Donnersbergkreis Rot gefärbte Tränen der Aphrodite

Adonisröschen blühen am Ufer des Wiesbachs.
Adonisröschen blühen am Ufer des Wiesbachs.

„Viele reden vom Artenschwund – wir tun etwas für den Fortbestand gefährdeter Pflanzen und Insekten“, verkündete die Naturtrainerin und Nabu-Aktivistin Elke Endlich jüngst vor Gleichgesinnten an ihrem Nieder-Wiesener „Wildkräuter-Asyl“. Anlass des Treffens ist die Blüte des in ganz Rheinland-Pfalz nur noch äußerst selten zu findenden Adonisröschens auf dem Rote-Liste-Beet am Ufer des Wiesbachs.

Das Grundstück, auf dem einst „die dicksten Kartoffeln von Nieder-Wiesen gediehen“, stellen die Eigentümer Lydia und Bruno Beck zur Verfügung. Die Idee des Wildkräuter-Asyls geht auf den 82-jährigen Norbert Kussel zurück. Auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern, die sich „Arche Noah“ nennt, will er den Fortbestand, von bedrohten Pflanzen sichern. Einige Exemplare kämen in Rheinland-Pfalz nur noch hier vor. Um auch die Bevölkerung an dem Projekt teilhaben zu lassen, wurden ab Herbst 2016 im Zusammenwirken mit örtlichen Umwelt-Aktivisten an publikumswirksamen Standorten, vor allem an Pilger-, Wander- und Radwegen, solche Wildkräuterflächen angelegt. So kam auch Nieder-Wiesen zu seinem „Rote-Liste-Beet“. Die kleine Fläche ist durch eine Absperrleine eingerahmt, an der originelle und von den Kindern des Nieder-Wiesener Bewegungs-Kindergartens „Schlaue Füchse“ gemalte Kärtchen und Fotos der gepflanzten Wildkräuter hängen. Adonisröschen sind eine Gattung krautiger Pflanzen aus der Familie der Hahnenfußgewächse, die ursprünglich im südlichen Europa und in Vorderasien beheimatet waren. Sie kommen weltweit in 30 Arten und in mehreren Farbvarianten vor. Was in diesen Tagen seine blutrote Blütenpracht im Nieder-Wiesener Wildkräuter-Asyl entfaltet, ist insbesondere das einjährige Flammen-Adonisröschen (Adonis flammea), auch als Scharlach-Adonis, Brennendes Teufelsauge oder Brennendes Adonisröschen bezeichnet. Es kann leicht mit dem ebenfalls rotblühenden Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) verwechselt werden. Vereinzelt zeigen sich im Beet auch die gelben Blüten des Frühlings-Adonisröschens (Adonis vernalis). Das schon in der Jungsteinzeit nach Mitteleuropa gelangte, bis zu 40 Zentimeter hoch werdende Flammen-Adonisröschen wächst gerne auf kalkhaltigen Böden. Es kommt heute in Deutschland nur noch äußerst selten vor und steht seit 1996 auf der Roten Liste für bedrohte Arten. Nach Norbert Kussel bedürfe es für das Verschwinden des Adonisröschens aus der Landschaft noch nicht einmal der chemischen „Unkrautvernichtungsmittel“, es reichten schon die dicht wachsenden Kulturpflanzen auf den Feldern, damit es einfach nicht mehr hochkomme. Seinen Namen hat das Adonisröschen aus der griechischen Mythologie: Adonis, Gott der Schönheit und Vegetation, war ein Geliebter von Aphrodite, der Göttin der Liebe und sinnlichen Begierde. Als der eifersüchtige Ares, der blutrünstige Gott des Krieges, in Gestalt eines Ebers den schönen Adonis tötete, entsprossen aus den Tränen der Aphrodite Röschen, deren Blüten sich vom Blut des sterbenden Jünglings rot färbten. Damit bezieht sich die Bezeichnung Adonisröschen eigentlich nur auf die rotblühenden und nicht auf die gelbblühenden Varianten. Auf die Frage, was denn nun als nächstes blühen wird am Nieder-Wiesener Wildkräuter-Asyl, muss Elke Endlich passen: „Letztes Jahr hatten wir den Acker-Schwarzkümmel, jetzt haben wir das Adonisröschen und Krummborstigen Mohn. Was nun kommt, entscheidet die Natur selbst. Es wird spannend.“

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