Gerbach/Sankt Alban Wie zwei Dörfer einen gemeinsamen Friedhof bewirtschaften

Gehen in Sachen Friedhof gemeinsame Wege: Die Sankt Albaner Ortsbürgermeisterin Petra Becher und der Gerbacher Ortschef Daniel H
Gehen in Sachen Friedhof gemeinsame Wege: Die Sankt Albaner Ortsbürgermeisterin Petra Becher und der Gerbacher Ortschef Daniel Heinz. Das Areal wird schon seit vielen Jahren von beiden Dörfern gemeinsam bewirtschaftet – Kosten werden aufgrund der Einwohnerzahl im Verhältnis drei Fünftel (Gerbach) zu zwei Fünfteln geteilt.

Selbst Alteingesessene können nicht sagen, seit wann die Ortsgemeinden Sankt Alban und Gerbach einen gemeinsamen Friedhof bewirtschaften. Klar ist, dass auf diesem Handlungsbedarf besteht. Und wenn’s um die zu erwartenden Kosten geht, ist geteiltes Leid nicht unbedingt halbes Leid.

„Das war schon immer und ewig so“: Fast wortgleich und wie aus der Pistole beantworten die früheren Ortsbürgermeister Klaus Hofmann (Gerbach) und Herbert Wasem (Sankt Alban) die Frage, seit wann die beiden Dörfer einen gemeinsamen Friedhof haben. Geschweige denn können sie beantworten, wie es zu der gemeinsamen Einrichtung gekommen ist.

Sei’s drum. Geregelt ist jedenfalls, dass Gerbach grundsätzlich drei Fünftel, Sankt Alban zwei Fünftel aller laufenden Kosten zu tragen hat. Denn der Betrag richtet sich nicht etwa nach den jeweiligen Sterbefällen, sondern nach dem Verhältnis der Einwohnerzahlen. Und vernünftig ist es allemal, dass die beiden Kommunen einen gemeinsamen Friedhof unterhalten. Denn dieser liegt an der Landesstraße 400 fast genau mittig zwischen den beiden Dörfern, ist also von „hüben“ wie „drüben“ gut erreichbar.

Die schwierige Suche nach Einsparpotenzial

Und dennoch: Auch ein Friedhof für zwei Gemeinden verursacht Kosten im laufenden Betrieb, allen voran für die Pflege und Unterhaltung der Flächen, Wege sowie der Leichenhalle. Weil Gerbach und Sankt Alban wie die meisten Kommunen finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet sind, wird – auch auf Druck von „oben“ – nichts unversucht gelassen, um künftig Ausgaben in diesem Bereich einzusparen. Was leichter gesagt als getan ist: Zum einen sollen die Grabnutzungsentgelte für die Bürger nicht ins Unermessliche steigen, zum anderen ist ein Friedhof mit seinem An- und Aussehen stets ein sensibles Thema – das ist auch hier im Appeltal nicht anders.

Hinzu kommt, dass sich die Wünsche und Vorstellungen der Bürger wandeln: Auch in Gerbach und Sankt Alban registriert man eine verstärkte Nachfrage nach Urnen- und Wiesengräbern, die Angehörigen die Grabpflege erleichtern. Allerdings sind die Urnengrabstätten momentan ausgeschöpft, neue Flächen müssen erschlossen werden.

Entscheiden muss jeder Rat für sich

Auch darum ging es bei einer jüngsten Zusammenkunft der beiden Gemeinderäte. Solche Runden werden immer einberufen, wenn grundsätzliche Entscheidungen zum Thema Friedhof zu treffen sind, wie die aktuellen Dorfoberhäupter Petra Becher (Sankt Alban) und Daniel Heinz (Gerbach) im RHEINPFALZ-Gespräch erläutern. Wobei die endgültigen Beschlüsse später gesondert in den beiden Räten gefasst werden müssen – auch das ist eine sich aus dem Doppel-Friedhof ergebende Besonderheit.

