Donnersbergkreis Zeichen der Zeit

Entschieden sich bewusst für eine gemeinsame Ausstellung: Anne-Katrin Dietrich und Ulli Bomans.
Entschieden sich bewusst für eine gemeinsame Ausstellung: Anne-Katrin Dietrich und Ulli Bomans.

«Rockenhausen.» Es gibt Dinge, an denen wir oft vorbeisehen. Dinge, die wir nicht der Mühe wert halten. Dabei machen genau sie das tägliche Leben aus. Genau ihnen gilt das Interesse von Anne-Katrin Dietrich und Ulli Bomans. Seit Sonntag stellen die beiden Künstler im Rockenhausener Museum Pachen aus.

Die Kaiserslauterer Kunsthistorikerin Claudia Gross führte in die Sonderausstellung „So oder so – zeitgenössische Positionen figurativer Malerei“ ein. Die Ausstellung im Rockenhausener Museum Pachen lade die Betrachter ein: „Die Welt durch die Augen des Künstlers sehen, das Lebenszubehör des Betreffenden betrachten, seinen respektive ihren Interessen nachspüren“ – all das sei bei dem Besuch der Sonderausstellung der beiden neu in die Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk) aufgenommenen Künstler möglich. Bewusst hätten sich Dietrich und Bomans gegen eine Solohängung und für ein Miteinander entschieden. „,So oder so’ präsentieren sie uns Zeichen der Zeit, schrecken dabei vor trivialen Motiven ebenso wenig zurück wie vor einem Blick auf die Schattenseite etwa der städtischen Existenz. Das können drei Ansichten des Ausziehens eines Hemdes über den Kopf sein, eine Frau, die auf den Knien hockend fotografiert wird, oder das bunt blinkende Fahrgeschäft auf einem nächtlichen Rummelplatz“, sagte Gross. Die so zahlreich angereisten Kunstinteressenten erfuhren auch einiges über die Künstler selbst: Anne-Katrin Dietrich stammt aus München. Sie hat Kunstgeschichte, Bildhauerei, Malerei und Fotografie studiert, ihr Studium mit dem Diplom abgeschlossen und auch das erste Staatsexamen abgelegt. Von 2008 bis 2017 unterrichtete sie Bildende Kunst am Wilhelm-Erb-Gymnasium in Winnweiler und wurde danach Lehrerin am Landeskunstgymnasium in Alzey. Ihre Werke waren unter anderem bereits in München, Barcelona, Kopenhagen und São Paulo zu sehen. Seit 2013 ist sie Mitglied in der Gruppe „Impuls(e)“. Gross lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf Dietrichs Bild „Küchenstück Nr. 1“. Es zeigt zwei in Zellophanverpackung gehüllte Bananen. „Ich reflektiere die Zusammenhänge von innen und außen und überlasse dem Betrachter Bedeutung und Wirkung. Wobei die dargestellte Oberfläche nicht nur das Äußere zeigt, sondern auch das Innere hervorbringen soll, was nicht selten das ist, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ Ulli Bomans’ Blick ist auf Menschen und auf Menschen mit Tieren gerichtet. Seine Bilder gehen auf seinen Alltag, Eindrücke bei Reisen und Vorlagen aus Instagram zurück, wie die Bilder „Josi in Manhattan“ und „Bradley in LA“ in Rockenhausen deutlich belegen. Auch das Bild „Close to Lausanne“ gehört in diese Reihe. „Obgleich die Werke mittels des Titels personalisiert sind, stellt Ulli Bomans oftmals keine Individuen dar, sondern verbleibt in seiner Aussage zu der menschlichen Erscheinung allgemeingültig“, stellte Gross fest. Bomans wurde in Kandel geboren, studierte an der Kunstschule der Villa Wieser in Herxheim und an der Universität Kassel. Nach der Teilnahme an verschiedenen Performances führte er seine eigenen künstlerischen Aktionen in Marseille und Toulouse durch. Gleichzeitig trat er mit dem Projekt „Shrubbn“, dem Soloprojekt „Schieres“ und seit 2003 auch mit dem multimedialen Musik- und Performanceprojekt „Gladbeck City Bombing“ auf. 2009 produzierte er Ton und Musik für die Theaterstücke „Alice im Schlunderschland“ und „Corpus Delicti“, unter anderem aufgeführt in der Deutschen Oper Hamburg und dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg. „Beide Künstler zeigen uns jeder auf seine und ihre Weise einen Einblick in die neue Welt des 21. Jahrhunderts mit all seinen Besonderheiten und Widrigkeiten. Erst die Vielheit der Werke bringt uns den künstlerischen Blick auf ihre Welt nahe, erlaubt uns tatsächlich eine Einsicht in Leben und Umfeld der beiden Künstler“, sagte Claudia Gross. Zu Beginn der Veranstaltung hatte Beigeordneter Gerd Fuhrmann die zahlreichen Gäste im Namen der Stadt begrüßt und zu einem Glas Wein eingeladen. Stefan Engel, Vorsitzender der apk, freute sich derweil, dass die beiden Künstler jetzt auch Mitglieder der apk geworden sind. Info Die Ausstellung ist bis zum 5. Mai zu besichtigen, dienstags bis sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr und nach Vereinbarung.

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