Kunstrad RV Bolanden – Keine Sorgen um den Kunstradnachwuchs

Die Kunstradabteilung des RV Bolanden kann sich über fehlenden Nachwuchs nicht beklagen.
Die Kunstradabteilung des RV Bolanden kann sich über fehlenden Nachwuchs nicht beklagen.

Körperbeherrschung, Balancegefühl und jede Menge Mut zeigen die Kunstradfahrer des RV Bolanden. Dass es eine „aussterbende Sportart“ ist, wissen auch die Trainerinnen. Doch in Bolanden stemmen sie sich mit Erfolg dagegen.

Sie sind etwas Besonderes, selbst im eigenen Verein. Denn während die Radballer und Rennradfahrer im Radfahrer-Verein Bolanden immer wieder damit kämpfen, dass erfolgversprechende Talente das Rad viel zu früh in die Ecke stellen, sich anderen Freizeitbeschäftigungen zuwenden, sind die Kunstradfahrer von Nachwuchssorgen bislang verschont geblieben: „Wir haben aktuell 13 Sportler“, erzählt Lisa Weller. In den vergangenen 20 Jahren habe die Kunstradabteilung nie Nachwuchsprobleme gehabt, ergänzt sie.

Etwa vier Sportler trainieren in jeder Gruppe, für viel mehr reicht auch der Platz in der Halle Im Goschental nicht aus. „Eigentlich sind wir ausgelastet, wenn es mehr wären, müssten wir noch weitere Gruppen machen“, sagt die Trainerin. Gemeinsam mit Schwester Sofia und Evi Gehrhardt leitet sie die Übungsstunden der drei Altersgruppen. Dass es dort so gut läuft, ist nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. „Kunstradfahren ist ja auch eher eine aussterbende Sportart“, erzählt Sofia Weller. Das merkte der Verein auch in den vergangenen Jahren, wenn er auf Turnieren unterwegs war, die Gruppengröße anderer Mannschaften sah. Ende vergangenes Jahr richtete der RVB einen Bambi-Cup aus, bei dem die Jüngsten und Neueinsteiger, die bislang ohne Lizenz und ohne Wettkampferfahrung waren, starten durften. „Ich war positiv überrascht, wie viele neue Sportler insgesamt in der Pfalz neu mit dem Sport anfangen“, sagt Lisa Weller.

Auftakt in Bolanden

Doch warum klappt hier, was anderswo nicht gelingt? „Die Mädchen haben einfach Spaß bei uns“, sagt Evi Gehrhardt. Eine feste Strategie stecke nicht dahinter. Natürlich gebe es aber auch beim RV Bolanden Fluktuation, nur: Springt eins der Mädchen ab, bringt ein anderes auch immer wieder eine neue Freundin mit ins Training, die dann dabei bleibt.

Eine Situation von der Hermann Schäffer, Vorsitzender und Trainer des Rennradnachwuchses, in seiner Sportart weit entfernt ist. Denn die Rennradgruppe bestand in den vergangenen Monaten aus nur einem einzigen Sportler. „Wir trainieren jetzt zusammen mit Rodenbach, sind dann insgesamt sechs Fahrer und starten dann dieses Jahr auch bei den ersten Rennen“, berichtet er. Im März könnte es bereits losgehen, doch davor ist im Winter erstmal Hallenradsport-Saison. Für die Kunstradfahrer geht es am 29. Januar bei den Bezirksmeisterschaften der Nord- und Vorderpfalz ins neue Jahr. Es ist ein Heimspiel – gefahren wird in Bolanden (Im Goschental). Mit dabei sind am Sonntag in der Konkurrenz der Nordpfälzerinnen ab 10 Uhr Eliana Lenhard und Klara Schlimmer (beide U13), Josefine Köhler, Lea Daneluk, Lilli Geißler, Jasmin Haas, Fiona Molter (alle U11), Juliana Butz und Emma Lickes (beide U15), Svenja Köth, Lea Baum (beide U19) sowie Sabine Lickes bei den Frauen. Sie alle fahren als Einzelstarterinnen um den Titel, eine Disziplin, auf die in Bolanden besonders viel Wert gelegt wird.

Kinder ohne Angst

„Wir sind von den Altersstrukturen recht breit aufgestellt“, sagt Sofia Weller. Zu den älteren Sportlerinnen gehören Sabine Lickes und Lea Baum. Beide haben nach längeren Pausen wieder zum Kunstradfahren zurückgefunden, nicht ohne eine gehörige Portion Respekt im Gepäck: „Ich habe mir davor schon viele Gedanken gemacht, aber es ging gleich wieder vieles“, erzählt Baum und Lickes verhehlt nicht, dass auch die Angst immer wieder mitfährt: „Die einfachen Übungen oder der Lenkerstand waren schnell wieder da, aber trotzdem hab ich Angst.“ Bei manchen Übungen „hab ich richtig geschwitzt, der Boden war nass“, ergänzt sie lachend.

Die Trainerinnen wissen, dass es den Kindern häufig leichter falle, die notwendige Überwindung aufzubringen, „sie sind etwas schmerzfreier“, sagt Lisa Weller, die besonders schätzt, dass das Kunstradfahren auf der einen Seite ein Teamsport ist, bei dem aber jeder individuell das machen könne, was ihm besonders gut gelingt. Und so versuchen die Trainerinnen auch nicht starr Ziele oder einzelne Platzierungen vorzugeben. Das gelte auch für die nun beginnende Saison. „Wir überlassen das den Sportlern selbst, sich die Ziele zu setzen“, erklärt Sofia Weller. „Viel wichtiger ist uns, den Spaß am Sport zu vermitteln, sie dort abzuholen, wo sie gerade stehen.“ Dass es bei der ein oder anderen dann schon vielleicht auch mal in Richtung Teilnahme an der deutschen Meisterschaft gehen könnte, will sie aber nicht ausschließen. Auch wenn sie selbst nicht mehr an Wettkämpfen teilnimmt, sagt Sofia Weller: „Ich habe danach keinen Sport gefunden, der so erfüllend ist wie das Kunstradfahren. Man steckt sehr viel Ehrgeiz an sich selbst rein, es geht sehr viel um das Feingefühl für seinen Körper, und man kann super abschalten vom Alltag“, erzählt sie. Fast schon ein bisschen wie Meditation.

Wer neu anfangen will, müsse eigentlich nicht viele Vorkenntnisse haben: „Fahrradfahren können wäre schon gut“, sagt Lisa Weller grinsend. Der Rest kommt mit der Übung.

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