Ein Problem: Vor allem im alten, Richtung „Delwe“ gelegenen Teil des weitläufigen Geländes sind nur noch wenige Grabstätten vorhanden. Teilweise sind dort auch die Ruhezeiten abgelaufen. Dieser Abschnitt könnte doch abgeräumt werden, so ein Vorschlag. Nur noch ganz wenige Gräber würden gepflegt und unterhalten. Ebenfalls angeregt wurde, diesen Teil neu zu gestalten, um Unterhaltungs- und damit Arbeitskosten einzusparen. Diskutiert wurde auch eine parkähnliche Gestaltung mit Ruhebänken und Findlingen sowie einer Abgrenzung vom dann eigentlichen Friedhof in Richtung Gerbach. Hierin sahen allerdings andere Ratsmitglieder keinen Weg, der Kosten spart, weil dennoch hohe Unterhaltungsaufwendungen anfielen. Eine weitere Idee betraf das Anlegen eines Friedwaldes in diesem Bereich, womit wieder Geld verdient werden könnte.

Es gibt keine Abschnitte Gerbach und Sankt Alban

Weiterer Punkt: Der Hauptweg in der Mitte soll neu gestaltet werden – auf gesamter Länge als wassergebundene Fläche ohne Randeinfassung, was wiederum die Pflege von angrenzenden Wiesen und Rasen erleichtern würde. Das Entfernen der Randsteine könnte in Eigenleistung geschehen, so der Vorschlag des Gerbacher Ortschefs Heinz. Thema war auch eine mögliche Verschmälerung des Weges Richtung Sankt Alban. Dies warf die Frage auf, ob das dort nicht zu Unmut führen könnte. Hierzu stellten Becher und Heinz klar, dass es nur einen gemeinsamen Friedhof gebe – keine Abschnitte Sankt Alban und Gerbach.

Sanierungsbedarf besteht zudem an der Leichenhalle: Hier muss das Dach teils instandgesetzt und gereinigt werden, zudem sind Verputzer- und Malerarbeiten am Gebäude notwendig. Im Umfeld soll eine geschotterte rechteckige Fläche von rund 50 Quadratmetern gepflastert werden, um die Pflege zu erleichtern und Unkraut vorzubeugen. In diesem Bereich wäre auch noch Platz für ein weiteres Urnengrabfeld – allerdings gab es den Einwand, dass dann wegen des Schotters bei Bestattungen Mutterboden beigeschafft werden müsste, was wiederum zusätzliche Kosten verursache. Alternativ wurde angeregt, das Feld in den vorhandenen Rasen- und Wiesenflächen anzulegen, weil bei Bestattungen ohnehin der Platz an der Leichenhalle für die Trauergemeinde benötigt werde. Da auch die Sandsteinmauer entlang des Appelbachs marode ist, soll auf eine teure Instandsetzung verzichtet und stattdessen als Absicherung auf einer Länge von rund 130 Metern ein Zaun errichtet werden.

„Wir müssen und wollen abspecken“

Becher und Heinz betonen, dass angesichts der defizitären Haushaltslage beider Gemeinden für die angedachten Maßnahmen ein Zuschussantrag aus dem Investitionsstock des Landes gestellt werde. Angesichts der enorm gestiegenen Baukosten „müssen und wollen wir abspecken“, brachte es Heinz auf den Punkt. Das war auch in den Diskussionen zu spüren: Mit viel Engagement beteiligten sich die Mitglieder der Räte an der Suche nach Kosteneinsparungen.

Unstrittig war am Ende, dass die genannten Arbeiten an der Leichenhalle vorgenommen werden müssen. Wenig Diskussionsbedarf gab es auch bezüglich der Zaunanlage als Ersatz für die marode Mauer. Der Standort des neuen Urnengrabfeldes und die Neugestaltung der Wege blieb dagegen vorerst offen. So werden sich die Gemeinderäte Gerbach und Sankt Alban wohl bald wieder treffen – und über ihren gemeinsamen Friedhof reden.

x