Eisenberg So lief die Eisenberger Stadtrallye

Das älteste Fahrzeug am Start: Der Ford der Serie A aus dem Jahr 1928 gehört Anita und Jürgen Schwöbel aus Friedelsheim.
Das älteste Fahrzeug am Start: Der Ford der Serie A aus dem Jahr 1928 gehört Anita und Jürgen Schwöbel aus Friedelsheim.

80 Oldtimer-Freunde traten am Sonntag mit ihren historischen Fahrzeugen bei der Eisenberger Stadtrallye an und wagten sich auf eine 120-Kilometer-Tour durch die Nordpfalz. Bis ins Ziel haben es aber nicht alle geschafft.

Egal ob „stinkender Zweitakter“ oder amerikanischer Straßenkreuzer: Fast nebeneinander stehen auf dem Marktplatz schließlich ein 2,3 Tonnen schwerer Cadillac Sedan mit einem 8,2-Liter-Hubraum Motor und stolzen 5,90 Meter Länge sowie Gogomobil mit seinen 13,6 Pferdestärken. Die beiden Fahrzeuge und die anderen verbindet etwas: Sie sind Oldtimer und haben Besitzer, die sie putzen, schrauben, ausbessern, ständig polieren – und mit ihnen zur achten Eisenberger Stadtralley gekommen sind.

Dafür angemeldet haben sich 80 Teilnehmer wie Jutta Benes und Jürgen Reiche aus Heuchelheim. Sie haben ihr Goggomobil herausgeputzt, sodass es im strahlenden Sonnenschein glänzt und funkelt. Dabei hat das Fahrzeug aus dem Jahr 1965 mittlerweile den vierten Besitzer und bereits 49.000 Kilometer auf dem Buckel. Für Jutta Benes ist jeder Tag, an dem sie mit ihren „Liebling“ ausfahren, eine Erinnerung an ihre Kindheit „Mein Vater hatte auch ein Goggo gefahren“, berichtete sie und schwärmt von den vielen Ausflügen damit.

„Fast eine Berufung“

Für Jürgen Reiche sind die Oldtimer mehr als ein Hobby. „Das ist schon fast Berufung“, sagt er, während mit einem Tuch an Lack und Chrom für noch mehr Glanz herumpoliert. Angesteckt hat er mit seiner Begeisterung auch seinen Sohn Marc Antonio, der heute zusammen mit seiner Copilotin Sabine Rösch einen Arabella der Marke Lloyd steuern darf. Dieses Fahrzeug sieht aus wie neu und hatte trotz Baujahr 1960 schon eine umlegbare Rückbank.

Die erste größere Ausfahrt nach einer intensiven technischen Überarbeitung erlebt das ältestes Fahrzeug des Tages. Der Ford der Baureihe A aus dem Jahr 1928 gehört Anita und Jürgen Schwöbel aus Friedelsheim. Sie gehören zu den Pfälzer Automobil-Veteranen-Freunden aus Bad Dürkheim, einem Stammtisch, der sich neben der Geselligkeit auch den Oldtimern verschrieben hat. „Wir haben heute praktisch unsere Jungfernfahrt“, so Jürgen Schwöbel. Der gelernte Schlosser hat in vielen Stunden die Elektrik auf Vordermann gebracht. Auch die Bremsanlage ist nun überarbeitet. An dem historischen Fahrzeug ist bis auf ganz wenige Details, alles Original, erzählt er stolz.

„Man muss genau aufpassen“Seine Frau ist mittlerweile eine geübte Copilotin, und die Strecke, die bei der Eisenberger Stadtrallye vorgesehen ist, hat es in sich. Hier geht es nicht um Schnelligkeit, die Runde von 120 Kilometern soll in einem Zeitfenster von fünfeinhalb Stunden absolviert werden. Jeder Teilnehmer erhält ein Bordbuch, in dem die ganze Strecke beschrieben ist. Doch wer hierbei an eine Landkarte denkt, ist falsch. In Skizzen wird der Straßenverlauf bis auf zehn Meter genau vorgegeben. Symbole und Pfeile zeigen, wo man etwa links abbiegen und dann rechts an einer Tankstelle vorbeifahren muss.

Vorsicht, Strafpunkte!

„Man muss schon genau aufpassen“, sagt Anita Schwöbel. Denn wer sich nicht genau an die Vorgaben hält, findet nicht die Kontrollpunkte und es gibt am Schluss Strafpunkte, berichtet sie aus Erfahrung. Zur besseren Orientierung hat Veranstalter Sebastian Dietz aber auch schon den Ortsein- und -ausgang extra ausgewiesen. Die Exkursion soll ja Spaß machen. Und bevor es auf die Piste geht, wird jedes Fahrzeug dem Publikum vorgestellt. Dann die erste Geschicklichkeitsprüfung: Jeder Fahrer muss an der „Stange des Schreckens“, wie der Test von Insidern genannt wird, bestehen. Das bedeutet: möglichst nah an die Stange heranfahren, aber ohne sie zu berühren. Wer weiter von ihr wegbleibt, kassiert Strafpunkte. Und wer sie berührt, ist raus aus dem Rennen.

Bei strahlendem Sonnenschein geht es dann auf die Strecke: zunächst über den Bahnhof nach Ebertsheim, Lautersheim in Richtung Zellertal, dann weiter in Richtung Kirchheimbolanden, Oberwiesen, Kriegsfeld, Münsterappel, Oberndorf, Rockenhausen, Winnweiler, Dreisen und schließlich wieder zurück nach Eisenberg. Unterwegs müssen die Teilnehmer zum Beispiel Fragen nach historischen Gebäuden beantworten. Und schon nach knapp drei Stunden ist das erste Auto wieder am Ziel. Dorthin trudeln nach und nach auch die anderen ein – mit Ausnahme zweier Fahrzeuge, die wohl mit technischen Pannen liegengeblieben sind.

Die meisten Teilnehmer sind aus einem Radius von rund 80 Kilometern rund um Eisenberg angereist. Aber auch ein Bayer mit 250 Kilometern Anreise ist dabei. Beeindruckt zeigen sich die Oldtimer-Freunde hinterher vom Höhenzug zwischen Schönborn und Rockenhausen, der einige ans Allgäu erinnert hat. Nach Auswertung der Strafpunkte landen auf den besten Plätzen: Jörg Hahn (Mercedes 260SE, Baujahr 1986) aus Hardert (Kreis Neuwied), Thomas Prochatzki (Porsche 911, 1984) aus Frankenthal, Michael Kübler (Chevrolet Trailblazer) aus Bad Rappenau und schließlich Jürgen Reiche (Goggomobil TS250, 1965) aus Heuchelheim.

Kniffelig: Das Bordbuch weist den Teilnehmern den Weg.
Kniffelig: Das Bordbuch weist den Teilnehmern den Weg.
x