundert nach Christus entstanden. Hier findet am Samstag und Sonntag das Römerfest statt. Living-History-Darsteller wollen dort die Besucher auf eine Reise in Antike mitnehmen. Eisenbahnfreunde kommen in Ramsen auf ihre Kosten, denn zwischen 12 und 16.30 Uhr können sie dort die Stumpfwaldbahn, eine alte Feld- und Grubenbahn erleben. Westlich des Donnersbergs öffnet die katholische Kirche St. Ägidius in Schweisweiler ihre Pforten, die 1752 im Stile des Rokoko errichtet wurde. Selten für Kirchen der Region ist die Anlehnung an böhmische Vorbilder. In Alsenz finden sich Fachwerkbauten des späten 16. Jahrhunderts, in denen vor allem das Steinhauerhandwerk präsentiert wird. Auch das Jahresmotto „Macht und Pracht“ kommt in Alsenz nicht zu kurz, denn auf dem „Steinhauerrundweg, über den Eugen Zepp um 14 und 16 Uhr führt, sehen die Besucher Häuser und Villen der früheren Sandsteinbruchbesitzer. Einer dieser sogenannten „Sandsteinbarone“, Carl Brixius, ließ sich dort gar eine Villa vom Reichstagsarchitekten Paul Wallot bauen. Auf Besuch ist man auch in der Simultankirche in Oberndorf eingerichtet sowie im Künstlerhof Unkenbach. Wieder auf der östlichen Seite des Donnersbergkreises ist in Marnheim der Graue Turm geöffnet, der ein seltenes Beispiel spätgotischer Bruchkalksteinbauweise darstellt und ursprünglich im 15. und 16. Jahrhundert als Glockenturm für eine inzwischen abgebrannte Kirche gebaut wurde. In Kirchheimbolanden liegt der Fokus auf Denkmalen, die eine Verbindung zum Fürstenhaus Nassau-Weilburg aufweisen. Der Schlossgarten etwa, der den Fürstenfamilien als Residenzgarten diente, kann unter Führung erfahrener Archäologen besichtigt werden. In der protestantischen Paulskirche, 1739 bis 1744 als Schlosskirche der Fürsten errichtet, ist ein umfangreiches Programm vorgesehen, das ein Gottesdienst um 10 Uhr einleitet und das mit dem fünften Konzert des Orgelsommers mit Soline Guillon an der Mozartorgel ausklingt.

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