Eisenberg Stadtbürgermeister Funck: „Als Stadt hat man eine Vorbildfunktion“

Hatte sich erst den Park des Hauses Isenburg als Kulisse für den Neujahrsempfang ausgeguckt: Peter Funck.
Hatte sich erst den Park des Hauses Isenburg als Kulisse für den Neujahrsempfang ausgeguckt: Peter Funck.

Seit 2019 ist Peter Funck (FWG) Stadtbürgermeister in Eisenberg und seither eigentlich fast immer mit Krisen beschäftigt, sei es nun Corona oder die Energiekrise. Wie er Eisenberg 2023 durch die stürmische See manövrieren will, was er vorhat, verrät er uns im Jahresgespräch.

Wenn man Eisenbergs Stadtbürgermeister Peter Funck fragt, wie er das zurückliegende Jahr beurteilt, dann ist die Antwort ein logisches „Einerseits, andererseits“. Denn 2022 war natürlich auch für Eisenbergs Stadtoberhaupt ein uneindeutiges Jahr. Eines, von dem man sich mehr positive Akzente versprochen hat, in dem aber doch wieder alles ganz anders kam. Ein Jahr mit Herausforderungen, an die man 2021 noch nichtmal im Traum gedacht hatte. „Haushaltstechnisch war es eigentlich ein ganz gutes. Nicht so schlecht wie prognostiziert. Der Rest ... Corona, der Krieg. Da merkt man schon so eine Schwere über den Dingen“, so Funck.

Gerade der Krieg und seine Folgen, vornehmlich die Energiekrise, sind dann die bestimmenden Themen des Jahres gewesen. Er habe eigentlich gedacht, der Krieg würde nicht länger als 14 Tage dauern, gibt Funck zu. Ein Irrtum. „Wir waren dann recht früh dabei, unsere Hausaufgaben in diesem Bereich zu erledigen. Etwa, indem wir schnell, da wo es ging zurückgefahren haben, auch ausprobiert haben“, so Funck. Als es darum ging, Straßenlaternen testweise auszuschalten, sei er selbst sehr verblüfft gewesen, wieviel sie doch zum Sicherheitsgefühl in der Stadt beitragen. Auch sei das ständige Hell/Dunkel Gift für die Augen. „Hätte ich mir selbst nicht so ausgemalt, aber da ist was dran“, sagt Funck über die Testphase.

Mittlerweile sind die Lampen nicht ausgeschaltet, stattdessen laufen sie mit weniger Leistung, mit nur noch 50 Prozent. „Ich denke, das hat sich bewährt, da geht dann auch nicht zu viel Lebensqualität verloren“, sagt Funck. Als Stadt habe man eine Vorbildfunktion, man wollte die Leute zum Energiesparen ermuntern.

Zum Aus des Kulturwercks

Natürlich, es gab ein paar Dinge, die hätten anders laufen können. „Ich fand es zum Beispiel sehr schade, dass die Besucher-Resonanz für das Kulturwerck doch oft überschaubar war, dass da so wenig mitgezogen wurde“, sagt Peter Funck über das Aus der Kulturstätte. Dabei hatte es sich ja eigentlich ganz gut angelassen. Die Stadt hatte ihr eigenes Kulturprogramm ad acta gelegt, dafür hatte mit Christopher Krill ein privater Unternehmer die Fäden im Evangelischen Gemeindehaus in die Hand genommen. Er wollte Eisenbergs gute Stube regelmäßig bespielen. Die Stadt versprach sich dadurch nicht nur mehr Veranstaltungen, sondern auch Einsparungen. Denn gewinnbringend war das eigene Kulturprogramm natürlich nie. Allerdings wurde Krill der Start durch die doch noch nicht beendete Pandemie erschwert, Veranstaltungen wurden abgesagt oder verschoben. Später war die Magnetwirkung auf die Besucher dann doch nicht so groß, wie man es sich von allen Seiten im Vorfeld erhofft hatte. Der Ukraine-Krieg, Inflation, natürlich auch der Konkurrenzdruck durch andere Häuser – all das spielte hier natürlich eine Rolle. Im Herbst ging das Kulturwerck dann in eine vorgezogene Winterpause, auch ob der steigenden Energiepreise, mittlerweile ist der Pachtvertrag mit Krill aufgelöst. Wie es nun mit Eisenbergs guter Stube und der Kultur genau weitergeht, wird gerade erörtert, sagt Funck.

