Donnersbergkreis Spiralen und ein roter Elefant

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ROCKENHAUSEN. Tiefe Einblicke in Ann Blaums „künstlerische Lebenswelt“ (Claudia Gross) ermöglicht seit Donnerstag ein Besuch im Museum Pachen. Die Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten der 2003 verstorbenen Künstlerin und Kunsthandwerkerin, die lange in Katzenbach ihre „Kleinen Galerie“ betrieb und sich nach ihrem Mädchennamen „Hubera“ nannte, war bemerkenswert gut besucht.

Größte Anerkennung galt dem Winnweilerer Uli Giloi. Von ihm war nicht nur die Initiative für diese Ausstellung ausgegangen, er hat auch viel dafür recherchiert, Bilder aus Privatbesitz zusammengetragen und zuletzt selbst beim mühsamen Rahmen der Bilder geholfen, wie die Kunsthistorikerin Claudia Gross anerkennend vermerkte. Zudem hat er für das begleitende Buch „Ann Blaum hubera. Aus ihrem Leben und Werk“ in einer Weise gesorgt, dass daraus erheblich mehr als nur ein Ausstellungskatalog geworden ist. Er hat gemeinsam mit Gross dafür Texte geschrieben, Materialien zusammengetragen, Layout, Redaktion und die Herstellung in seiner Druckerei übernommen. „Jeder Künstler kann dankbar sein, wenn ein solcher Kunstfreund sich seiner annimmt und derartiges Engagement in eine solche Arbeit steckt“, sagte Bürgermeister Karl-Heinz Seebald in seiner Begrüßung. So voll die Räume am Donnerstagabend mit Besuchern waren, so gefüllt präsentierten sich auch die Wände in den Ausstellungsräumen. Über 100 Arbeiten Blaums sind auf zwei Etagen zu sehen, ergänzt um weitere Blätter in zwei Bilderkrippen. Seebald hatte eingangs erwähnt, dass neben Gilois Engagement auch viele Zufälle zu dieser Ausstellung geführt hatten, denn – mit Ausnahme der Bilder aus Privatbesitz– sie sei ausschließlich mit Arbeiten bestückt, die nach der Räumung von Ann Blaums Haus bei einer Entsorgungsfirma ihrer Vernichtung entgegensahen. Der inzwischen verstorbene Ruppertsecker Horst Bickel habe im Gerümpel die rund 200 Bilder entdeckt und gerettet, Luise Busch habe sie dann verwahrt, so Seebald. Die Ausstellung, die in ihrem Gesamteindruck durch Fülle und Farbigkeit auffällt, entfaltet ein breites Panorama an charakteristischen Motiven und Techniken. Im unteren Raum herrschten gegenständliche und abstrakte, im oberen abstrakte bis ungegenständliche Arbeiten vor, erläuterte Gross, die in ihrer Einführung Ordnung brachte in die Werkgruppen und den Besuchern Intentionen und Arbeitsweisen Blaums erläuterte. Gross nahm ihren Ausgang von einem in Acryl gemalten nordpfälzischen Bauernhaus, das sich unter einen grün-blauen Himmel in eine von Lila, Violett, Rot und Weiß getönte Winterlandschaft duckt und trotz dieser ungewöhnlichen Farbigkeit einen anheimelnden Eindruck vermittelt. Gross spannte den Bogen bis hin zu den ungegenständlichen Spiralbildern, in denen Blaum das Zentrum ihres Schaffens sah. In Spiralen und Schwingungen sah sie eine ins Weltall ausgreifende schöpferische Grundbewegung des Seins. Berichte über Blaums Interesse an alten Kulturen ließen Gross mutmaßen, dass sie in dieser esoterischen Sichtweise auch keltische Symbole vor Augen gehabt haben mag. „Für mich persönlich zeigt sich ihre Meisterschaft insbesondere in den Sgraffiti“, hob Gross eine Werkgruppe hervor, in der das Motiv aus übereinanderliegenden Wachsfarbschichten herausgeschabt- oder gekratzt wird. Das Bild „Blaue Tore“ ist so gearbeitet, auch abstraktere Blätter, die wie Schaltpläne oder elektronische Leiterplatten anmuten. Eine auffällig stilisierte Tiergruppe mit einem roten Elefanten ist in einer ähnlichen Wachsspachteltechnik gestaltet. Als auffällig hob Gross auch „All-Over“-Arbeiten hervor, vollständig mit Farben und Formen bedeckte Blätter ohne motivischen Schwerpunkt. Breiten Raum nehmen in der Ausstellung florale Motive ein, oft stilisiert in einer lebhaften Farbigkeit und Ornamentik – den Hang zum Dekor, zur Ornamentik sah Gross als roten Faden durch Blaums Arbeit laufen. Seebald hatte darauf aufmerksam gemacht, dass Ann Blaum in Rockenhausen und Katzenbach zu einer Zeit künstlerisch aktiv gewesen sei, als die Stadt erst auf dem Weg war, moderne Kunst zu ihrem Anliegen zu machen. Die Blaum-Werkschau falle für das Museum etwas aus dem Rahmen, zumal hier zumeist lebende Künstler mit überregionaler Ausstrahlung gezeigt würden. „Doch der Besuch zeigt, dass die Entscheidung für diese Ausstellung ein richtiger Schritt war“, so Seebald, der die Besucher auch zum Kauf der Bilder ermunterte. Alles mit Ausnahme der Bilder aus Privatbesitz stehe zum Verkauf zu Gunsten des Museums. Giloi meldete sich nur kurz zu Wort und verwies auf die merkwürdige Übereinstimmung zwischen Blaums Vorstellung von kosmischen Schwingungen und den jüngst erstmals bestätigten Gravitationswellen, die ihm aufgefallen sei. Ungewöhnlich war die musikalische Begleitung des Abends: Alois und Wiltrud Halfmann spielten Stubenmusik auf Zither und Hackbrett. Kurz-Info Die Ausstellung „Ann Blaum hubera - Aus Leben und Werk“ ist bis 19. Juni im Museum Pachen zu sehen.

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