Die Vielfalt des Sports Prellball: Keineswegs ein Spiel nur für die Älteren

Für Prellball braucht es nur ein paar Utensilien: Markierungen für das rechteckige Feld, eine Leine oder ein Netz, das in der Mi
Für Prellball braucht es nur ein paar Utensilien: Markierungen für das rechteckige Feld, eine Leine oder ein Netz, das in der Mitte gespannt wird, und den Prellball. Hier ein Exemplar für Erwachsene, das rund 350 Gramm schwer ist und einen Umfang von etwa 65 Zentimetern hat.

Prellball ist eine vor allem in Turnvereinen praktizierte Mannschaftssportart, die zu den sogenannten Rückschlagspielen gehört. Das heißt, der Ball muss zum Gegner zurückbefördert werden. Prellball wird auch als „Turnspiel“ bezeichnet.

Für Prellball gibt es keinen eigenen übergeordneten Verband. sondern die Sportart ist eine Abteilung des Deutschen Turnerbundes (DTB), der auch die offiziellen Spielregeln festgelegt hat.

Die wichtigsten Regeln lauten: Zwei Mannschaften (je 3 bis 4 Spieler) stehen sich in einem rechteckigen Feld (8 mal 16 Meter) gegenüber. Es ist in der Mitte durch eine Leine oder ein Netz in 40 Zentimetern Höhe in zwei Quadrate geteilt. Bis zu zwei Auswechselspieler sind pro Team gestattet; Auswechslungen können beliebig oft erfolgen. Die Spielzeit beträgt zweimal zehn Minuten. Gespielt wird mit einem einfarbigen Hohlball aus Leder oder Kunstleder, der einen Umfang von 62 bis 68 Zentimeter und ein Gewicht von 320 bis 380 Gramm aufweisen muss.

Unterläuft einer Mannschaft ein Fehler, wird dem Gegner ein Punkt gutgeschrieben. Die Angabe erfolgt aus dem Angaberaum hinter der Grundlinie. Ein sogenannter Spielgang beginnt mit einer Angabe und endet mit dem ersten darauf folgenden Fehler oder einer sonstigen Spielunterbrechung. Nach einem Fehler hat das Team, das ihn begangen hat, das Angaberecht. Nach einer sonstigen Unterbrechung wird die Angabe wiederholt.

Wie wird der Ball gespielt?

Grundsätzlich ist für das Spielen des Balles nur die Aktion erlaubt, die der Sportart den Namen gegeben hat: Er muss auf den Boden geprellt werden – entweder mit der geschlossenen Faust oder mit dem Unterarm. Der Schlag muss von oben beziehungsweise auf die obere Halbkugel des Balles erfolgen. Das Ziel des Spiels besteht darin, den Ball so auf den Boden in der eigenen Hälfte zu prellen, dass er von dort über die Leine auf die gegnerische Seite springt und dort vom Gegner nicht regelgerecht angenommen werden kann.

Annehmen darf man den Ball sowohl direkt aus der Luft als auch nach einer Bodenberührung. Nach jedem Spielerkontakt muss der Ball einmal im eigenen Feld aufprellen. Er darf also nicht direkt volley über die Leine zurückgespielt werden, er muss aber spätestens nach dem dritten Spielerkontakt wieder auf die andere Seite gelangen.

Jeder darf nur einmal

Üblicherweise ergibt sich meist ein dreiphasiger Spielzug: Annahme, Vorlage und Angriff. In einem Spielgang darf kein Spieler mehr als einmal Kontakt mit dem Ball haben. Weder Ball noch Spieler dürfen die Leine, die Ständer, an denen die Leine befestigt ist oder die Gegenspieler berühren.

Im Wettkampfbereich gibt es als höchste Klasse eine Bundesliga, getrennt nach Frauen und Männern, darunter befinden sich Regional- und Landesligen. Am Saisonende spielen die Senioren (ab 30 Jahren) eine separate deutsche Meisterschaft aus. Die Seniorenklassen sind in Zehn-Jahres-Schritten strukturiert.

Regelmäßig sind Prellballwettkämpfe auch Bestandteile des Deutschen Turnfestes und der Landesturnfeste.

Mindestens seit 100 Jahren wird gespielt

Die Sportart entstand aus dem Turnen, als Turner den Ball zur Auflockerung ihrer Übungsstunden nutzten. Ein genaues Entstehungsdatum ist nicht dokumentiert, aber aus den Jahren 1925/26 datieren erste Hinweise auf ein Spielen über eine umgedrehte Turnbank, dessen Regeln von den Vereinen selbst erarbeitet wurden. Erst 1945 wurden vom DTB amtliche Spielregeln eingeführt, damit entwickelte sich Prellball auch zu einem Spiel mit Wettkampfcharakter.

