Donnersbergkreis Wie wird man eigentlich Zirkusdirektor?

Eigentlich hat Lars Wasserthal Schauspiel studiert. Über eine Stelle in einem Vergnügungspark kam er dann zum Zirkus.
Eigentlich hat Lars Wasserthal Schauspiel studiert. Über eine Stelle in einem Vergnügungspark kam er dann zum Zirkus.
Herr Wasserthal, Zirkusdirektor ist ja schon ein etwas außergewöhnlicher Beruf. Wollten Sie das immer schon werden?

Nein, aber ich habe als Jugendlicher in der Schule schon gespürt, dass es mir ausgesprochen viel Spaß macht, vor Publikum zu spielen. Natürlich war ich in der Theater-AG; die Bühne war von Anfang an etwas Besonderes für mich. Da sind wir jetzt aber noch nicht beim Zirkus. Das stimmt, weil sich zunächst alles in Richtung „Theater“ entwickelt hat. Schuld war eigentlich McDonald’s. Wie meinen Sie das? Das ist jetzt überspitzt formuliert. Aber es hat tatsächlich damit angefangen, dass ich in einer bei McDonald’s herumliegenden Zeitung die Anzeige einer Musicalschule, der „Stage School Hamburg“, las, in der Teilnehmer für einen Wochenend-Workshop gesucht wurden. Ich war 16 und habe mir diesen Kurs von meinen Eltern zu Ostern schenken lassen. Die Leiterin wollte mich am Ende ohne weitere Prüfung aufnehmen. Das kam für mich zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht in Frage, ich habe erst einmal mein Abi gemacht. Aber das war letztlich der Auslöser; ich habe gemerkt, dass das Schauspielern als Beruf eine mögliche Option sein könnte. Das habe ich dann meinen Eltern mitgeteilt. Und wie haben die reagiert? Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Mein Vater war ein wenig entspannter. Aber meine Mutter, die Steuerberaterin ist, fand, dass ich doch erst etwas Ordentliches lernen sollte. Ich habe ihr dann einen Deal vorgeschlagen, der lautete: Sollte ich nicht die erste Aufnahmeprüfung an einer Schauspielschule bestehen, würde ich mich nach ihr richten. „Leider“ hat es in der Schule für Schauspiel in Hamburg gleich geklappt. Wie ging es weiter? Ich habe dann die Ausbildung dort absolviert und in der Zeit auch schon Engagements bei Theatern in Berlin und in Bremen erhalten, meinen ersten Film gedreht und auch Regie geführt. Und wann kam nun der Zirkus ins Spiel? Es brauchte noch einen Umweg, der von einem ehemaligen Schauspiellehrer angelegt wurde. Der erzählte mir von einer interessanten Stelle im Heidepark Soltau. Das ist der zweitgrößte Vergnügungspark in Deutschland. Da wurde ich genommen und war für alle Aufführungen zuständig. Vor allem meine Mutter fand den Wechsel gut, weil ich in Soltau erheblich mehr Geld verdient habe als an den Schauspielhäusern. Dort waren Sie mehrere Jahre? Ja, von 2005 bis 2009 und habe in dem Park meine Frau kennengelernt, die als freie Artistin angestellt war. Ihr Vater hat sich 2008 einen Traum erfüllt und einen pädagogischen Zirkus gegründet. Ich habe ein Jahr lang ausgeholfen und gemerkt, dass das auch mein Ding werden könnte. Wirklich erwartet hatte ich das nicht, konnte mir ein solches Projekt für mich, für uns am Anfang null vorstellen. Auch die Altersgruppe der Kinder – erste bis siebte Klasse – war mir sehr fern. Und ein Leben im Wohnwagen hatte ich auch nicht auf dem Schirm. Das hat sich offensichtlich geändert. Ja, wie man sieht! 2010 habe ich den Circus Phantasia gegründet und meinen Platz im Leben gefunden. Die Arbeit gemeinsam mit meiner Frau, unserem zehnköpfigen Team und den Kindern ist fantastisch. Gleichzeitig Lehrer und Schauspieler zu sein, ist eine wunderbare Kombination. Wir können so viel bewirken und bekommen so viel positive Rückmeldungen, so viel Dankbarkeit! Ich kann mir keinen Beruf vorstellen, in dem das vergleichbar intensiv und befriedigend stattfindet. Kann man davon leben? Inzwischen klappt das nach holprigem Start gut. Wir sind deutschlandweit unterwegs und für die nächsten vier Jahre je 40 Wochen ausgebucht.

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