Donnersbergkreis Sumpfkatzen und ein Hauch „Mardi Gras“
Ein Hauch von „Mardi Gras“ (zu Deutsch: Fasnachtsdienstag) in New Orleans wehte durch das Bolander Kloster Hane, dessen spätgotische Kirche am Freitagabend wieder einmal als Konzertbühne diente. Der Lions-Club Donnersberg veranstaltete hier sein traditionelles Benefiz-Jazz-Konzert. Zydeco Annie und die Swamp Cats nahmen die 150 Gäste mit auf eine stimmungsvolle musikalische Reise durch den südlichen US-Bundesstaat Louisiana.
„Ich habe die Gruppe beim Jazz-Festival in Speyer gesehen. Schon nach zehn Minuten habe ich mir gesagt: Das sollte passen.“ Bernhard Haag vom Lions-Club Donnersberg zeigte sich vor dem Konzert ganz gespannt, wie das Publikum die Musik von Zydeco Annie und ihren Swamp Cats – auf Deutsch Sumpfkatzen – aufnehmen würden. Cajun-Musik der französischsprachigen Einwanderer, die Ende des 18. Jahrhunderts in den US-amerikanischen Süden kamen, und Zydeco aus New Orleans und Umgebung erklangen in der Basilika des Klosters nämlich noch nie. Das Genre Zydeco kommt aus Louisiana. Im Mississippi-Delta im Süden der USA zwischen Baumwollplantagen ist es eine Mixtur aus verschiedenen Musikstilrichtungen. Zydeco verbindet die Cajun-Musik der Arcadier mit kreolischen und afroamerikanischen Einflüssen. Gesungen wird im Südstaaten-Slang, aber vor allem Französisch. Auch für Anja Baldauf alias Zydeco Annie war der Freitagabend eine neue Erfahrung. „Wir spielen im Jahr so um die 80 Konzerte, aber im Kloster sind wir noch nicht aufgetreten“, betonte die blonde Augsburgerin, die nach den Proben noch große Sorgen hatte: „Hoffentlich geht das mit der Akustik in Ordnung.“ In insgesamt drei Durchgängen von rund 50 Minuten brachte das Sextett auf der Bühne dem Publikum Cajun-Musik und Zydeco näher. Die Bandbreite der Lieder reichte vom romantischen Walzer über schnellen Two-Step, Folksongs, Mardi-Gras-Musik bis zu dunklen Voodo-Klängen. Während Zydeco Annie sowohl am Akkordeon als auch am Piano glänzte, überzeugte Rolf Berger als Sänger der meist in französischer Sprache verfassten Lieder und als Instrumenten-Tausendsassa. Louisiana-Waschbrett, Gitarre, Triangel: Laut Anja Baldauf bereichert jedes Jahr an Bergers Geburtstag ein neues Musikwerkzeug sein Accessoire und das der Band. Am Schlagzeug sorgte Stefan Baldauf für den passenden Beat, Jens Ohly spielte den Kontrabass, Christian Benke war für die Sound an der E-Gitarre zuständig, und Gabriel McCaslin beeindruckte an der Violine. Zu jedem Lied erzählte Zydeco Annie eine kleine Geschichte. Zum Beispiel versetzte sie das Publikum vor dem „Bosco Stomp“ in eine Geisterstadt. Die wurde schon von den Alligatoren eingenommen, so die Akkordeon-Virtuosin. Und wenige Augenblicke später ging es schon los mit dem Klangerlebnis. Annies Sorge, es gebe Probleme mit der Akustik, erwiesen sich als unbegründet. Das Publikum ging mit, ließ sich von der spritzigen Musik anstecken. Ganz oft holte Annie ihr One-row-Akkordeon hervor . Sie verriet: „Ich habe es aus Lafayette in Louisiana einfliegen lassen. Doch plötzlich war es krank. Dann habe ich ihm versprochen, bei jedem Konzert ein Lied aus seiner Heimatstadt zu spielen. Seitdem funktioniert es.“ Und wie es funktionierte. „Die sind ja ganz schön temperamentvoll“, staunte eine junge Frau im Publikum nicht schlecht – und klatschte begeistert mit. Die Stühle in der Kirche wurden nach den ersten zwei Sets weggeräumt. Im dritten Durchgang durfte dann zu der heiteren Cajun-Musik getanzt werden. „Dass das Publikum zu Beginn sitzt, ist schon so gewollt. So kommen auch die ruhigeren Stücke zur Geltung“, betonte Zydeco Annie, die aber mit einem Schmunzeln klarmachte: „Partymusik können wir natürlich auch.“ Zydeco Annie und „The Swamp cats“ bewiesen jedenfalls im Kloster Hane eindrucksvoll, dass sie mittlerweile eine der besten Zydeco- und Cajun-Bands sind. Als die Combo ihr über dreistündiges Konzert beendete, durfte auch Bernhard Haag vom Lions-Club zufrieden sein. Er hatte wieder mal den richtigen Riecher gehabt. (rgb)