Donnersbergkreis Profis zum Anfassen, Maskottchen zum Kuscheln

Mehlingen. Die Jungs winken Betzi zum Abschied, klatschen mit Nils noch mal ab und kuscheln sich ein letztes Mal in das weiche Fell des Bibers – sie lassen ihre Lieblinge nur ungern im Sportpark Rote Teufel zurück. Die beiden Spieler in den roten Trikots, deren Namen die etwa Achtjährigen immer wieder vergessen, haben es eine Stunde zuvor etwas schwerer, die Kinder für sich einzunehmen. Während bei einem Maskottchen weiches Fell zum Liebhaben reicht, müssen sich Karim Matmour und Julian Pollersbeck erst noch beweisen. Deshalb gibt es zunächst wenig Andrang, als Elias mit der Nummer sechs ruft: „Eeey, da sind die FCK-Spieler.“ Doch nach einer vorgezogenen Autogrammstunde mit Betzi haben die Jungs endlich auch Augen für ihre sportlichen Idole. Die Kinder freuen sich sichtlich aufs Training und rufen: „spielen, spielen, spielen!“ Los geht’s mit entspanntem Aufwärmen. „Ihr lauft locker zu den Hütchen und wieder zurück. Der Erste bleibt dann wieder stehen“, versucht Pollersbeck zu erklären, was seine Schützlinge machen sollen. Deren Übermut unterschätzt er dabei aber gewaltig, denn „der Erste bleibt dann wieder stehen“ hat wohl keiner so recht gehört. Und so braucht es ein lautes „Stop. Stoooooop“, damit die junge Mannschaft gehorcht. Aber mit der Zeit wird aus Profis und Junioren ein eingespieltes Team. Wenn sie nicht gerade zu viele Runden laufen, dann sind die Jungs „äußerst aufmerksam“, wie ihr Vereinstrainer Jörg Bechtel am Spielfeldrand feststellt. Bei ihm sind die Kinder nach einem langen Schultag meist viel aufgedrehter. Mit den FCK-Spielern gehen die Jungs ganz locker um und beschweren sich auch mal, wenn es nicht so läuft, wie sie gerne hätten. Wenn Betzi nicht mitmachen darf, zum Beispiel. Der Satz „Du musst draußen warten“ von Pollersbeck erntet Protest. „Aber der verliert doch dann eh“, erklärt der FCK-Torwart, und so muss ein minütliches Winken von Spielfeld zu Spielfeldrand für die Jungs und Betzi genügen. Matmour und Pollersbeck überlegen sich spontan, welche Übungen passend für die Jungs sind. Und so wird erst Kettenfangen gespielt, dann aufs Tor geschossen, ein kurzes Spiel gespielt und Elfmeterschießen geübt. Die Mannschaft quittiert als dankbares Publikum jeden Vorschlag mit einem vielstimmigen „Jaaaaaa“. Die Profis motivieren beim Spiel mit einer Mischung aus anerkennenden Rufen („wowihr seid supereine tolle Mannschaft“) und kleinen Provokationen (Was ist los mit euch, schießt ihr kein Tor?„). Doch nicht nur auf dem Platz können die Kinder von den FCK-Spielern lernen. Als beim Elfmeterschießen ein kleiner Konkurrenzkampf neben dem Spielfeld ausbricht, bekommt die F-Jugend eine bayerisch angehauchte Lehrstunde über sportliche Fairness von Pollersbeck: „Ihr seid’s alle eine Mannschaft.“ Der 20-jährige Torwart fühlt sich beim Training mit den Kleinen in seine eigene Kindheit zurückversetzt. „Die haben so viel Respekt. Oder soll man es Ehrfurcht nennen? Verständlich, das ist für die ja so, als hätte ich in der Kindheit Giovane Élber getroffen.“ Für ihn steht heute der Spaß im Vordergrund, auch, weil er weiß, dass der ihm damals auch am wichtigsten war. Eine gute Zeit mit den Jungs hat natürlich auch für Karim Matmour Priorität. Ganz kann er aber nicht aus der Haut des Profis. „Man hat gesehen, dass drei, vier Kinder wirklich gut kicken“, sagt er zur Leistung der Kleinen. Auf die Bitten der Kinder, die Profis sollen doch auch mal einen Elfer versuchen, reagierten die nicht. Vielleicht war auch deshalb der Abschied von Betzi und Nils so schmerzhaft – die beiden haben nämlich geschossen und natürlich beide getroffen.

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