Donnersbergkreis Ringe für die dürren Storchenbeine

Für die drei jungen Störche, die im Mai zwischen Lohnsfeld und Wartenberg-Rohrbach geschlüpft sind, beginnt der Ernst des Lebens. Denn am heutigen Freitag werden sie beringt: Damit sind künftig etwa Flugwege oder ihre Fortpflanzung nachvollziehbar. Für die ersten Störche, die seit Jahrzehnten in der Nordpfalz geboren wurden, dürfte das Vorhaben eine aufregende Erfahrung werden.

Das Beringen von Störchenbeinen ist für Manfred Konrad reine Routine. Immer wieder fährt er in entlegene Ortschaften, weil wieder einmal ein Storchenpaar Junge bekommen hat, die beringt werden müssen. Auch an diesem Freitag befindet sich der Mann, der sich für die Organisation Pfalzstorch engagiert, in eine entlegen Gegend. Genauer gesagt kommt er in den westlichen Donnersbergkreis um drei Jungstörche zu beringen. Die Ringe mit den individuellen Codes – ähnlich wie das Nummernschild am Auto – lassen sich per Schnappverschluss einfach und sicher anlegen. Wenn alles klappt, so Konrad, dann werden die Daten über die Jungtiere in der Beringungszentrale Radolfzell gespeichert und können dort abgefragt werden, etwa zu wissenschaftlichen Zwecken. Damit geht das Abenteuer der Donnersberger Störche in eine weitere Runde. Denn die Eltern der drei Storchenkinder sorgen schon seit April für Aufsehen in der Region. Seit dieser Zeit leben sie im Gebiet zwischen Lohnsfeld und Wartenberg-Rohrbach. Wie die Nabu-Gruppe Donnersberg mitteilte, sind schließlich im Mai die drei kleinen Störche geschlüpft. Die Köpfe der Vögel sind seither bei der Fütterung durch die Eltern zu sehen. „Die Tiere machen einen gesunden Eindruck, von hier unten sieht das Ganze sehr gut aus“, sagte Adolf Stauffer vom Nabu der RHEINPFALZ. Damit sorgen die Störche erneut für eine freudige Überraschung im Donnersbergkreis. Allein die Tatsache, dass die „Klapperstörche“ in die Region gekommen sind, wird von Vogelkundlern und Naturschützern als kleine Sensation betrachtet. Es soll sich dabei um die erste Storchenfamilie seit Jahrzehnten handeln, die sich in der Nordpfalz niedergelassen hat. Schon bevor die Jungstörche geschlüpft waren, hielt das Storchenpaar die Anwohner in Atem. Denn die Vögel hatten ihr Nest im April auf einem Strommast gebaut. Weil es kaum einen Ort gibt, der für die großen Tiere gefährlicher ist, haben die Pfalzwerke in der Nähe ein neues Nest auf einem Holzmast installiert. Dort besteht kein Risiko eines Stromschlags. Die Weißstörche hatten den Holzmast im April angenommen und ziehen dort ihren Nachwuchs auf. Allerdings wird es nun auch Zeit für die Beringung der Tiere. Denn die Ringe sollten spätestens bis zur sechsten Lebenswoche an den dünnen Vogelbeinen angebracht werden. Wenn die Tiere älter sind, fallen sie nicht mehr in die sogenannte Akinese, besser bekannt unter der Bezeichnung Schreckstarre. Kurioserweise ist es gerade diese plötzliche Unbeweglichkeit, die aus einer Art Schock resultiert, was die Störche die Prozedur ohne Schaden überstehen lässt. „Ansonsten könnten sie vor Aufregung aufstehen, wegkriechen, zuschnappen oder sogar aus dem Nest hüpfen“, sagt Matthias Hack von den Pfalzwerken. Das Unternehmen aus Ludwigshafen war nicht nur an der Umsiedlung der beiden erwachsenen Störche beteiligt; auch bei der Beringung wolle man unterstützend tätig sein, wie Hack sagt. Am heutigen Freitag wird mindestens ein Mitarbeiter der Pfalzwerke dabei sein und Manfred Konrad unter anderem mit einer Arbeitsbühne unterstützen. Irgendwie muss Konrad ja hoch zum Nest kommen – auch diese Kooperation ist mittlerweile Routine. Wie Manfred Konrad betont, bestehe seit Jahren ein „sehr gutes Verhältnis“ zu den Pfalzwerken, wenn es um den Schutz von Störchen und anderen Vögeln gehe. Die Zahlen untermauern das: Nach Angaben der Pfalzwerke unterstützen die Mitarbeiter des Unternehmens Naturschutzvereine und Vogelschützer bei der Beringung der Jungvögel an etwa zehn Arbeitstagen im Jahr. Das koste etwa 10.000 Euro. Dabei dauert die Beringung selbst nur wenige Sekunden und ist für die Störche völlig ungefährlich. Die Markierung der Jungstörche erfolgt mit dem sogenannten ELSA-Ring (European Laser Singed Advanced Ring). Der Vorteil gegenüber den früher eingesetzten Aluminium- oder Stahlringen ist nach Angaben der Pfalzwerke, dass die Ringe nicht verschmutzen oder verkrusten. Auch heizt sich das Material bei Sonnenbestrahlung weniger auf als die Metallringe. Dadurch ist das Risiko von Verletzungen relativ gering. Außerdem bleiben die Ringe dauerhaft lesbar.

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