Donnersbergkreis Von der Kleinen Residenz in die 2. Bundesliga

KIRCHHEIMBOLANDEN. Beim TV Kirchheimbolanden haben sie von der Pike auf den Umgang mit der orangefarbenen Lederkugel gelernt und von der engagierten Nachwuchsarbeit mit ausgebildeten, lizenzierten und erfahrenen Trainern profitiert. In der Kleinen Residenz sind die beiden heute 21-Jährigen aufgewachsen und zur Schule gegangen, jetzt gehen die TVK-Eigengewächse in der Zweiten Basketball-Bundesliga Pro B auf Korbjagd: Christoph Flachs bei den BIS Baskets Speyer und Waldemar Nap bei den Saarlouis Royals.

Flachs schnuppert schon länger fremde Luft. Das TVK-Talent spielte mittlerweile für den 1. FC Kaiserslautern (U14), ASC Mainz (Nachwuchs-Bundesliga und Landesliga) und VfL Bad Kreuznach (Regionalliga), ehe er im Sommer 2014 zu den BIS Baskets Speyer in die Zweite Liga Pro B wechselte, für die er früher auch schon eine Saison in Deutschlands höchster U19-Klasse auflief. Während Christoph Flachs schon längere Zeit nicht mehr für den TVK auflief, entwickelte Nap sein Leistungsvermögen bis zuletzt beim Turnverein. Unter Trainer Miro Sovic war das ebenfalls wie Flachs 1993 geborene Nachwuchsass in den letzten beiden Spielzeiten der alles überragende Korbjäger in der Oberliga, ehe es ihn nach der Abmeldung der TVK-Mannschaft im Juli ins Saarland verschlug. Das Konzept der Saarlouis Royals, die Vermittlung von Arbeitsstelle und Wohnung sowie die Möglichkeit mit Doppellizenz bei dem kooperierenden Oberligisten SG Ensdorf/Griesborn aushelfen zu können, gaben den Ausschlag für Nap, dem mehrere Angebote vorlagen. Der 2,02 Meter große Hüne integrierte sich prächtig auf hohem Niveau – einem völlig neuen, unbekannten Terrain. Denn immerhin war Naps Basketball-Horizont bisher einzig auf den TVK begrenzt. Auch übersprang der ehrgeizige TVK-Korbjäger mit diesem spektakulären Wechsel mit einem Streich gleich drei Ligen: von der Oberliga über die Zweite und Erste Regionalliga bis hin in die Zweite Bundesliga Pro B – quasi aus dem Stand aus der sechsten in die dritte deutsche Basketballklasse. „Da ist eine ganz andere Welt, ein Riesenunterschied und mit Kibo nicht zu vergleichen. Ich trainiere fünfmal in der Woche, habe einen amerikanischen Trainer und amerikanische Mitspieler. Die Hauptsprache im Training und bei den Spielen ist Englisch“, erklärt das TVK-Talent. „Die Konkurrenz im Team ist groß. Auch wenn der Sprung brutal hart war, bin ich zufrieden. Ich bin gut in der neuen Umgebung aufgenommen worden und habe auch Spielanteile in der Zweiten Liga.“ Waldemar Nap erhielt als „Rookie“ im Team bereits eine feste Rolle bei den Saarländern. Knapp ein Drittel der Spielzeit stand bislang der Pfälzer auf dem Feld und lieferte auch Zählbares – an Korberfolgen, Reboundgewinnen oder auch Pluspunkten im Verteidigungsbereich. Der 21-Jährige, der bei den „Königlichen“ in Saarlouis treffender Weise die Nummer 21 trägt, nimmt gerne viele Trainingseinheiten und auch doppelten Spielaufwand am Wochenende in der Zweiten Liga und Oberliga in Kauf, um sich zielstrebig weiterzuentwickeln. „Die neue Verbindung ist zwar langfristig angelegt. Doch derzeit weiß ich nicht, wie sich die Saison entwickeln wird und welche Angebote mir im Frühjahr vorliegen werden. Wenn wir die Zweite Liga halten, bleibe ich gerne in Saarlouis.“, sagt Nap im Gespräch mit der RHEINPFALZ. „Doch mittelfristig will ich höher spielen, mindestens in der Zweiten Liga Pro A. Ob ich den Wunsch Bundesliga realisieren kann, weiß ich nicht. Es muss alles Schritt für Schritt zu gehen. Jetzt will ich mich zuerst einmal in der Zweiten Liga etablieren – das ist schwer genug.“ Über Weihnachten und Neujahr weilt der Senkrechtstarter bei seiner Familie in der Nordpfalz. Doch bereits kurz nach Neujahr geht es wieder zurück nach Saarlouis, denn am 10. Januar steigt das nächste Bundesliga-Duell. Da gilt es fit zu sein, denn die Royals stecken als derzeit Letzter der Südstaffel in der ProB mitten im Abstiegskampf. Im Nordpfalzgymnasium meisterte Christoph Flachs 2012 sein Abitur. Mittlerweile studiert er in Mainz im vierten Semester Wirtschaftswissenschaften und pendelt seit Sommer vier- bis sechsmal pro Woche von der einen Domstadt in die andere. Mal per Auto, mal per Bahn – je nach Zeiten und Verbindungen. „Ich habe in Bad Kreuznach eine gute letzte Runde gespielt. Da wollte ich einfach mal sehen, was noch mehr drin ist als Regionalliga. In Speyer Zweite Liga zu spielen, ist eine geile Sache“, begründet das TVK-Talent seinen großen Schritt zwei Klassen höher im Sommer. „Die Intensität auf diesem Niveau ist eine ganz andere. Um sich in so einer Mannschaft durchzubeißen, muss man in jedem Training alles geben. Wir haben die letzten beiden Spiele gewonnen und uns richtig gut entwickelt. Auch wenn wir derzeit Vorletzter sind, in dieser engen Liga können wir die Playoffs noch aus eigener Kraft schaffen.“ Zurzeit ist Christoph Flachs Ergänzungsspieler, erhält durchschnittlich rund fünf Minuten Einsatzzeit pro Match – für einen Neuzugang auf der kleinen Position unter vielen erfahrenen Cracks, auch mehreren Amerikanern, nicht so schlecht. „Papa“ Michael Flachs ist oft dabei. „Früher hat er mich zu jedem Training und Spiel gefahren. Ich habe meinem Vater viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich heute nicht so weit. Dass ich diese Runde Zweite Liga spielen kann, ist auch sein Verdienst“, lobt der „Junior“. Christoph Flachs hängt noch an der Kleinen Residenz, ist trotz eines straffen Basketball-Terminkalenders und Uni-Verpflichtungen jedes Wochenende bei den Eltern und pfeift sogar bis zweimal monatlich für den TVK – auch diese Verbindung hat er nie abreißen lassen…

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