Donnersbergkreis Neuer „Anker“ im Gewerbegebiet
Seit dem Rückzug der Firma Piepenbrock lag das ehemalige Feistel-Gelände in Göllheim, inzwischen in Gewerbepark Ruhweg umbenannt, mehr oder weniger brach, lediglich eine der Hallen, in denen früher Feuerwerkskörper gelagert wurden, wurde von der Versandfirma IVB genutzt. Seit Oktober vergangenen Jahres hat sich allerdings die Firma Sonima nach ihrem Umzug aus Kirchheimbolanden dort angesiedelt. Die RHEINPFALZ hat das Unternehmen besucht.
Wer das Gelände des Gewerbeparks Ruhweg betritt, fühlt sich durchaus noch daran erinnert, dass dort jahrzehntelang Feuerwerkskörper hergestellt wurden: Einige der explosionssicheren Bunker sowie die großen Lagerhallen aus grünem Wellblech stehen noch, ebenso wie das Verwaltungsgebäude. Dort ist seit dem vergangenen Jahr die 2005 in Kirchheimbolanden gegründete Firma Sonima eingezogen. Den Hauptgrund für den Umzug nennt Gründer und Geschäftsführer Niels Treiber in einem Satz: „In Kibo waren wir Mieter, in Göllheim ist das Gelände unser Eigentum.“ Rund 3,5 des insgesamt 20 Hektar großen Geländes hat Sonima erworben. Der Rest des Geländes gehört derzeit noch der Firma Piepen-brock. Die Firma IVB ist inzwischen Mieter von Sonima. Was die Firma Sonima anbietet, ist nach Auskunft von Gründer und Geschäftsführer Niels Treiber einerseits „relativ einzigartig“, andererseits aber ziemlich abstrakt. Technisch korrekt spricht man von „modularen Dienstleistungen“. Aber was kann sich der Laie darunter vorstellen? „Im Grunde ist es ganz einfach“, erklärt Treiber: „Da gibt es einerseits die Automobilindustrie. Die braucht Roh-Teile. Dann gibt es auf der anderen Seite die Firma, die diese Teile herstellt. Der Hersteller stellt her und verhandelt die Preise, der Endkunde nimmt ab. Alles dazwischen machen wir.“ Bei den Herstellern handelt es sich zu 80 Prozent um Gießereien, die meisten in Übersee, vor allem in China und Indien. Am anderen Ende stehen Namen wie Daimler, Volvo, aber auch Zulieferer wie der Turbolander-Hersteller Borg Warner. Die von Treiber angesprochenen Zwischenschritte wiederum sind nicht immer gleich, sie werden vielmehr ganz auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnitten. Treiber hat dafür sechs Angebotsgruppen entwickelt, die nach Belieben kombiniert werden können. Genannt werden sie Module – daher auch die Bezeichnung „modulare Dienstleistungen“. Benannt sind diese Module „Lagerhaltung und Logistik“, „Kommissionieren und Umpacken“, „Industrielle Reinigung“, „Produktion und Montage“, „Teilebeschaffung“ und „Qualitätsservice“. „Nicht jeder Kunde kauft bei uns gleich alle sechs Module ein. Was wir allerdings nicht machen, ist reine Lagerhaltung“, so Treiber, „denn das machen die besser, die sich ausschließlich darauf spezialisiert haben. Unsere Stärke ist das auf den Kunden zugeschnittene Angebot“. „Customizing“ wird das auf Neudeutsch genannt. Wenn ein Zulieferer von Automobilzubehör zum Beispiel bei einer Gießerei in China ein Turbolanderteil bestellt, dann geht Sonima zu dem Hersteller, führt dort die Verhandlungen, nimmt die Rohware entgegen, kümmert sich vor Ort um die Verpackung, die Verschiffung, packt die Ware am anderen Ende wieder aus oder um, montiert Teile, die von anderen Herstellern kommen, hinzu, misst und kontrolliert, verpackt die so veredelten Teile wieder und liefert sie beim Endabnehmer an. Sogar Konzepte, wie die einzelnen Teile verpackt werden müssen, um möglichst viele in eine Kiste zu bekommen, werden von Sonima – in einer 3-D-Simulation am Computer – entwickelt. „Wir erledigen außerdem auf Wunsch sämtliche Formalitäten und schreiben für den Kunden auch Lieferscheine und die Rechnung“, erläutert Treiber. Sehr stark wächst derzeit der Bereich Montage: „Spätestens da hört es nämlich beim normalen Logistikdienstleister auf.“ Seine Firma hat Niels Treiber nicht von heute auf morgen aufgebaut: „Ursprünglich war ich selbst in der Automobilindustrie angestellt und dort in der Beschaffung von Gussteilen tätig. Ich habe Kunden entwickelt und erkannt, dass genau das, was Sonima heute anbietet, gefehlt hat. Daraufhin habe ich mich selbstständig gemacht. Angefangen habe ich mit dem Umpacken, dann kamen die anderen Bereiche allmählich hinzu. Das hat sich erst über die Jahre ausgeprägt.“ Von Haus aus ist Treiber gelernter Industriekaufmann und studierter Betriebswirt. Eigentlich, so räumt er ein, kommt man in die Sparte Beschaffung eher über die technische Schiene. „Allerdings war ich schon immer auch technisch sehr interessiert.“ Seit der Gründung vor zehn Jahren ist Sonima schnell gewachsen, inzwischen hat die Firma weltweit Niederlassungen und will weiter expandieren. Der Hauptsitz mit derzeit 120 Beschäftigten soll aber in jedem Fall in Göllheim bleiben. Der Göllheimer Ortsbürgermeister Dieter Hartmüller ist glücklich über die Neuansiedlung. „Wir sehen in der Firma eine Art Anker für die weitere Nutzung des Geländes“, so seine Einschätzung. Die Ortsgemeinde würde das Restgelände gerne von Piepen-brock erwerben, allerdings nur, wenn alle Altlasten, sprich: die Munitionsbunker, entfernt und entsorgt sind. Dann will die Gemeinde sich um die weitere Erschließung kümmern. Durchaus gern gesehen wäre es seitens der Gemeinde, wenn sich ein weiterer größerer Betrieb, etwa eine Spedition, dort ansiedeln würde.