Stauf Warum das Lokal „Zur schönen Aussicht“ schließt

Eine Institution in Eisenberg: das Landgasthaus „Zur schönen Aussicht“.
Eine Institution in Eisenberg: das Landgasthaus »Zur schönen Aussicht«.

Der Landgasthof „Zur schönen Aussicht“ im Eisenberger Ortsteil Stauf schließt den Regelbetrieb zum 28. August. Lediglich der Hotelbetrieb mit Gästezimmern und Ferienwohnungen bleibt erhalten. Die Inhaber erklären, was hinter der Entscheidung steckt.

Der Landgasthof „Zur schönen Aussicht“ ist ein Eisenberger Traditionsbetrieb. Er wird bereits in der fünften Generation bewirtschaftet. „Alles begann vor rund 170 Jahren, als meine Ur-Großeltern den Grundstein für ein kleines Dorflokal legten – mit grandiosem Blick über das gesamte Tal bis zum Odenwald. Meine Eltern übernahmen dann 1971, erweiterten das Anwesen um Gasträume und bauten im Untergeschoß eine Bundeskegelbahn ein“, erzählt Frank Hagenburger, der wiederum den Betrieb 1998 von seinen Eltern übernommen hat und inzwischen mit seiner Lebensgefährten Wiebke Füge führt.

2001 hat Hagenburger das Gebäude nochmals erweitert und zwei Familienzimmer, ein Doppelzimmer, ein Einzelzimmer und zwei Ferienwohnungen angebaut. In der Küche wird regionale, gut bürgerliche Küche angeboten. Gerne erinnere sich Hagenburger noch an die Anfangszeiten nach dem Bau der Kegelbahnen, als häufig Busgesellschaften bewirtet worden seien. „Die ersten zehn Jahre gab es keinen Ruhetag, da die Kegelbahnen jeden Tag ausgebucht waren“, erzählt er lachend und ergänzt: „Erst als irgendwann die erste Kegelgruppe abgesagt hat und das zufällig an einem Donnerstag war, wurde der Donnerstag als Ruhetag eingeführt und den haben wir bis heute beibehalten.“

Seine Eltern hatten damals neben dem Lokal auch Landwirtschaft, hielten überdies Kühe, Schweine und Hühner. „Die Tiere sind schon lange abgeschafft, aber die Landwirtschaft betreibe ich bis heute“, so der 50-jährige Hagenburger.

Warum das Lokal schließen muss

In den vergangenen 20 Jahren sei das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ häufig Ziel von Wanderern und Ausflugsgästen gewesen, im großen Gastraum hätten immer wieder Betriebsfeiern, Hochzeiten und Geburtstage stattgefunden – doch Corona habe „vieles kaputt gemacht“. „Inzwischen läuft das Geschäft zwar sonntags wieder richtig gut, wochentags ist es aber eher ruhig“, bestätigt die Lebensgefährtin. „Das ist einer der Gründe für unseren Entschluss, das Lokal für den Regelbetrieb zu schließen“, sagt Füge.

Doch nicht nur Corona habe das Paar zur Aufgabe des Lokals bewegt. „Es ist die aktuelle Gesamtsituation mit Blick auf Herbst und Winter, die Gas-Situation, die steigenden Preise in fast allen Bereichen, alle müssen sparen, die Energiekosten – ein Lokal muss warm sein, ob nur ein Gast drinnen sitzt oder die Bude voll ist“, bemerkt Hagenburger, der die Landwirtschaft neben dem Hotelbetrieb weiterführen wird. Er wolle mit seiner Lebensgefährtin zunächst mal ins „Brainstorming Projekt Zukunft“ gehen, um die Situation zunächst anzunehmen und die Gedanken zu sortieren. Er sagt: „Auch wenn uns das Herz blutet, wir schauen optimistisch in die Zukunft.“

„Wir waren ein tolles Team“

Selbstverständlich würden die gebuchten Feiern noch alle durchgeführt, aber den wöchentlichen Lokalbetrieb werde es ab 29. August nicht mehr geben. Lediglich die Vermietung der Gästezimmer und der Ferienwohnungen bleibt bestehen. „Schweren Herzens mussten wir unseren 15 Angestellten und Mini-Joblern kündigen, was uns richtig weh getan hat, weil wir über viele Jahre so ein tolles Team waren“, bedauert Hagenburger. Alle wären immer da gewesen, fast wie eine Familie.

„Als krönenden Abschuss hatten wir am Wochenende ein Konzert mit Marc Pircher, einem Musiker der volkstümlichen Szene aus dem österreichischen Ried im Zillertal, der mit volkstümlichen Liedern sowie Schlagern richtig Stimmung gemacht hat“, sagt Füge und ergänzt: „Das Haus war voll, es war eine tolle Atmosphäre, alle haben mitgeklatscht und mitgesungen – es war so schön, ein echtes Highlight zum Abschluss.“.

Frank Hagenburger und Wiebke Füge
Frank Hagenburger und Wiebke Füge
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