Donnersbergkreis Streifzug durch den Pfeile-Kosmos

Sensation: Kevin Münch jubelt nach dem Sieg über Adrian Lewis.
Sensation: Kevin Münch jubelt nach dem Sieg über Adrian Lewis.

«Alsenbrück-Langmeil/London/

Lohnsfeld.» Die Vorweihnachtszeit steht traditionell im Zeichen der Darts – nicht nur im Londoner Norden, wenn anlässlich der WM im legendären „Ally Pally“ die 180er ins Board prasseln. Auch die Donnersberger widmen sich in der besinnlichen Phase des Jahres dem britischen Gesellschaftssport. Von Turnieren über England-Besuche bis zu Amtsbeilegungen: Wir bieten zum Jahresende einen letzten Streifzug durch den hiesigen Pfeile-Kosmos.

Eine Sache der Flights

Dominic Wagener greift ja gerne mal in die Trickkiste. Als er zuletzt ein RPDV-Challenge im Langmeiler Score Pub gewann, schaffte er das mit neuen Pfeilen, die er erstmals in den Händen hielt. Die Geschichte hinter seinem jetzigen Sieg scheint fast ebenso bizarr: Weil er nach dem Auftakt das „Gefühl hatte, die Darts fliegen so schnell und unkontrolliert“, luchste der Lohnsfelder im Dress von Bundesligist Dartspub Walldorf mal eben dem Kollegen Christoph Marschall einen Satz größerer Flights ab – da er bis dato mit ganz schmalen warf. Und siehe da, plötzlich lief es. Zwei der ersten drei Legs mit den neuen Rauten waren nicht nur prompt ein Zwölf- und ein 13-Darter. Wagener, bereits zu Beginn auf der Verlierer-Seite, preschte durch und schnappte sich das zweite mit 15 Startern besetzte RPDV-Challenge der Saison. Mit einem 3:0, 3:1 über Peter Mayer (DC Zweibrücken). „Ich wollte eigentlich gar nicht mitspielen. Für mich als Baden-Württemberger bringt das nichts, weil ich keine Punkte bekomme“, sagte Wagener später, witzelte aber mit Blick auf Ranglistenturnier-Sieger Marschall: „Ich wollte seinen Höhenflug abquetschen.“ Tja, es ist die Ironie des Schicksals, dass Wagener gerade von Marschall die neuen Flights kassierte. Mit ihnen warf er im ersten Spiel einen 103er-Average – und untermauerte seinen Status als frischer Bundesliga-Akteur. Beim mit 19 Teilnehmern aufgestellten Challenge in Worms erreichte Peter-Pascal Portz von der SG Zillbachtal das Endspiel. Dort gewann er das erste Einzel gegen Mario Gaisbauer mit 3:0 – verlor das zweite aber, er kam aus der Verliererrunde, 2:3. Platz zwei. Fast jede seiner neun Partien ging über die volle Distanz… DSV-Präsenz im „Ally Pally“ Deutschland ist im Darts-Fieber. Spätestens seit vorgestern, als der krasse Außenseiter Kevin Münch aus Bochum Ex-Weltmeister Adrian Lewis (England) bei der WM besiegte und jetzt in der zweiten Runde steht. Schrille, biergeschwängerte Gesänge, verrückte Kostüme, Party auf den Rängen – der Dart-Tempel Alexandra Palace im Norden Londons ist seit letztem Donnerstag ein Irrenhaus. Als Schauplatz der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC). Und wer dieser Tage mal einschaltete, der rieb sich womöglich leicht verwundert die Augen. Gleich doppelt musste er den Bildschirm fixieren, um sicher zu sein: Hinter der linken Schulter von „Singapore Slinger“ Paul Lim erschien, frontal in der Kamera nicht zu übersehen, permanent ein altbekanntes Antlitz – das von RPDV-Präsident Winfried Matheis aus Alsenbrück-Langmeil. Da saß er am Tisch, mit aufgeknöpftem Hemd des DSV Donnersberg und blauer Weihnachtsmütze, stand auf, klatschte und sang kräftig mit. Der Zuschauer zuhause vor dem TV-Gerät, so vernahm man des Öfteren, war gar so perplex ob der überraschenden Erscheinung, dass er sich fortan kaum noch auf das Pfeilewerfen auf der Bühne konzentrierte, sondern ständig gebannt auf Matheis starrte. Allein war der DSV-Vorsitzende übrigens nicht. Mit dabei, direkt hinter ihm die Mannschaftskollegen Roman Blum und Alois „Gaucho“ Werst. Das Ende einer Amtszeit Es habe „einfach nicht gepasst“, sagt Manuel Kramer: Wie der Lohnsfelder der RHEINPFALZ mitteilte, ist er weder weiterhin Ausbildungsbeauftragter des RPDV, noch durch seinen Vereinsaustritt aus dem DSV Donnersberg ab nächstem Jahr Mitglied des Verbandes. „Egal, was ich gesagt habe, auf mich wurde nicht gehört“, begründet Kramer, gleichzeitig Verbandsgerichtsvorsitzender des Deutschen Dartverbands (DDV) und Caller, seinen Abschied. Hauptgrund für seinen Schritt sei die Degradierung von den Regelkundelehrgängen, die er in Rheinland-Pfalz leitete. Warum ihm die Tätigkeit gestrichen wurde? Darüber kann nur spekuliert werden. Sind es die anfallenden Kosten, die der 37-Jährige über Spesen und Fahrtgeld verursachte? Oder eher ein persönlicher Clinch mit dem Landesspielleiter, der zudem Präsident des DSC Bandits Kastellaun ist? Den renommierten Klub hatte Kramer erst im Sommer auf der Delegiertenversammlung angegriffen, weil er als Landesliga-Meister auf die Aufstiegsrunde verzichtet hatte. Eher glaubt der Lohnsfelder, man habe ihn wegen dieser Differenzen vom Regelkundelehrgang abgesetzt. „Ich habe mehrmals gebeten, Werbung für Trainerlehrgänge zu machen. Da ist nix passiert“, beschreibt er. Künftig wird er sich daher lediglich im DDV engagieren.

Die blaue Weihnachtsmütze, ein Muss: Winfried Matheis, Dominic Wagener und Roman Blum (von links) im „Ally Pally“.
Die blaue Weihnachtsmütze, ein Muss: Winfried Matheis, Dominic Wagener und Roman Blum (von links) im »Ally Pally«.
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