Eisenberg „Nichts tun, geht nicht“: Dieter Dech über die Ukraine-Hilfe des GMR

Dieter Dech fühlt mit den Ukrainern mit.
Dieter Dech fühlt mit den Ukrainern mit.

Der Krieg in der Ukraine bewegt. Auch im Donnersbergkreis versuchen viele, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Irgendwie. Auch der Gesang- und Musikring Eisenberg hat nun eine Spendenaktion auf die Beine gestellt. Der Verein hat eine besondere Beziehung zur Ukraine.

Die Bilder, die momentan aus der Ukraine gesendet werden, es sind Bilder, die Dieter Dech und seine Frau Elly schwer erschüttern. Zuzuschauen, wie ein Volk von einem übermächtig scheinenden Gegner überfallen wird, schmerzt. Umso mehr, wenn man einen persönlichen Bezug zu dem Land hat. Und den haben die Dechs.

Dieter Dech, heute 82 Jahre alt, ist ein Urgestein des Gesang- und Musikrings (GMR), seit 1975 dabei und wenn man auch die Vorgängergruppen in Betracht zieht, seit 1946 aktiv. Der Steuerberater ist mittlerweile Ehrenmitglied, obwohl das Singen gar nicht so seins ist, wie er sagte, als ihm diese Auszeichnung 2019 zuteil wurde. Was aber sein’s war: das Organisieren. Und so war Dech lange Zeit dafür verantwortlich, für den mehrstündigen Internationalen Liederabend, den der GMR regelmäßig auf die Beine stellte, ausländische Gruppen zu finden. Er wurde fündig. In den USA, Ecuador, Spanien, der Türkei, Italien Frankreich, dem damaligen Jugoslawien, in Griechenland – und in der Ukraine.

Gegenseitige Besuche

So kam es, das in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion beliebte Gruppe Zorjany 1993 auf ihrer Europa-Tour auch in Eisenberg und Ramsen Station machte. „Durch meine Freundschaft mit einer bulgarischen Familie, hatte Iliana, meine Übersetzerin und Messe-Organisatorin, Kontakt zu zwei jungen ukrainischen Tänzerinnen von Zorjany und so kam es zu dieser Verbindung“, sagt Dech. Zehn Tage lang seien die Ukrainer in Eisenberg gewesen, allesamt waren sie bei Familien des GMR untergebracht. Den Gästen gefiel es so gut, dass sie ein Jahr später wieder kamen – und dann nochmal 2003.

Der Gesang- und Musikring machte sich im Gegenzug 1995 auf zu einer Konzertreise nach Kirowograd, eine Industriestadt im Herzen der Ukraine, und in die Hauptstadt Kiew – mit fast 50 Personen für insgesamt zehn Tage. Erinnerungen, die bleiben. „Da war so eine große Gastfreundschaft, so eine große Freundlichkeit, die uns da entgegen gebracht wurde“, so Dech. Unvergessen seien die Bitten älterer Ukrainer an den großen GMR-Tenor Robert Gerber gewesen: Singt doch einmal noch Lieder eurer Soldaten. Und was wollten die Ukrainer hören: „Heimat, deine Sterne“, „Es steht eine Mühle im Schwarzwälder-Tal“ und ähnliches. „Lieder, nicht vom Sieg, nicht vom Krieg, sondern Lieder, die Sehnsucht nach Frieden und Romantik ausdrücken“, so Dech.

Spendenkonto eingerichtet

Die Kontakte seien über die Jahre zwar irgendwann eingeschlafen, die guten Erinnerungen sind aber nicht verblasst. Und so wollen Dieter und Elly Dech nun etwas tun. So wie sie es ja auch schon seit einem halben Jahrhundert tun, in mehreren internationalen Entwicklungshilfe-Gruppen. „Ich bin mir bewusst, dass ich nur begrenzt helfen kann. Ich bin 82 Jahre alt, immer noch täglich im Büro mit voller Arbeitszeit, denn wir haben leider seit Monaten sehr viele Ausfälle durch Krankheit und Pflege“, so Dech. Eine Spendenaktion, so dachte er sich, ließe sich doch aber umsetzen. Und so holte sich Dech den GMR ins Boot. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet. „Wir würden uns freuen, wenn sich da viele beteiligen würden.“, so Dech. Derzeit werde noch überlegt, wie genau das Geld dann an die Ukraine fließen könnte, eine persönliche Übergabe scheidet derzeit aus offensichtlichen Gründen aus. Gut möglich, so Dech, dass man sich da an eine größere Organisation andocke, etwa an die Bündnis-Aktion, der verschiedene Hilfsorganisationen angehören, etwa die Caritas und das Deutsche Rote Kreuz. Nichts tun, gelte nicht. Dech: „Wie soll ich einmal Anatoly, Nikolay, Rima und den vielen anderen gegenübertreten und ihnen in die Augen schauen?“

SPENDENKONTO

Spenden können an das Spenden-Sonderkonto des GMR bei Sparkasse Donnersberg, IBAN: DE40 5405 1990 0007 0392 66, überwiesen werden.

Zitiert

„Unsere Partnerschaft bedeutet aber auch eine große psychische Belastung für uns in Eisenberg, denn wie können wir hier ruhig und sorgenfrei leben, bei dem Gedanken an Euch, wo ihr ein Leben führt, wie auf einem anderen Planeten, obwohl wir sind von einem Gott. Ihr habt das gleiche Recht, ein Leben zu führen, das menschenwürdig ist. Aber ich habe Hoffnung und was wir gegeben haben und in der Zukunft geben wollen, sind keine anonymen Almosen, sondern wir teilen mit echten Freunden. Bringt diese Hoffnung in die Herzen Eurer Freunde nach Kirowograd. Immer noch hören wir Eure Musik und Gesang in unseren Ohren klingen. Eure Worte konnten wir oft nicht verstehen, aber das Leuchten Eurer Augen und der Klang Eurer Stimmen sagt viel mehr. Dafür danken wir euch.“ Dieter Dech an die ukrainischen Gäste in seiner Abschlussrede auf der Bühne, 8. Mai 1993

1993 bekam der GMR Besuch von einer ukrainischen Tanzgruppe.
1993 bekam der GMR Besuch von einer ukrainischen Tanzgruppe.
x