Eisenberg SOS-Kinderdorf: Verstärkung fürs Team und eine neue Küche

Die Profi-Küche für die Kita ist fast fertig, Einrichtungsleiterin Irene Jennes schaut hinaus und die neue Kinderschutzfachkraft
Die Profi-Küche für die Kita ist fast fertig, Einrichtungsleiterin Irene Jennes schaut hinaus und die neue Kinderschutzfachkraft Sina Daeuwel steht im Speisesaal an der Durchreiche.

Seit dem letzten Neujahrsempfang im SOS-Kinderdorf Pfalz im Januar 2020 hat sich eine Menge getan. Die Leiterin der Eisenberger Einrichtung, Irene Jennes, informierte am Dienstag über einige Änderungen. Im Blick sind dabei auch besonders traumatisierte Jungen und Mädchen.

Bevor die Chefin des SOS-Kinderdorfes Pfalz in Eisenberg, Irene Jennes, auf all die Neuerungen in ihrer Einrichtung einging, war es ihr wichtig, den Blick auf das globale Ganze zu richten und mit den zahlreichen Gästen auf Frieden in der Welt anzustoßen. Kaum habe man nach der entbehrungsreichen Zeit mit Kontaktverboten und Erkrankungen, Angebotseinschränkungen und Homeschooling ohne ausreichende Endgeräte und Kenntnisse die Alltagsgeschäfte allmählich wieder aufgenommen, sei Putin in sein Nachbarland einmarschiert. Das habe Angst verbreitet, „und die Kinder haben uns hilf- und sprachlos erlebt“, so Jennes. „Wir haben schnell beschlossen, dass wir helfen möchten, um unsere eigene Unsicherheit und Ohnmacht zu überwinden.“ Kleidung und Wohnraum wurden für Geflüchtete bereitgestellt. Aktuell leben neun erwachsene Ukrainer mit vier Kindern und einer mitgebrachten Katze im Dorf.

Nicht nur die Menschen, die aus Kriegsgebieten kommen, sind traumatisiert. Auch die meisten Jungen und Mädchen, die im SOS-Kinderdorf ein Zuhause finden, haben oft Furchtbares durchgemacht. Bereichsleiter Helge Brock kündigte an, ergänzend zu den acht Kinderdorffamilien im Sommer eine neue Wohngruppe aufzumachen. Die sechs Plätze seien für Vier- bis Neunjährige vorgesehen, die psychisch extrem stark verletzt sind. Mit intensiver Betreuung und einem beständigen Bindungsangebot sowie eventuell ergänzenden Therapien sollen sieben Fachkräfte ihre Schützlinge dabei unterstützen, die negativen Erfahrungen zu verarbeiten.

Gebäude wird umgestaltet

Bei jeder Anfrage auf Aufnahme eines Kindes im Dorf werde sehr sorgfältig geprüft, ob der Neuzugang in einer Familie leben kann oder besser in der Kinder-Wohngruppe aufgehoben wäre, sagte der 46-Jährige auf Nachfrage. Die Angabe „zwischen vier und neun Jahre“ beziehe sich nur auf das Eintrittsalter. „Man muss nicht mit neun plötzlich die Wohngruppe verlassen“, machte der Sozialpädagoge deutlich. „Wir gehen eigentlich davon aus, dass die Betroffenen mindestens bis zum 14. Geburtstag bleiben und dann in eine andere Betreuungsform wechseln“, so Brock. Für die Kinder-Wohngruppe wird gerade ein Gebäude im unteren Bereich des Dorfes umgestaltet. „Wir sanieren den Bestand energetisch und bauen rund 90 Quadratmeter an“, nannte Jennes gegenüber der RHEINPFALZ Details. Sie schätzt die Gesamtkosten auf mindestens eine halbe Million Euro.

In einem anderen Haus ist seit Januar 2022 ein Verselbstständigungsangebot für bis zu fünf Jugendliche eingerichtet. So etwas habe es früher schon gegeben, sei aber nicht gut angenommen worden. „Die jungen Menschen sind lieber in die Ballungsräume wie Mannheim abgewandert, auch weil dort die Auswahl an Arbeitsplätzen größer ist“, erklärte Brock. 2016 sind dann unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) in das Gebäude eingezogen und leben noch heute dort. Brocks Bilanz nach einem Jahr wieder aufgenommenes Betreutes Jugendwohnen: „Die Jugendlichen fühlen sich wohl, gehen einer geregelten Arbeit nach und brauchen uns immer weniger.“

Kinderschutzfachkraft neu dabei

Ganz neu in allen bundesweit 39 SOS-Kinderdorf-Einrichtungen sind Kinderschutzfachkräfte. In Eisenberg komplettiert die Diplom-Sozialpädagogin Sina Daeuwel seit November das rund 100-köpfige Team, zu dem auch acht Auszubildende zählen. Ihre Aufgabe ist es, Gefährdungen einzuschätzen und den Schutz sicherzustellen. Haupttätigkeitsbereiche seien Prävention, Intervention und Dokumentation, so die 39-Jährige, die zuvor lange Zeit in einer Erziehungsberatungsstelle gearbeitet hat. Ab März wird sie sich insbesondere mit dem Projekt „Schutzinklusiv“ beschäftigen. Das ist das mit Blick auf Kinder mit Handicap weiterentwickelte Forschungsprogramm PräviKIBS, bei dem es um die Vorbeugung sexualisierter, physischer und emotionaler Gewalt in Jugendhilfeeinrichtungen geht. Zielgruppe sind Jungen und Mädchen ab zehn Jahre.

Für die 57 Winzlinge in der Kita ist zentral zwischen Krippe, Waldkindergarten und Regelkita in einem ehemaligen Wohnhaus mit barrierefreiem Zugang eine Profi-Küche eingerichtet worden. Sie hat Nebenräume und mit einer Durchreiche angeschlossen ist ein Speisesaal für drei Tische mit insgesamt 22 Plätzen. Für die Bedienung von Herd, Gewerbespülmaschine und den anderen modernen Edelstahlgeräten – darunter für die Vorratshaltung auch ein spezieller Gemüsekühlschrank – müssen die drei Hauswirtschafterinnen und zwei Helferinnen extra geschult werden, informierte Jennes. 360.000 Euro seien ursprünglich als Gesamtkosten kalkuliert gewesen. Aufgrund der Inflation seien die Kücheneinrichtung etwas abgespeckt und die Fassadensanierung zurückgestellt worden. Wie teuer das Projekt letztendlich wird, kann Jennes noch nicht sagen.

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