Donnersbergkreis Swinging Weierhof

Das Entsetzen über die Flugzeugkatastrophe in Frankreich war noch zu frisch: So begann das ausgezeichnet besuchte Jazzkonzert des Gymnasiums Weierhof am Dienstag mit einem kurzen Gedenken an die Opfer. Ein ambivalenter Abend – er endete mit frenetischem Beifall für die Musiker.

In schöner Tradition führten zunächst „die Neuen“ der Bläserklasse 5b vor, was sie in kaum einem halben Jahr im Instrumentalunterricht gelernt hatten. Unter der Leitung Carsten Petrys spielten sie beachtlich sauber, rhythmisch und harmonisch. Da wirkten in Beethovens „Lied an die Freude“ die Blech- und Holzbläserstimmen schon recht klar strukturiert und herausgehoben, im Titanic-Song „My heart will go on“ kam bereits so etwas wie Spannung auf. Die „Pirates of the Caribbean“ umschifften erfolgreich Tempowechsel und Klippen, um zuletzt mit „We will rock you“ dem Publikum einzuheizen. Beherzt und frisch sagten die Akteure ihr Programm selber an. Die „Junior Big Band“ setzt sich hauptsächlich aus Siebt- und Achtklässlern zusammen, und es ist immer wieder eine Freude, die beträchtlichen Fortschritte der Nachwuchsmusiker unter Petrys Hand zu verfolgen. Insbesondere die vielen Saxofone bestimmen hier die Klangfarbe, bemerkenswert flüssig und flott wurde aufgespielt. Für rundum gute Laune sorgten der Bossanova „Coco Loco“ und die temperamentvolle Salsa-Nummer „San Juan by night“. Mit großem Beifall wurde zuletzt der fetzige Rock’n’Roll „Go, Charlie, go!“ gefeiert. Etliche hübsche Saxofon-, Trompeten- und Flötensoli blitzten zwischendurch auf – die Truppe hat einiges Potenzial aufzuweisen. Schulleiter Gerhard Bugiel, der angeblich am Morgen dem Osterhasen begegnet war, bedachte die Bläser mit Ostereiern. Wo der Weg schließlich hinführt, zeigte im zweiten Teil das „Swingin’ Project“ der hauseigenen Bigband, die das Schulprofil entscheidend mitprägt und längst zum Weierhöfer Aushängeschild wurde – außergewöhnlich weit entwickelt. Da fällt zuerst der warme, gut abgemischte Sound des Ensembles auf – sonore Holz- und Blechregister neben differenziert agierender Rhythmusgruppe. Und dann besticht vor allem das gewisse „Feeling“ für Jazz, das sich auf Anhieb mitteilt und den Hörer mitreißt. Petry führte und inspirierte seine Band unaufgeregt und mit knappen Gesten. Der „Boogie Woogie Bugle Boy“ von Don Raye, sehr bekannt geworden im Zweiten Weltkrieg, knüpfte an Chicago-Swing an – federnd, leicht frivol, tanzbar. „Skyfall“ kontrastierte dazu drohend und hochdramatisch, und die Sängerin Anna Magdalena Risser gab der Filmmusik mit ihrer ausdrucksvollen, leicht rauchig „coolen“ Stimme eine besondere Note. Sich gegen die Bläserdominanz durchzusetzen war allerdings eine schwierige Herausforderung, die ihr in „How sweet it is“ (Edward Holland) und später in dem eingängigen „Save the last dance“ (Mort Shuman) deutlich leichter fiel. Sie sang mit viel Charme. Ob im optimistischen „Hay Burner“ (Sammy Nestico), im powernden „Jumpin“ Jack“ oder im lateinamerikanisch sprühenden „Smooth“ (Itaal Shur) – viele Soli ließen hier aufhorchen und gaben den Beiträgen reizvolle Färbungen. Genannt seien stellvertretend die Trompeter Tom Schutte und Felix Selz, die Saxofonisten Markus Kulling und Tim Kägy sowie Dominik Hambel am Klavier. „Alle sind froh, ich bin jetzt traurig“, kommentierte Bandleader Petry den Abschied vom frischgebackenen Abiturienten und Drummer Simon Risser, der als Gründungsmitglied dem Ensemble neun Jahre angehörte und dort seinen Weg zum Schlagzeug fand. Zum Dank bekam er ein Duo-Konzert der ganz besonderen Art: Petry, virtuos am Altsaxofon, und Séverine Lenoir, im bürgerlichen Beruf Französischlehrerin und hier Säule am Baritonsax, spielten hochemotional und wunderschön ein melancholisch angehauchtes „Smile as Modern“ nach der berühmten Melodie von Charlie Chaplin. Es war das kammermusikalisch angelegte Glanzlicht des an Höhepunkten nicht armen Abends. „What’d I say“ von Ray Charles hatte den finalen „Rausschmeißcharakter“. Die Aula bebte. „Ihr schafft es immer wieder, aus dem Weierhof einen ,Swinging Weierhof’ zu machen, lobte Bugiel mit unverhohlenem Stolz seine Vorzeigetruppe, die gut und gerne noch zwei Zugaben parat hatte.

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