Obermoschel Premiere für einen Stadtrundgang der ganz besonderen Art

Der historische Stadtrundgang startete an der Stadtbücherei.
Der historische Stadtrundgang startete an der Stadtbücherei.

Damit hatten selbst die kühnsten Optimisten im Büchereiteam um Erika Fischer-Janotta nicht gerechnet: Dem erstmals angebotenen „Spaziergang mit bewegenden Balladen und Musik“ folgten am Freitagabend mehr als 30 erwartungsvolle Interessierte. Selbst weite Wege wurden nicht gescheut, um bei der Premiere dieser „besonderen und anderen Art von Stadtrundgang“ in der kleinsten pfälzischen Stadt dabei zu sein.

Lange Jahre war die Bücherei vom Stadtbeigeordneten Herbert Stumpf ehrenamtlich organisiert worden. Eine Zeit lang war sie in der Folge verwaist, ehe ein neues engagiertes Büchereiteam um Erika Fischer-Janotta sich zunächst einmal um ein moderneres Erscheinungsbild der Bücherei in der Friedrichstraße kümmerte. Dann wurde der Fokus auf Veranstaltungen und Inhalte für Kinder gelegt, die auch bestens angenommen wurden. Und es stellte sich die Frage, welche Angebote denn nun für Erwachsene gemacht werden könnten.

Da kam Balladenfan Thomas Rüsche-Lohr aus Schiersfeld gerade richtig. Sein Vorschlag: ein Spaziergang durch die Stadt mit verschiedenen Stationen, an denen jeweils eine Ballade vorgestellt und vorgetragen wird, dazu jeweils ein musikalischer Abschluss. Balladen würden ja oftmals mit der Schulzeit in Verbindung gebracht, weil sie dort auswendig gelernt werden mussten, sagte Rüsche-Lohr am Freitagabend. Daher würden sie oft „als altbacken und fremd“ wahrgenommen. Dabei würden oft „spannende Geschichten mit mittelalterlich-märchenhaften wie auch antiken oder zeitgenössischen Inhalten“ zum Thema gemacht, deren Handlung mit einer Pointe ende.

Wiederholung möglich

Und so kündigte er an der Bücherei „relativ aufgeregt“ bewegende Balladen mit „bitterernstem Ausgang“ an. Dazwischen werde es auch mal ein Gedicht geben, damit niemand verzweifeln müsse, beschwichtigte er augenzwinkernd. Den Anfang machte Selim Lohr mit gekonnten Vortrag des wohl neben „Faust“ bekanntesten Werks von Johann Wolfgang von Goethe, dem „Zauberlehrling“. Der Grundgedanke des Werks aus dem Jahr 1797, das Festhalten an der bewährten Ordnung in einer vom Chaos bedrohten Welt, passe einfach in die heutige Zeit.

Der Spaziergang führte weiter zu außergewöhnlichen und historische Plätzen der Stadt. Rüsche-Lohr und Gerhild Axen trugen dabei Werke von Theodor Fontane („Die Brück am Tay“, „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“) vor. Von Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff waren „Die Vergeltung“ und „Unruhe“ dabei, die aus dem Jahr 1901 stammende Ballade „Nis Randers“ von Otto Ernst, ebenso weitere auch humorvolle Geschichten, etwa vom Baron von Münchhausen. Büchereichefin Erika Fischer-Janotta war am Ende hochzufrieden: „Im Team werden wir überlegen, wie mit dieser Art ,Erwachsenenbildung und Stadtrundgang’ weiterverfahren wird“, blickte sie schonmal nach vorne.

Der historische Stadtrundgang startete an der Stadtbücherei.
Der historische Stadtrundgang startete an der Stadtbücherei.
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