Donnersbergkreis Windkraft mit weniger Ertrag als gedacht
In die Kreistagssitzung am Mittwoch brachte ein Antrag Christian Ritzmanns (FDP) einigen Zündstoff. Gefordert hatte er, zu den drei Windparks, an denen der Landkreis über seine „Energiekonzepte“-Gesellschaft beteiligt ist, monatlich die prognostizierten und die tatsächlichen Erträge im Internet zu veröffentlichen. Deutlich wurde in der Diskussion: Die tatsächlichen Erträge liegen bislang zum Teil deutlich unter den erwarteten Werten.
Umweltdezernent Albert Graf sprach in einer ausführlichen Stellungnahme zum Sachstand bei den Windparkbeteiligungen von einer „sehr unbefriedigenden Ertragslage“, die bisherigen Winderträge an den drei Standorten Göllheim, Oberndorf und Grehweilerberg lägen „unter der Prognose der Gutachter“. 2014 seien nur 77,5 Prozent des langjährigen Durchschnittswertes erzielt worden, 2015 lag der Ertrag bei 95,4 Prozent. „Für 2016 zeichnet sich ein Wert von 86,5 Prozent ab“, so Graf, vor allem der Standort Oberndorf bereite Sorgen. Auch die Ausschüttungen lägen damit unter den Planansätzen. Gleichwohl sei 2015 ein Überschuss von 103.000 Euro erzielt worden, für 2016 sei mit rund 26.000 Euro zu rechnen. Auch wenn man die Mindererträge auf die Laufzeit der Finanzierung hochrechne, sei noch von einem geringen Überschuss auszugehen. Ursprünglich war auf die Laufzeit ein Ertrag von fünf Millionen Euro erwartet worden, davon 2,3 Millionen für die AÖR. Graf hatte indes eingangs die aufwendigen Prüfungen und gutachterlichen Bewertungen der Standorte aufgelistet, die dem Votum für die Beteiligungen zugrundegelegt worden waren. Die Analysen der Windpotenziale seien nach entsprechenden DIN-Vorschriften erfolgt, Rechnungsprüfungsgesellschaften seien eingeschaltet, Abschläge für technisch bedingte Ausfälle, Abschaltungen wegen Vogelzügen und anderes mehr einkalkuliert worden. Nicht zuletzt hätten die finanzierenden Banken eigene Risikoabschätzungen vorgenommen, so Graf. Einstweilen reagiere die AÖR „durch Streckung der Tilgungen des Darlehens für den Eigenanteil“, der auf Endfälligkeit vereinbarten Kreditvertrag biete dafür Spielraum. In den Beteiligungsgesellschaften wie im Verwaltungsrat der AÖR sei man einhellig der Meinung, dass der bisherige Zeitraum seit Herbst 2014 zu kurz sei für eine belastbare Einschätzung, man sei sich einig, die Entwicklung von vier bis fünf vollen Windjahren abzuwarten. „Dabei muss die Liquidität der AÖR fortlaufend im Fokus behalten und fortgeschrieben werden“, so Graf. Ritzmann bedauerte, dass die Auslagerung des Themas in die AÖR mit dem Ausschluss der Öffentlichkeit die Diskussion schwierig mache. Insofern wäre eine Information der Öffentlichkeit über die wirtschaftliche Entwicklung dieser Beteiligungen wünschenswert. Diesen stellte er eine ernüchternde eigene Rechnung gegenüber. Den Minderertrag für die AÖR für 2015 gegenüber der Prognose gab er mit 333.000 Euro an. Lege man die sogenannten IWET-Werte der letzten elf Jahre – dieser Index gibt für einzelne Regionen Langzeitwerte an für das Windenergiepotenzial anhand der Erträge von Windrädern – für die hiesige Region zugrunde, komme er in seiner eigenen Simulationsrechnung auf Mindererträge von 6,2 Millionen Euro, hätten die Energiekonzepte in diesen elf Jahren die Windräder betrieben. Und 2015 sei eines der besten Windjahre in jüngerer Zeit gewesen, gab er zu bedenken. Ob die Verwaltungsratsmitglieder über den Kreis eigentlich haftpflichtversichert seien für den Fall von Vermögensschäden, wie Ritzmann anfragte, will Graf prüfen, für ihn als Vorstand der AÖR bestehe eine solche Versicherung. In der Diskussion herrschte die Meinung vor, dass die genannten vier bis fünf Jahre abzuwarten seien. Uli Kolb (FWG) hätte in einer Weigerung des Kreises, sich an der von ihm gewollten Energiewende auch aktiv zu beteiligen, ein falsches Signal gesehen. Auch jetzt wäre es „vollkommen falsch“, sich nach zwei Jahren zurückzuziehen. „Aussteigen wäre dumm und den Leuten nicht verständlich zu machen.“ Es gehe hier nicht um ein Hochrisikogeschäft. Gustav Herzog (SPD) zeigte sich dankbar, dass der FDP-Mann nicht Wirtschaftsminister sei, in dieser Rolle müsste er „jedes Startup nach zwei Jahren in die Tonne treten“. Darauf gab Ritzmann zu bedenken, dass ein Startup immer lern- und optimierungsfähig sei, aber wenn eben kein Wind da sei, so sei das nicht beeinflussbar. Michael Groß (SPD) indes hielt entgegen, dass die Technik sehr wohl voranschreite und zu Optimierungen führe. Zum IWET-Index merkte er einschränkend an, dass der in den letzten 13 Jahren viermal novelliert worden sei. Zu Ritzmanns Antrag auf Veröffentlichung der erwarteten und tatsächlichen Ertragswerte hatte Graf dargelegt, dass das nur für den Anteil der AÖR möglich sei, da die Geschäftsführer der Untergesellschaften eine solche Veröffentlichung einhellig abgelehnt hätten. Die Ansichten zu einer solchen Veröffentlichung waren im Kreistag unterschiedlich. Kolb sah für den Bürger keinen Nutzen in solchen Momentaufnahmen. Herzog und Michael Cullmann (SPD) hielten einen monatlichen Rhythmus für zu eng, wobei Cullmann anregte, auch die CO²-Bilanz durch den Betrieb der Windräder einzubeziehen, was Zustimmung fand. Ernst Groskurt (Grüne) begrüßte den „Ruf nach mehr Transparenz“, man sollte aus der Thematik kein großes Geheimnis machen. Welcher Rhythmus für die Veröffentlichung gewählt werde, sei zweitrangig. Am Ende wurde einstimmig für die monatliche Veröffentlichung der Werte votiert. |bke