Von städtischer Seite nicht gut gelaufen seien die Überlegungen rund um die Nutzung des alten Spielplatzes in der Steinborner Richard-Wagner-Straße. Im Protokoll zu einem Ortstermin stand, dass alle fünf Anwohner, die bei dem Termin dabei waren, ihr Einverständnis zu den im Raum stehenden Nutzungsoptionen gegeben hätten. Tatsächlich sorgte aber eine mögliche Bebauung mit einem Wohnhaus für Kritik, es bildete sich sogar eine Art Bürgerinitiative. „Da ist ein handwerklicher Fehler passiert“, so Funck. An dem Thema sei man weiterhin dran, Funck ist guter Dinge, eine Lösung zu finden.

Geärgert hat sich der Stadtchef wie viele seiner Bürgermeister-Kollegen über die ganze Grundsteuer-Thematik, die praktisch erzwungene Anhebung der Hebesätze. „Da habe ich lange dran geknabbert“, sagt er. Dass man den Leuten nun solche Anhebungen präsentieren müsse, in Zeiten, in denen sie schon sowieso allerorten über gestiegene Preise klagen, das schmerze ihn.

Was gut war

Gut gelungen sei hingegen die Planung für den Friedhof, da sei man auf einem guten Weg, findet Funck.

Eine Heldin sei für ihn Anneliese Ecker-Henn gewesen, die sich unter anderem in der Flüchtlingshilfe verdient mache. Vom Land Rheinland-Pfalz hat „Frau Anneliese“ in diesem Jahr die Ehrennadel bekommen, die Stadt wolle sie jetzt noch einmal eigens beim Neujahrsempfang ehren.

Der sollte in diesem Jahr erstmals outdoor stattfinden: am Haus Isenburg. „Ich bin gespannt, man sollte sich eine warme Jacke mitnehmen“, so Funck noch vor wenigen Tagen. Mittlerweile hat man sich aber der schlechten Witterung gebeugt und wird die Veranstaltung in der Jahnturnhalle abhalten. Natürlich wird er bei dieserauch auf die großen Projekte 2023 eingehen, zu dem unter anderem der Kindergartenneubau gehört. „Ich hoffe, dass wir da zeitig die Genehmigungen bekommen und recht bald loslegen können“, sagt Funck. Wenn die Zuschüsse durch sind, wolle man in die Auschreibungen gehen. Auch die Verlegung des Bolzplatzes werde ein Thema. Ansonsten stünden vor allem energetische Sanierungen auf der Agenda. Funck: „Das wird on den nächsten Jahren wohl unser wichtigstes Thema.“

Die großen Zukunftsthemen

Mittelfristig hoffe er, dass Eisenberg wieder in das Programm Soziale Stadt aufgenommen werde. „Mit den Förderungsmitteln aus diesem Topf sind dann auch wieder mehr Möglichkeiten gegeben, gerade in der Jugendarbeit“, so Funck.

Ob er sich wieder als Stadtbürgermeister aufstellen lassen würde? Funck: „Wenn man bei der FWG das Gefühl hat, wieder mit mir ins Rennen gehen zu wollen, dann soll es an mir nicht scheitern. Ich hätte weiterhin Lust. Vielleicht kann man auch mal ohne Krisenmodus gestalten.“

Zur Person

Peter Funck (65) stammt aus dem niederbayrischen Straubing. Der FWG-Mann war unter anderem Zweiter Beigeordneter der Stadt Eisenberg, seit 2019 ist er Stadtbürgermeister. Der Landwirt ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist nun auch Großvater. Tochter Rebecca führt mit einem Geschäftspartner den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb.

Zu Funcks Hobbys gehören Lesen, den Hund spazieren führen sowie das Sammeln von landwirtschaftlichen Geräten.

Termin

Neujahrsempfang der Stadt am Sonntag um 17 Uhr in der Jahnturnhalle.

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