Kunstrad Pfalzmeisterschaft: Emma Lickes schnappt sich den Titel

Mit einer neuen persönlichen Bestleistung sichert sich Emma Lickes die Pfalzmeisterschaft.
Mit einer neuen persönlichen Bestleistung sichert sich Emma Lickes die Pfalzmeisterschaft.

Kunstrad: Ein Titel und mehrere dritte Plätze gehen bei der Pfalzmeisterschaft an die Kunstradfahrerinnen des RV Bolanden. Dabei entscheidet die Tochter das Familienduell gegen ihre Mama für sich und nimmt auch gleich noch eine starke Punktewertung mit.

Wer am Sonntag in die Speyerer Turnhalle kam, um die Pfalzmeisterschaften im Kunstradsport zu verfolgen, konnte leicht das Gefühl einer heilen Welt bekommen und freudvoll vor sich hinflüstern: „Corona, das war gestern, Gott sei Dank“. Ruhige Atmosphäre, gut gefüllte Starterfelder, sehr viele Zuschauer, die fleißig klatschten – und klar, ein vorzügliches Kuchenbüfett, das die Kasse der Kunstradabteilung des RC Vorwärts Speyer ein wenig auffüllte.

Alles gut, also. Mittendrin auf der Bühne einer Randsportart die Sportlerinnen und Trainerinnen des RV Bolanden, neun an der Zahl. Die meisten waren mit ihren Eltern gekommen. Was für ein schöner Sonntagsausflug an den Rhein, den Klara Schlimmer und Svenja Köth auch gerne gemacht hätten. Aber sie waren erkrankt.

Zwei fahren zur Landesmeisterschaft

Für zwei endete der Ausflug nach Speyer besonders erfolgreich: Emma Lickes (13) holte von den acht Pfalzmeistertiteln, die ausgefahren wurden, den einzigen nach Bolanden, Lea Baum schaffte in der Juniorinnenklasse U19 wie Emma Lickes die Qualifikation zu den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften. Baum belegte wie ihre Vereinskolleginnen Eliana Lenhard in der Klasse U13, Fiona Molter in der U11 und Sabine Lickes bei den Frauen den dritten Rang. „Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden, habe heute eine neue persönliche Bestleistung aufgestellt und kann damit zu den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften fahren“, sagte die 13-jährige Emma aus Sippersfeld stolz. Sie geht aufs Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern, allerdings nicht auf den dortigen Sportzweig, wie sie betont. Bei 46,47 Punkten hatte sie gerade mal einen Abzug von sechs Punkten hinzunehmen, was ihre blitzsaubere Leistung belegt, und sie entschied das Fernduell mit ihrer Mama Sabine, die als Dritte in der Frauenklasse auf 44,47 Punkte kam, zu ihren Gunsten. Mit 52 Jahren eine solche Vorstellung abzuliefern, ist beachtenswert. „Und Sabine lernt immer neue Übungen dazu“, hob Trainerin Sofia Weller die Leistung der Frau Mama hervor. Bei Sofia Weller und ihrer Schwester Lisa trainiert auch Emma.

Jungs im Radball, Mädchen auf dem Kunstrad

In der U11 landeten Fiona Molter, Jasmin Haas, Lilli Geißler, Lea Daneluk und Josefine Köhler auf den Plätzen, wobei, wie Trainerin Evi Gehrhardt erzählte, „Lea und Josefine ihre erste Saison fahren“. Das ist nichts Besonderes beim RV Bolanden. In jedem Jahr zaubert der Verein Anfänger hervor, „wir Kunstradsportler haben kein Nachwuchsproblem. Gerade im letzten Training war wieder ein Mädchen da, das einfach mal gucken wollte“, sagte Gehrhardt, die nie selbst fuhr, erst über ihre beiden Töchter zum Kunstradsport kam, sich alles selbst aneignete – und geblieben ist. „Ich bin da rein geschlittert und halte die Stellung. Aber ich bin sehr dankbar, dass mich Lisa und Sofia Weller unterstützen. Alleine schaffe ich das nicht, wir haben ja drei Gruppen“, betonte Gehrhardt. „Ja genau, wie sollte sich eine Trainerin da aufteilen“, ergänzte Sofia Weller. Sie musste ihre Karriere aus Verletzungsgründen beenden. Das war etwa 2015, sie war dann mal fünf Jahre weg und kam zurück. „Wir machen das ehrenamtlich, und es ist natürlich ein gewisser Aufwand. Meine Schwester zum Beispiel kommt aus Bad Kreuznach ins Training gefahren, aber wir machen das gerne, weil man auch sehr viel von den Mädchen zurückbekommt“, betonte Sofia Weller. Vielfach über Mundpropaganda kämen neue Sportlerinnen dazu: „Es gibt auch welche, die in ihrer Schule mal ein Referat über diese außergewöhnliche Sportart halten. Dann sagt sich das ein oder andere Mädchen, hey, das ist doch bei mir in der Nähe, dann komme ich mal vorbei“. Und schon gibt’s da eine Schnupperstunde in der Sporthalle Im Goschental, die sich die Kunstradsportlerinnen montags und mittwochs mit den ebenfalls erfolgreichen Radballern teilen.

Momentan scheint es so zu sein, dass es die Jungs zum Radball und die Mädchen zum Kunstradsport zieht. „Wir sind froh, dass in der Nach-Corona-Zeit für uns alles wieder möglich ist. Für einen Verein ohne eigene Halle war das schon schwierig, man durfte ja öffentlich nicht trainieren“, erzählte Gehrhardt. Also heile Welt beim RV Bolanden? Kann man so sagen. Sofia Weller betonte: „Wir legen den Fokus erst mal auf den Spaß im Sport. Daraus entwickelt sich Ehrgeiz und dann kommt auch der Erfolg.“ Wie bei Emma Lickes zum Beispiel.

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