Donnersbergkreis Storchenfieber in der Nordpfalz
Auf der Beliebtheitsskala im westlichen Donnersbergkreis rangiert Familie Adebar seit Monaten weit oben. Kein Wunder: Nachdem sich das Storchenpaar im Frühjahr zwischen Lohnsfeld und Wartenberg-Rohrbach niedergelassen hatte, sind im Mai auch noch drei Jungstörche zur Welt gekommen (wir berichteten). Kleiner Wermutstropfen: Die Nordpfälzer müssen sich damit abfinden, dass sich die bei uns nur selten anzutreffenden Vögel Mitte August nach Afrika aufmachen. Die gute Nachricht: Ein Wiedersehen ist durchaus möglich.
Seit Monaten stehen die majestätischen Vögel nahe der Pulvermühle unter Beobachtung. Neugierige Spaziergänger, Natur- und Vogelfreunde, aber auch ganze Familien beobachten die gefiederten Neu-Nordpfälzer dabei, wie sie ihre Runden über den Feldern drehen. Nachdem sich das Storchenpaar im Frühling ganz unerwartet in unserer Region angesiedelt hatte, sind wenige Wochen später drei Jungstörche geschlüpft – diese sind mittlerweile beringt worden und erkunden ebenfalls auf ihren täglichen Ausflügen die Umgebung. Von einer guten Entwicklung spricht etwa Adolf Stauffer von der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg. „Die jungen Tiere machen einen ordentlichen Eindruck, sie sind gut entwickelt“, sagt Stauffer, der das Treiben gemeinsam mit anderen Naturschützern von Beginn an aufmerksam verfolgt hat. Tatsächlich halten die Klapperstörche seit Anfang April viele Vogelfreunde auf Trab – immerhin sind sie seit Jahrzehnten die ersten Vögel ihrer Art am Donnersberg. Aufregend war schon die Ankunft der Tiere – hatten sie sich doch zunächst einen äußerst gefährlichen Wohnort ausgesucht: auf einem Strommast. Hier hatten die werdenden Eltern ihr Nest gebaut – es gibt kaum einen Ort, der für die großen Vögel ungeeigneter wäre. Zu ihrem eigenen Wohl hat man sie dort erst einmal vertrieben: Als Ersatz haben die Pfalzwerke in der Nähe ein neues Nest auf einem Holzmast installiert, das die Störche schließlich nach einigem Zögern tatsächlich angenommen hatten. Gut über die Bühne gegangen war im Juni auch die Beringung der Tiere. Seitdem können beispielsweise die Flugdaten der Jungtiere in die Beringungszentrale Radolfzell gesendet und dort zu wissenschaftlichen Zwecken gespeichert und abgefragt werden. Nun steht aber bereits das nächste Abenteuer bevor: die Reise in das Winterquartier nach Afrika. Mehrere Wochen wird die Familie unterwegs sein, erst im Frühjahr werden die Vögel wieder in die Region zurückkehren – vielleicht. Und wenn, dann ohnehin nur das Elternpaar, da die Jungen erst einmal im Süden bleiben. Beim Nabu hält man es zwar für möglich, dass die Störche wieder in die Nordpfalz kommen – mit genauen Prognosen hält man sich aber zurück: „Natürlich gibt es bei Störchen die Nesttreue, aber letztendlich lässt sich doch nie vorhersehen, was auf dem Weg alles geschieht“, gibt Adolf Stauffer zu bedenken. Ähnlich urteilt die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz in Mainz. Geschäftsführer Michael Schmolz geht zunächst einmal ebenfalls davon aus, dass sich die Storcheneltern wieder auf den Weg in die Nordpfalz machen. Die Jungstörche werden aber nach seiner Einschätzung in den kommenden drei Jahren wahrscheinlich erst einmal in Afrika bleiben, um sich dort durchzuschlagen. „Normalerweise kommen die Störche erst wieder, wenn sie geschlechtsreif sind“, sagt der Vogelkundler. Indes gelte für alte Störche das gleiche wie für die Nachkommen: Nicht nur der gefährliche und lange Flug nach Afrika lässt eine Rückkehr der Segler als ungewisses Unterfangen erscheinen – auch Wilderer, Trockenheit oder vergiftete Nahrung könnten den Tieren zu schaffen machen. Immerhin, so Schmolz, führe der Weg der sogenannten Weststörche bis in das Gebiet der Sahel-Zone. Das heißt: Wenn’s gut läuft, kehren zumindest die beiden „alten“ Störche im Frühjahr in unsere Region zurück. Und wenn’s optimal läuft, folgen ihre Nachkommen in einigen Jahren. Generell sieht Schmolz sehr gute Chancen, dass künftig auch andere Störche in der Nordpfalz brüten. „Wir haben erfreulicherweise seit einigen Jahren in Rheinland-Pfalz wieder einen Zuwachs. Das bedeutet auch, dass die Tiere neue Brutplätze suchen müssen. Wenn sich schon Artgenossen für die Nordpfalz entschieden haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch andere Störche tun.“ An den Voraussetzungen im Westkreis soll’s jedenfalls nicht scheitern. Wie Stauffer der RHEINPFALZ berichtet, will der Nabu noch in diesem Jahr zwei Pfosten aufstellen, die mit Plattformen an ihrer Spitze Platz für jeweils ein weiteres Storchennest bieten. Damit nicht genug: Laut Stauffer plant beispielsweise ein Gastwirt aus Alsenbrück-Langmeil, ein Wagenrad auf sein Haus zu montieren, so dass auch hier Klapperstörche einen Platz zum Brüten finden könnten. Bei den Pfalzwerken will man ebenfalls dazu beitragen, dass die Nordpfalz wieder eine Heimat für Störche wird. So sollen bei Albisheim gleich zwei ausgediente Strommasten stehen bleiben, die normalerweise einer neuen unterirdischen Stromleitung zum Opfer fallen würden. Wie gesagt – Familie Adebar ist in der Nordpfalz sehr beliebt ...