In der Region ist die TSG Eisenberg der einzige Verein, der eine Abteilung Prellball hat und auf seiner Homepage darüber informiert. Die TSG ist über 125 Jahre alt, hat eine Mitgliederzahl von rund 2000, darunter fast 900 Kinder und Jugendliche.

Training offen für alle

Allerdings hat die Abteilung Prellball von Jahr zu Jahr weniger Mitglieder. Zudem ist die Abteilung überaltert, es fehlen Nachwuchsspieler. Ohne Unterstützung von Ehemaligen und der Nachbarvereine Morlautern und Wartenberg ist nur selten ein vernünftiger Trainings- und Spielbetrieb möglich.

Der Abteilungsleiter Thorsten Kulick weist darauf hin, dass es beim Prellball nicht nur um Wettkampfleistung geht, sondern dass Frauen und Männern von 18 bis 70 Jahren ein gemeinsames Sporterlebnis geboten werde. Alle trainieren zusammen, jede Person spielt nach ihren Möglichkeiten. Das Training findet an jedem Freitag von 20 bis 22 Uhr in der Sporthalle der IGS Eisenberg in der Martin-Luther-Straße statt.

Auch gemeinsame Ausflüge

Neben dem Sport stehen auch noch andere (soziale) Aktivitäten auf dem Programm, wie gemeinsame Ausflüge und gemütliche Abende – sie sollen das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Den letzten großen sportlichen Erfolg errang die TSG im vergangenen Juni bei den deutschen Senioren-Meisterschaften in Markoldendorf bei Hannover. Dort kam das Team Ü50 überraschend auf den dritten Platz unter 14 Mannschaften.

Ein Trainingsbesuch

Es ist Freitagabend, 20 Uhr, in der Sporthalle der IGS Eisenberg. Sieben Männer zwischen Anfang 50 und Ende 70 bereiten sich auf ihr allwöchentliches Prellball-Training vor. Dazu wird ein mit einem Vorhang abgeteiltes Drittel der Halle genutzt – damit ist auch Energiesparen verbunden, da der restliche Hallenteil nicht beleuchtet werden muss. Mit sieben Sportlern ist die Beteiligung schon sehr hoch, drei aus Wartenberg und einer aus Morlautern verstärken die Eisenberger Gruppe.

Da kein Trainer oder Übungsleiter vorhanden ist, geschieht das Aufwärmen individuell. Zwei laufen sich locker ein und machen einige Dehnübungen, die anderen spielen sich warm. Der Trainingsschwerpunkt liegt dann im Spiel vier gegen drei, wobei bisweilen über kleinere Fehler hinweg gesehen wird. Erst bei einem Spiel in der Schlussphase wird scharf gezählt.

Es gibt Spezialisten

Die Position der Spieler im Feld ist beliebig, es wird keine Rotation durchgeführt. Wer die Angabe ausführt, ist freigestellt, also kann ein darauf spezialisierter Spieler durchaus alle Angaben machen.

Im Spiel sind im Wesentlichen zwei Schlagarten zu sehen: Für die Abwehr und als Vorlage wird der Ball kräftig von oben geschlagen, so dass er relativ hoch springt, damit hat man auch mehr Zeit, sich auf den Ball einzustellen. Angriffsschläge sollten flach und scharf über die Leine gehen, dazu wird der Ball dicht über dem Boden mehr von hinten oben geschlagen und wird dabei sehr schnell. Im Normalfall versucht man die drei Phasen – Abwehr, Vorlage, Angriff – auszuspielen, aber auch das direkte Rückschlagen des Balles, ein Konter, wird als überraschendes Angriffsmittel eingesetzt.

Belastung nicht unterschätzen

Die physische und mentale Anstrengung der Spieler wird oft unterschätzt. Es fehlen zwar die langen Laufwege wie im Fuß- oder Handball, dafür sind kurze schnelle Reaktionen und Antritte in alle Richtungen gefordert, ähnlich wie beim Volleyball. Ab und zu sieht man auch eher artistische Aktionen wie Hechten nach dem Ball oder Abrollen. Hinzu kommt fortwährende Konzentration.

Fazit: Auch wenn Prellball häufig bis ins hohe Seniorenalter gespielt wird, sollte man es nicht als Seniorenspiel abtun oder belächeln. Die sieben Spieler haben sich am Trainingsende sowohl ihre Dusche als auch ihr erfrischendes Getränk verdient.

Das Prellball-Team der TSG Eisenberg (hinten von links): Jürgen Kerch (Wartenberg), Thorsten Kulick, Matthias Neuendorf, Reinhar
Das Prellball-Team der TSG Eisenberg (hinten von links): Jürgen Kerch (Wartenberg), Thorsten Kulick, Matthias Neuendorf, Reinhard Trzscheutschler (Wartenberg),Vorne von links: Dieter Kath, Stefan Zollver (Wartenberg), Uli Zell (Morlautern/Kaiserslautern).
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