Sparen mit der Rheinpfalz Wer im Second-Hand-Laden kauft, kann Schnäppchen machen

 Lilija Fritscher, Melanie Schoder, und Rita Böhres im Kirchheimbolander „Fundus“.
Lilija Fritscher, Melanie Schoder, und Rita Böhres im Kirchheimbolander »Fundus«.

Besonders Kinder brauchen oft neue Kleidung. Wer in Second-Hand-Läden einkauft, kann viel Geld sparen. Gleichzeitig muss dadurch weniger weggeworfen werden. Auch im Donnersbergkreis gibt es mehrere Second-Hand-Läden.

Studenten, die etwas Ausgefallenes möchten, Stammkunden, Menschen, die einen antiken Schrank suchen – sie alle kommen in den „Fundus“, den Second-Hand-Laden in Kirchheimbolanden. Denn hier gibt es nicht nur günstige Sachen zum Anziehen, sondern auch Spiele, Teller, Kinderwagen und Möbel. Meistens sind die Produkte schnell wieder verkauft. „Wenn etwas acht Tage bei uns steht, ist das lange“, sagt Rita Eisenhuth, die Leiterin des „Fundus“.

Ein T-Shirt kostet bei ihr 1,50 Euro, ein Bücher für Erwachsene je einen Euro, und Bücher für Kinder 50 Cent. Auch Markenkleidung gibt es zu kaufen, die dementsprechend etwas teurer ist. Für Kinder gibt es einen eigenen Bereich, in dem Kindersitze, Anziehsachen und Spielzeug angeboten werden. In einem anderen Gebäude finden Kunden Sessel, ganze Küchenzeilen und Schränke.

Die meisten Sachen kosten zwischen einem und acht Euro

Kleidung wird im „Fundus“ saisonal angeboten. Im Moment würden besonders Winterjacken viel gekauft, sagt Rita Eisenhuth. „Außerdem werden Teller, Besteck und Bettwäsche viel gebraucht.“ Ebenso wie Betten. Denn zusätzlich zu dem Verkauf der Second-Hand-Waren stattet der „Fundus“ in Kirchheimbolanden auch Flüchtlingsunterkünfte aus.

Im Second-Hand-Laden „Anziehpunkt“ in Eisenberg zahlt man für die meisten Produkte ein bis acht Euro. „Höchstens ein Ledermantel oder Markenschuhe kosten 20 Euro“, sagt Eva Harth. Mit 20 weiteren Frauen kümmert sie sich ehrenamtlich um den Laden. Dort gibt es Kleidung, Schuhe und auch Bettwäsche. Allerdings nur für Erwachsene. Der Laden bekommt viele Kleiderspenden, die sortiert und aufbereitet werden müssen. Die Kindersachen werden an den Kinderschutzbund in Eisenberg weitergegeben.

Beide Second-Hand-Läden leben von Spenden

Kunden kommen aus unterschiedlichen Gründen in den Second-Hand-Laden „Anziehpunkt“. „Manche möchten Geld sparen, andere suchen nach Markenprodukten“, sagt Eva Harth. „Aber auch der Umweltgedanke spielt eine Rolle.“ Dass wegen der aktuellen Krise mehr Menschen kommen, sei nicht der Fall. Im Frühjahr allerdings seien viele Flüchtlinge aus der Ukraine zu ihr in den Laden gekommen.

Beide Second-Hand-Läden leben von Spenden. Die Aufbereitung der Spenden ist sehr zeitintensiv. Kleidungsstücke müssen durchgeschaut, gewaschen und gebügelt werden. Spiele und Puzzle werden auf Vollständigkeit überprüft. „Wir nehmen aber nicht alles an“, sagt Rita Eisenhuth. Anziehsachen mit Löchern oder kaputte Möbel können sie nicht weiterverkaufen. Mit ihrem Team schaut sie die Sachen deshalb bei der Abgabe durch. Trotzdem würden Personen fast täglich Gegenstände oder Kleidung ohne zu fragen vor dem Laden abstellen. Sind die Sachen dann kaputt, muss Eisenhuth sich selbst um die Entsorgung kümmern.

Manche Kunden bezahlen freiwillig mehr

Während des Gesprächs mit der RHEINPFALZ fragt ein Mann im „Fundus“, wie viel eine Vase kostet. „50 Cent“, antwortet Rita Eisenhuth, und der Mann drückt ihr ein Zwei-Euro-Stück in die Hand. Auch das passiere manchmal, dass Menschen mehr Geld bezahlen, sagt Eisenhuth. Auf die Frage, was sie antreibt, meint Eisenhuth, dass es eine sinnvolle Arbeit sei. „Man lernt die Menschen und auch die Produkte wertzuschätzen.“

Ein etwas anderes Prinzip eines Second-Hand-Ladens verfolgt Heike Reisinger vom „Glücksgriff“ im Winnweilerer Ortsteil Alsenbrück. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in Kirchheimbolanden und Eisenberg basiert Reisingers Konzept nämlich nicht auf Spenden. „Ich nehme die Ware in Kommission.“ Bei Verkauf werde der Ertrag zwischen dem ursprünglichen Besitzer und Reisinger als Verkäuferin jeweils zur Hälfte aufgeteilt. Eine Situation, in der Besitzer, Reisinger sowie ihre Kunden gewinnen.

Kundinnen zwischen 30 und 80 Jahren

Ob ihre Kunden tatsächlich derzeit gezielt zu ihr kommen, um den finanziellen Belastungen durch die Energiekrise und Inflation entgegenzuwirken, wagt Reisinger nicht einzuschätzen. „Der Laden wird generell sehr gut angenommen – und das seit 27 Jahren.“ Viele von ihren Kundinnen, die zwischen 30 und 80 Jahre alt sind, wollten aber einfach weniger mit dem Auto in die nächste Stadt wie Kaiserslautern fahren. „Sie haben festgestellt, dass sie auch bei mir fündig werden“, sagt Reisinger. Mittlerweile kämen auch vermehrt junge Frauen, die aus Nachhaltigkeisgründen bei ihr einkauften: „Meist Studentinnen, die Second Hand aus der Großstadt kennen und froh sind, dass es so etwas auch auf dem Land gibt.“

Kinder und Männer werden nicht fündig

Etwa 1000 Teile führt sie derzeit in ihrem Angebot, darunter vor allem Damenbekleidung, Accessoires wie Schals und Taschen sowie Schuhe. Alles im Preissegment zwischen fünf und 50 Euro, „wobei ein Kleidungsstück für 50 Euro dann schon ein hochwertiges Markenprodukt ist“. Reisinger macht ein Beispiel: Erst vor wenigen Tagen habe sie eine nagelneue Markenjacke an eine Kundin für 40 Euro verkauft, die im Handel derzeit 150 Euro gekostet hätte. „Second Hand ist also nicht gleichzusetzen mit Kleiderkammer.“ Wer Herren- oder Kinderkleider sucht, wird bei Reisinger jedoch nicht fündig. Der Grund: Discounter böten Kinderkleider oft zu extrem günstigen Preisen an. Bei Herrenbekleidung sei die Nachfrage nach wie vor zu gering.

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