Donnersbergkreis Omas bekennen Farbe

Erheben ihre Stimme gegen rechtes Gedankengut: die „Omas gegen Rechts“.
Erheben ihre Stimme gegen rechtes Gedankengut: die »Omas gegen Rechts«.

«ROCKENHAUSEN.»„Alt sein heißt nicht stumm sein!“ – Mit diesem Selbstverständnis beweisen die Mitglieder der neuen Friedensbewegung „Omas gegen Rechts“ in Rockenhausen, dass sie mehr sind als „schrullige“ Großmütter: Zusammen machen sie sich in der Region stark für eine freie, lebenswerte Welt ohne Diskriminierung und Ausgrenzung. Doch auf ihrer Agenda steht mehr als nur das Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit. „Wir wollen nicht, dass Menschen wieder einmal rechtes Gedankengut verbreiten und Gewalt auf die Straßen bringen“, schildert die 66-jährige Hede Kaffenberger einen der Grundgedanken der Bewegung. Derzeit ist sie eine von zwölf Aktivistinnen, die sich in Rockenhausen nach dem österreichischen Vorbild zur Gruppe „Omas gegen Rechts“ formiert haben. „Angefangen hat es damit, dass ich selbst über die ulkigen Omas bei Facebook gelesen habe“, erinnert sich die Gründerin der Rockenhausener „Omas“, Petra Meinzer aus Becherbach, an die Anfänge im letzten Jahr zurück. Aus Frustration über den wiederaufkeimenden Rechtspopulismus in ihrer Heimat hatten die beiden Österreicherinnen Anna Ohnweiler und Gerda Smorra zu Beginn des Jahres 2018 die zivilgesellschaftliche und überparteiliche Initiative im sozialen Netzwerk ins Leben gerufen. Aufmerksamkeit erzielten sie damit auch schnell außerhalb von Österreich. Mittlerweile ist die Bewegung in den größeren Städten Deutschlands angekommen. Auf der Suche nach engagierten „Omas“ in ihrer Region fiel Meinzer auf, dass sich die „Stadtoma ihrer Enkel“ bereits in Berlin der Initiative angeschlossen hatte. „Als ich sie besuchte, fragte sie mich, wieso ich nicht eine Gruppe für Rockenhausen gründe. Zusammen haben wir dann die Facebook-Gruppe erstellt“, so die 65-Jährige weiter. Schließlich habe sie zum Handeln das Gefühl bewegt, dass gerade auf dem Land viele Menschen rechtspopulistische Gedanken einiger Parteien teilten, glücklicherweise aber nicht für Gewalt stünden. „Wir kennen diese Situation noch gut aus den Gesprächen aus der Elterngeneration“, sagt Meinzer, deren Vater, wie in ihrer Generation häufig vorgekommen, nach dem Zweiten Weltkrieg Zeit in Kriegsgefangenschaft verbracht hatte. „Wir sind praktisch ohne Väter aufgewachsen. Deswegen sind wir auch absolut gegen Gewalt, Krieg und Waffen“, ergänzt die 75-jährige Aktivistin Helga Völpel. Anlässlich der bevorstehenden Europawahl wolle die Initiative die Menschen zur Wahl einer Partei animieren, die die Menschenrechte wahrt. „Uns geht es nicht um eine bestimmte Partei, die gewählt werden soll, sondern um das Verhalten und die Gesinnung. Bei uns gibt es viele Frauen, die ganz unterschiedliche Parteien gut finden“, betont Meinzer die Vielfalt der Bewegung. Außerdem engagiere man sich auch in Hinblick auf den Klimaschutz und den Ausstieg aus der Atomkraft, nennt sie weitere Themen der Aktivistinnen. Deswegen reicht die Wirkkraft der Rockenhausener „Omas“ über das Internet hinaus: Immer am ersten Samstag im Monat treffen sich die Mitglieder um 12 Uhr in der Rockenhausener Begegnungsstätte in der Bezirksamtstraße 1. Dort tauschen sie unter anderem Gedanken zu politischen Themen aus oder teilen Informationen zu Aktionen. „Beispielsweise haben wir schon in Kirchheimbolanden an einer Mahnwache gegen einen AfD-Vortrag teilgenommen oder demonstrierten in Kandel gegen das rechte Frauenbündnis“, nennt Völpel einige der ersten Schritte der Aktivistinnen. Doch die Initiative ist nicht allein etwas für Omas. „Für Opas auch“, deutet die 52-jährige Anette Kollmannsperger auf ein Schild, „Bei uns ist jeder willkommen, der die Inhalte vertritt. Egal, ob alt oder jung.“ Für die gesellschaftliche Zukunft wünscht sich Meinzer, dass der Artikel 3 des Grundgesetzes endlich gelebt wird: „Dass niemand mehr aufgrund von Religion, Herkunft oder Geschlecht bevorzugt oder benachteiligt wird und dass wir in einer friedlichen Welt ohne Kriege leben – für unsere Kinder und unsere Enkel.“ Natürlich sei man sich trotzdem bewusst, dass die gesamtheitliche Umsetzung ihrer Ziele eine Utopie sei, gibt sich Mitglied Kaffenberger realistisch. Nichtsdestotrotz seien es gute und schöne Ideen, denen anzunähern sich lohne. „Denn ehrlich gesagt, Kriege und Gewalt haben noch nie etwas gebracht – außer Krisen und Flüchtlinge“. Kurz-Info Das nächste Treffen der „Omas gegen rechts“ findet am 1. Juni um 12 Uhr in der Begegnungsstätte Bezirksamtsstraße 1 in Rockenhausen statt.

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